Die Kölsch Brauereien stehen in diesen Jahren vor großen Herausforderungen: Der Kölsch-Absatz sinkt kontinuierlich, gleichzeitig steigen die Kosten für Produktion und Vertrieb an. Die Folgen waren bereits in den vergangenen Jahrzehnten zu sehen: Eine zunehmende Konzentration von Kölsch-Marken.
Zuletzt gab es einmal mehr eine Übernahme: Mühlen Kölsch wird ab Herbst zu Gaffel gehören. Die Traditionsmarke ist dann Teil der Privatbrauerei. Aus Konkurrenten werden zwei Marken unter einem Dach. Mühlen bleibt als Marke erhalten, wird aber künftig von Gaffel produziert und vertrieben. (Foto:
IMAGO / Winfried Rothermel)
Wem gehört eigentlich welche Kölsch Marke? Welche Kölsch Sorten sind noch inhabergeführt und welche Marken gehören längst zu großen Konzernen? Hier seht ihr die Übersicht:
Reissdorf Kölsch
- Eigentümer: Privat-Brauerei Heinrich Reissdorf GmbH & Co. KG (Familienbrauerei, geführt von der Familie von Rieff)
- Im Besitz seit: Gründung 1894 – das Unternehmen befindet sich seitdem ununterbrochen in Familienbesitz (heute in 4. Generation)
- Struktur: Unabhängiger Familienbetrieb (kein Konzern)
- Braustandort: In Köln-Rodenkirchen (die Brauerei wurde 1998 vom historischen Standort Severinsviertel dorthin verlegt)
Besonderheit bei Reissdorf: Es ist laut Abstimmung auf Verliebt in Köln das beliebteste Kölsch, investiert aber kaum Geld in Werbung.
Früh Kölsch
- Eigentümer: Cölner Hofbräu P. Josef Früh KG (Familieneigentum der Nachkommen des Gründers Peter Josef Früh)
- Im Besitz seit: Gründung 1904 – seit über 100 Jahren in Familienhand (aktuell 5. Generation)
- Struktur: Traditioneller Familienbetrieb, kein Konzern.
- Braustandort: Eigene Großbrauerei in Köln-Feldkassel (dort werden seit 2020 auch die Kölsch-Marken der Radeberger-Gruppe im Lohn – siehe Aufzählung unten – gebraut)
Gaffel Kölsch
- Eigentümer: Privatbrauerei Gaffel Becker & Co. OHG (geführt von der Familie Becker seit Gründung)
- Im Besitz seit: Gründung 1908 – ununterbrochen in Familienbesitz (derzeit 114 Jahre altes Familienunternehmen)
- Struktur: Unabhängige Privatbrauerei (Familienbetrieb, kein Konzern)
- Braustandort: Neue Braustätte der Gaffel-Brauerei in Köln-Porz (Gremberghoven) – modernes Produktions- und Abfüllzentrum. Bis 2016 wurde Gaffel noch am Eigelstein gebraut.
Mühlen Kölsch (Brauerei zur Malzmühle)
- Eigentümer: Brauerei zur Malzmühle Schwartz GmbH & Co. KG (Familie Schwartz)
- Im Besitz seit: 1912 – in diesem Jahr übernahm die Familie Schwartz die Brauerei; seither bis heute Familienbesitz (mittlerweile 5. Generation unter Melanie Schwartz)
- Struktur: Unabhängiger Familienbetrieb (zweitälteste Kölsch-Brauerei Kölns, kein Braukonzern)
- Braustandort: Bislang in Köln-Kalk (seit 2022, nach Verlagerung vom Heumarkt zur übernommenen Sünner-Brauerei)
Geplant: Ab dem 1. September 2025 übernimmt die Privatbrauerei Gaffel Markenrechte, Produktion und Vertrieb von Mühlen Kölsch. Künftig wird Gaffel also das Mühlen Kölsch brauen (Malzmühle fokussiert sich auf Gastronomie).
