Die verlassenen Häuser der Ortschaft Lützerath, rund 30km von der Stadtgrenze zu Köln, waren im Januar 2023 im bundesweiten Fokus. Am 11. Januar begann die Polizei damit, die von Umweltaktivisten besetzten Häuser zu räumen. Das Gebiet der ehemaligen Ortschaft soll für den Tagebau Garzweiler weggebaggert werden, weil darunter noch Kohle liegt, die RWE fördern will. Was aber passiert eigentlich nach dem Abbau der Kohle, die nun bereits früher als geplant im Jahr 2030 abgeschlossen sein wird?
Für die Nachnutzung des Tagebaus Garzweiler gibt es bereits konkrete Pläne. Es ist zugleich eine riesige Herausforderung: Wie entwickelt man diese unglaublich große Fläche? Ein Teil des Tagebaus soll ein riesiger See werden, der rund 190 Meter tief sein wird und fast die Fläche des Steinhuder Meers in Niedersachsen haben könnte. Konkret sind diverse Nachnutzungen auf dem riesigen Gelände geplant.
(Foto: Arne Müseler / arne-mueseler.com / CC-BY-SA 3.0)
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Garzweiler-See, wo heute Lützerath ist
Dort wo sich die Ortschaft Lützerath befand, soll nach Garzweiler der Garzweiler See entstehen. Der See soll mit Wasser befüllt werden, das aus dem Rhein kommt. Das ist die einzige Möglichkeit, eine so riesige Grube in eine halbwegs annehmbaren Zeitraum zu füllen. Dafür soll eine Pipeline gebaut werden, die auch den Tagebau Hambach mit Wasser füllen soll. Orte wie Holzweiler sollen in einigen Jahrzehnten dann an einem der größten Seen in NRW liegen.
Wir reden hier jedoch nicht von Monaten oder Jahren: Die Befüllung soll maximal 40 Jahre dauern. Umweltschützer haben zuletzt mehrfach die Befüllung der Restlöcher durch Rheinwasser kritisiert. Zum einen sei nicht sichergestellt, ob der Rhein in Jahrzehnten noch so viel Wasser haben werde, um die Löcher zu füllen. Zum anderen könnte belastetes Wasser aus dem Rhein zu unvorhersehbaren Reaktionen in den Restlöchern führen.
Innovation Valley Garzweiler
Ein weiterer Schwerpunkt soll das so genannte „Innovation Valley Garzweiler“ werden – ebenfalls auf der Fläche des heutigen Tagebaus. In den nächsten Jahren sollen Plan- und Machbarkeitsstudien für das Valley erstellt werden. Schwerpunktgebiete für Innovationen sollen Ausgangspunkt für neue gewerbliche Entwicklung und neue Siedlungen sein.
Es soll gleichzeitig das grüne Herz des Tagebaus sein und hin zum Garzweiler See liegen: „In der Tagebaufolgelandschaft besteht ein großes Potenzial für einen großflächigen Demonstrationsraum, in dem die Zukunft von Wohnen und Arbeiten in einer hochproduktiven Landschaft des 21. Jahrhunderts erprobt wird“, heißt es auf der Webseite von Landfolge, ein Zweckverband zur Entwicklung der Landschaft.
Anzeige:Heißt auch: Wo heute noch Tagebau ist, sollen in 60 Jahren die Siedlungen der Zukunft direkt am See stehen. Durch den Tagebau geht bereits die neue A44. Die 10 Kilometer lange Strecke wurde 2018 eröffnet und in 6 Jahren Bauzeit für 125 Mio. Euro gebaut (120 Mio. zahlte RWE).
Grünes Band Garzweiler
Die Landschaft soll von einem grünen Band eingebettet sein. Das ist ein sehr breiter Grünstreifen mit Rad- und Wanderwegen, ähnliche wie der Grüngürtel in Köln, der sich um den Tagebau Garzweiler I und II legt. in Reallabor ganz im Westen von Garzweiler I ist die dritte Zone der neuen Struktur.
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