Es ist eine der besonderen Geschichten, die es nur an einem faszinierendem Gebäude, wie dem Kölner Dom gibt. Der Dom ist Zeitzeuge und ein Stück lebende Geschichte. Auch von außen kann man bei jeder Begegnung faszinierende Details entdecken. Dazu gehört ein unscheinbarer Kopf, der über 70 Jahre als verschollen galt und seit einigen Jahren wieder an seinem Platz ist.
Das Michaelsportal ist an der Nordseite des Doms. Das ist die Seite, die ihr seht, wenn ihr aus der Bahnhofshalle herausgeht. Über zehn Jahre war das Portal eingerüstet, ehe es 2023 erstmals wieder ohne Gerüst sichtbar war.
Mittlerweile ist am Portal wieder ein Gerüst zu sehen, trotzdem lohnt es sich, hier genau hinzuschauen. Wenn ihr von außen die Domtreppe hochgeht und vor dem Portal steht, seht ihr in der unteren Reihe halb rechts (rot eingekreist) eine Figur, die einen römischen Soldaten zeigt.
Kopf ist so groß wie ein Handteller
Die Figur ist leicht zu übersehen, denn sie ist Teil einer großen Darstellung mit zahlreichen Abbildungen. Der Kopf des römischen Soldaten ist lediglich so groß wie ein Handteller, doch er galt lange Zeit als verschollen. Nur durch einen Zufall hat er seinen Weg zurück zum Kölner Dom gefunden.
70 Jahre lang war der Kopf nach dem 2. Weltkrieg in den USA. Ein junger US-Soldat hat den Kopf während des Krieges in den Trümmern am Kölner Dom gefunden und ihn mitgenommen – schließlich sogar bis nach Hause.
Als der US-Soldat starb, fand dessen Sohn den Kopf im Haus seiner Eltern in Washington. Das Stück war in einem verschlossenen Schrank aufbewahrt. Doch der Sohn erinnere sich, dass sein verstorbener Vater ihm den Kopf einmal gezeigt hatte, als er noch ein Kind war. Dabei hatte er auch erwähnt, dass er im 2. Weltkrieg an der Einnahme der Stadt Köln beteiligt gewesen war.
Anzeige:Der Sohn kontaktierte schließlich eine Kunstexpertin und bat sie, die Herkunft des Kopfes zu klären. Diese brachte den Kopf schließlich vor einigen Jahren schließlich zurück nach Köln. Ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als auch die Figur ohne Kopf wieder instand gesetzt wurde. Nach 70 Jahren in den USA hängt er nun wieder am Dom und ist auch von außen für jeden leicht zu finden.
Michaelsportal: Einschusslöcher aus dem 2. Weltkrieg
Als die Experten der Dombauhütte 2013 begannen, das Portal wieder instand zu setzen, gab es hier noch viele Kriegsspuren des 2. Weltkriegs. Einschusslöcher und Ausbuchtungen waren auch Jahrzehnte später noch sichtbar.
Das Portal selbst stammt aus dem 19. Jahrhundert – also zu der Zeit, als der Kölner Dom fertiggestellt wurde. Einige Kriegsspuren sind auch nach der Restaurierung noch da. Sie wurden bewusst gelassen, um die Erinnerung an das Grauen des 2. Weltkrieges wach zu halten.
Das Portal mit den vielen Figuren zeigt die „Verwirklichung des Erlösungswerkes in der Menschheit durch Christus und seine Stiftung in der Kirche“. Zu sehen sind unter anderem Szenen aus dem Leben Jesu nach seiner Auferstehung und aus der Apostelgeschichte. Deshalb auch die Figur des römischen Soldaten.
Michaelsportal am Kölner Dom: Eine der 58 Statuen fehlt
Vielen Figuren wurden in den vergangenen Jahren aufwendig, zum Teil mit einem Laser, gereinigt und nachgebaut. Ziel war es, so viel Originalsubstanz wie möglich zu erhalten. Die Finanzierung erfolgte durch ein Patenschaftsprogramm des Kölner Dombau Vereins. Das heißt: Engagierte Kölnerinnen und Kölner waren dafür verantwortlich, dass das Portal überhaupt restauriert werden konnte.
Wer vor dem Portal steht, sieht noch eine Besonderheit: Der Platz einer Figur an dem Portal ist leer. Eigentlich stehen hier 58 Statuen, nun sind es nur noch 57. Die Darstellung des heiligen Werners ist seit der Restaurierung nicht mehr dabei, da sie antijüdische Elemente zeigt.
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