Päffgen Kölsch
- Eigentümer: Privatbrauerei Päffgen (Familie Päffgen) – geführt von der Gründerfamilie seit über 130 Jahren.
- Im Besitz seit: Gründung 1883 – bis heute im Besitz der Familie Päffgen (eine der letzten echten Familien-Brauereien Kölns).
- Struktur: Kleiner, unabhängiger Familienbetrieb (Brauhaus mit eigenem Braubetrieb, keine Konzernzugehörigkeit).
- Braustandort: Brauerei Päffgen in Köln, Friesenstraße (Brauhaus Päffgen, das Kölsch wird vor Ort traditionell selbst gebraut).
Päffgen ist also eine der wenigen Kölsch-Marken, die noch direkt in der Stadt gebraut werden. Päffgen gibt es nicht in Flaschen und nur in wenigen Brauhäusern.
Sünner Kölsch
- Eigentümer: Brauerei zur Malzmühle Schwartz GmbH & Co. KG (seit Übernahme der Sünner-Brauerei Anfang 2022). Zuvor bis 2021 in Besitz der Familie Sünner/Schmitz-DuMont (älteste Kölsch-Brauerei, gegründet 1830).
- Im Besitz seit: 2022 – die Malzmühle (Familie Schwartz) übernahm die Sünner-Brauerei zum 1. Januar 2022 (Davor über 190 Jahre Familienbetrieb der Familie Sünner)
- Struktur: Mittelständischer Familienbetrieb – nun Teil der familiengeführten Malzmühle. Kein Großkonzern, sondern Zusammenschluss zweier Kölner Traditions-Familienbrauereien.
Zunft Kölsch
- Eigentümer: Erzquell Brauerei Bielstein Haas & Co. KG (Familie Haas)
- Im Besitz seit: Einführung der Marke – Zunft Kölsch wurde von der Erzquell-Brauerei (Bielstein) in den 1960er-Jahren als Kölsch-Sorte auf den Markt gebracht (Erweiterung des Sortiments) Die Brauerei ist seit Gründung 1900 in Familienhand (derzeit 4. Generation Haas)
- Struktur: Unabhängige Privatbrauerei (Familienunternehmen, kein Großkonzern). Erzquell führt neben Zunft Kölsch auch regionale Pils- und Biermix-Marken.
- Braustandort: Erzquell Brauerei in Wiehl-Bielstein (Oberbergischer Kreis, ca. 50 km von Köln). Dort wird Zunft Kölsch gebraut und abgefüllt; die Brauerei produziert zudem in einer zweiten Betriebsstätte (Siegtal) andere Biersorten.
Schreckenskammer Kölsch
- Eigentümer: Brauhaus „Zur Schreckenskammer“ – Inhaberfamilie Wirtz (Hermann-Josef und Georg Wirtz) Die Familie Wirtz besitzt das Brauhaus seit 1933 (damals Erwerb durch Cornelius Wirtz, Großvater der heutigen Eigentümer).
- Im Besitz seit: 1933 – seither Familienbesitz (mittlerweile dritte Generation).
- Struktur: Kleiner Familienbetrieb (Brauhaus/Gaststätte). Die Kölsch-Rezeptur ist ein hauseigenes Traditionsrezept.
- Braustandort: Kein eigener Braubetrieb mehr im Haus. Das Schreckenskammer-Kölsch wird in Auftragsbrauerei hergestellt. Bis 2017 wurde es im Lohnsud von der Radeberger-Gruppe gebraut, seit 2018 wird es von der Cölner Hofbräu Früh gebraut.
Somit kommt Schreckenskammer-Kölsch aktuell aus der Früh-Brauerei (Köln-Feldkassel), wird aber ausschließlich im Brauhaus und ausgewählten Verkaufsstellen angeboten.
Bischoff Kölsch
- Eigentümer: Privatbrauerei Bischoff (Familie Bischoff). Gegründet von Wilhelm Bischoff, bis heute ein Familienunternehmen am Standort Hürth-Fischenich.
- Im Besitz seit: Gründung 1961 – seither in Familienbesitz (mittlerweile zweite Generation).
- Struktur: Kleinstbrauerei/Familienbetrieb (unabhängig, nicht konzerngebunden). Interessanterweise eine der wenigen Kölsch-Brauereien außerhalb Kölns (Rhein-Erft-Kreis), aber gemäß Kölsch-Konvention noch im nahen Umland gelegen.
- Braustandort: Weilerhof, Hürth-Fischenich (bei Brühl). Dort befindet sich die Privatbrauerei Bischoff mit Gasthaus und Biergarten. Das Kölsch wird vor Ort gebraut (handwerkliche Anlage mit 65 hl Sudwerk)
Bischoff Kölsch wird fast nur regional (im eigenen Brauhaus und Umgebung) verkauft, es ist eine bewusst klein gehaltene Produktion. (Hinweis: Als Rohstoffbesonderheit baut Familie Bischoff ihre Braugerste selbst anfeinkosten.de.)
Richmodis Kölsch
- Eigentümer: Privatbrauerei Gaffel Becker & Co. (Markenrechte). Gaffel übernahm 1998 die historische Marke „Richmodis“. 2012 belebte die Supermarktkette REWE die Marke neu als Handelsmarke – in Kooperation mit Gaffel.
- Im Besitz seit: 1998 – seitdem liegt die Marke bei Gaffel. (REWE nutzt Richmodis Kölsch als exklusive Eigenmarke, die Brauerei bleibt jedoch Gaffel.)
- Struktur: Marken-Kooperation zwischen einer Familienbrauerei (Gaffel) und einem Handelsunternehmen (REWE). Offiziell ist Richmodis eine Gaffel-Untermarke, die für den Lebensmitteleinzelhandel (REWE) produziert wird.
- Braustandort: Bei der Privatbrauerei Gaffel in Köln. Richmodis Kölsch wird von Gaffel gebraut und abgefüllt. (Vertrieb ausschließlich über REWE/Partner, kein Ausschank in Kölner Brauhäusern.)
Diese Kölsch-Marken gehören zu Dr. Oetker
Die folgenden sechs Kölsch-Marken gehören allesamt zu Dr. Oetker bzw. zur Radeberger Gruppe. Diese Kölsch Marken werden allesamt bei Früh gebraut, nachdem die Radeberger Gruppe die Gilden Brauerei in Köln-Mülheim dicht gemacht hat.
Sester Kölsch
- Eigentümer: Haus Kölscher Brautradition GmbH (Radeberger Gruppe, Oetker). Die Brauerei Sester wurde 1986 geschlossen; die Markenrechte gingen an die Vorgänger der Radeberger-Gruppe über.
- Im Besitz seit: Nach Stilllegung der Brauerei Sester (Köln) wurde die Marke in den Kölner Brauerei-Verbund integriert.
- Struktur: Konzernmarke (reine Traditionsmarke ohne eigene Braustätte, gehalten von Oetker/Radeberger)
- Sester Kölsch ist also ein reines Radeberger-Lizenzprodukt ohne eigene Brauerei.
Küppers Kölsch
- Eigentümer: Haus Kölscher Brautradition GmbH (Radeberger Gruppe, Oetker). Ursprünglich 1962 von der Wicküler-Brauerei eingeführt)
- Im Besitz seit: Die Marke wurde 1998 von Brau & Brunnen in den „Kölner Verbund“ integriert. Heute liegt Küppers vollständig bei Radeberger.
- Struktur: Konzernmarke (Teil des Radeberger/Oetker-Portfolios)
- Braustandort: Derzeit kein eigener Brauort – Küppers Kölsch wird im Auftrag der Haus Kölscher Brautradition gebraut, und zwar als Lohnsud bei der Früh-Brauerei in Köln (Feldkassel). Früher braute Wicküler kurzzeitig in Wuppertal, was jedoch wegen der Kölsch-Konvention unterbunden wurde; danach Produktion in Köln.)
Gilden Kölsch
- Eigentümer: Haus Kölscher Brautradition GmbH (Radeberger Gruppe, Oetker). Die Gilden-Brauerei ging 1967 an die Dortmunder Union/Brau & Brunnen und gehört seit 2004 zur Radeberger-Gruppe.
- Im Besitz seit: 1967 – in diesem Jahr übernahm die Dortmunder Union-Brauerei die damalige Gilden-Brauerei. Über Brau & Brunnen (ab 1988) kam Gilden 2004 zur Radeberger-Gruppe.
- Struktur: Konzernmarke (Teil der Radeberger-Gruppe, ehemals Brau & Brunnen)
- Braustandort: Bis Herbst 2020 in der eigenen Gilden-Brauerei in Köln-Mülheim. Nachdem Radeberger den Standort geschlossen hat, wird Gilden Kölsch seit Oktober 2020 von Früh in Köln-Feldkassel gebraut (Lohnbraupartnerschaft zwischen Radeberger und Früh)
Dom Kölsch
- Eigentümer: Haus Kölscher Brautradition GmbH (Radeberger Gruppe, Oetker). Die frühere Dom-Brauerei AG war ab den 1980er Jahren Teil der Stern-Brauerei-Gruppe und geriet 2005 in Schwierigkeiten – seit den 00er-Jahren liegt die Marke letztlich bei Radeberger.
- Im Besitz seit: Mitte der 2000er – die Dom-Brauerei stellte Ende 2005 die eigene Produktion ein und ließ Dom Kölsch ab 2006 extern brauen.
- Struktur: Konzernmarke (gehörte zeitweise zur „Stern“-Gruppe, heute Teil des Oetker/Radeberger-Portfolios)
- Braustandort: Eigene Braustätte existiert nicht mehr (das Dom-Brauereigelände in Köln wurde 2005 verkauft). Dom Kölsch wurde ab 2006 zunächst im Lohnauftrag von der Erzquell-Brauerei (Zunft) gebraut. Seit etwa 2013/2014 ist Dom Kölsch im „Haus Kölscher Brautradition“ gebündelt und wird seit Oktober 2020 in der Früh-Brauerei Feldkassel mitproduziert.
Peters Kölsch
- Eigentümer: Haus Kölscher Brautradition GmbH (Radeberger Gruppe, Oetker). Früher Privatbrauerei Peters & Bambeck in Monheim, 2004 an Brau & Brunnen verkauft und integriert.
- Im Besitz seit: 2004 – in diesem Jahr wurde die Privatbrauerei Peters an die Brau und Brunnen AG verkauft; kurz darauf Schließung der eigenen Braustätte in Monheim.
- Struktur: Konzernmarke innerhalb der Radeberger-Gruppe (kein Familienbetrieb mehr seit dem Verkauf).
- Braustandort: Nach der Schließung der Monheimer Brauerei wird Peters Kölsch seit 2004 extern gebraut – zunächst bei der Gilden-Brauerei in Köln-Mülheim und nach deren Stilllegung ab 2020 ebenfalls in der Früh-Brauerei in Köln-Feldkassel (Lohnbrauverfahren durch Radeberger/Früh).
Sion Kölsch
- Eigentümer: Haus Kölscher Brautradition GmbH, eine Tochtergesellschaft der Radeberger Gruppe, die wiederum zur Dr. August Oetker KG gehört
- Im Besitz seit: Die Familie Sion übernahm das Brauhaus 1912. 1997 schied die Familie als Gesellschafter aus der Altstadt-Bräu Johann Sion KG aus.
- Struktur: Teil eines Braukonzerns. Sion Kölsch wird unter dem Dach der Radeberger Gruppe geführt, die verschiedene Kölsch-Marken vereint.
- Braustandort: Ursprünglich wurde Sion Kölsch in der eigenen Brauerei in Köln-Mülheim gebraut. Jetzt am Standort der Cölner Hofbräu Früh in Köln-Feldkassel.
- Brauhaus: Das Brauhaus Sion in der Kölner Altstadt, Unter Taschenmacher 5–7, wird weiterhin von der Familie Sion betrieben.
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