7 Dinge, die die Kölner den Franzosen zu verdanken haben

Es war eine Zeit, die bis heute Spuren in Köln hinterlassen hat: Über 20 Jahre war Köln zwischen 1794 und 1815 unter der Herrschaft der Franzosen. Zwei Jahrzehnte, die eine Menge gravierender Veränderungen mit sich brachten. Einige sehen in dieser Zeit auch den Übergang Kölns vom Mittelalter in die Moderne.

Im Oktober 1794 überreichte Kölns Bürgermeister der französischen Volksarmee kampflos auf Höhe Melaten – damals vor den Toren der Stadt – den Stadtschlüssel. Ab dem Jahr 1801 war Köln ein offizieller Teil Frankreichs. Die Kölner Bürger waren französische Staatsbürger.

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Man muss bedenken, dass Köln damals eine andere Stadt war: Es lebten rund 40.000 Menschen in der Stadt. Die Blütezeit war vorbei. Köln war heruntergekommen und strukturell in einer alten Zeit steckengeblieben. Köln war eher eine Kloake. Müll und Kot auf der Straße, Bestattungen in der Stadt, Schweine liefen ebenso umher, die mächtigen Stadtmauern aus dem Mittelalter waren marode. Die Straßen wurden als unfreundlich, finster und schmutzig beschrieben. Der Dom war von einer Vollendung weit entfernt.

In Köln waren insgesamt 12.000 französische Soldaten untergebracht. Eine riesige Anzahl in Relation zu den Einwohnern. Es kam zu Plünderungen, Kloster wurden und Kasernen umfunktioniert. Nachdem sich die Situation stabilisiert hatte, führten die Franzosen unter Napoleon in Köln viele ihrer Errungenschaften der französischen Revolution ein.

Wir haben hier sieben Punkte aufgezählt, die fortan in Köln galten. Die Liste ist unvollständig, soll aber einen kleinen Einblick in das geben, was damals passierte.

Glaubensfreiheit

In der Stadt wurde erstmals die uneingeschränkte Religionsfreiheit eingeführt. Köln bestand damals zu fast 100 Prozent als Katholiken. Ab 1797 erhielten Juden und Protestanten das gleiche Bürgerrecht wie Katholiken. Die Protestanten bekamen in der Stadt ihre eigene Kirche von den Franzosen angeboten: die Antoniterkirche. Das ist die Kirche, die an der Schildergasse direkt neben dem Weltstadthaus steht.

Im Jahr 1618 waren die Protestanten aus Köln vertrieben worden, 1400 Bewohner wurden aus ihrer Häusern verjagt.

Nun wurde den Kirchen der Besitz entzogen, was zu einer fundamentalen Veränderungen der Eigentumsverhältnisse in der Stadt führte.

Zunftzwang abgeschafft

Die Franzosen führten den Zunftzwang ab und schufen die Gewerbefreiheit. Zunftzwang bedeutete, dass nur ein Mitglied einer Zunft bis dahin ein bestimmtes Gewerbe ausüben durfte. Die Abschaffung kurbelte die Wirtschaft und den Handel an. „Köln, bis da­hin ein Sym­bol wirt­schaft­li­cher Rück­stän­dig­keit, wur­de in na­po­leo­ni­scher Zeit zur grö­ß­ten rhei­ni­schen Han­dels- und Ge­wer­be­stadt“, heißt es beim LVR über die Zeit.

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Sprache

Die Amtssprache in der Zeit war Französisch. Viele Straßen und Plätze erhielten französische Namen. Der Neumarkt hieß unter anderem Place de la République. Hier wurde ein Freiheitsbaum aufgestellt.

In der kölschen Sprache finden sich noch heute viele Wörter, die ihren Ursprung im Französischen haben (z.B. Paraplü für Regenschirm). Einige davon waren schon zuvor in die kölsche Sprache integriert. Zweifellos wurde das durch die Franzosenzeit noch einmal gefestigt: Hier seht ihr 14 kölsche Wörter, die ihren Ursprung im Französischen haben

Melaten Friedhof

1804 erließ Napoleon das „Kaiserliche Dekret über die Begräbnisse“. Den Kölnern war es fortan verboten, Bestattungen innerhalb von Kirchen und der Stadtmauer durchzuführen. Das hatte vor allem hygienische Gründe.

Das Gebiet, das Köln daraufhin für seinen neuen Friedhof wählte, war der so genannte Melatener Hof. Das war damals eine Stiftung für Leprakranke an der Aachener Chaussee, der heutigen Aachener Straße. Früher lag der Friedhof vor den Toren der Stadt, heute liegt er mitten im Stadtgebiet. Mehr über den Melatenfriedhof lest ihr hier

Straßenreinigung

Neben dem Friedhof vor den Toren der Stadt wurde innerhalb der maroden Stadtmauer ebenfalls einiges getan: War es sonst noch üblich gewesen, seinen Müll und Kot auf die Straße zu werfen, so gab es nun eine Straßenreinigung und Müllabfuhr. Auch eine Straßenbeleuchtung wurde erstmals installiert.

Code Civil

Der Code Civil ist einer der wichtigsten Gesetzestexte der Neuzeit, wurde von Napoleon eingeführt und galt auch in Köln. Es regelte die Gleichheit der Menschen vor dem Gesetz, die Freiheit für jeden Bürger und schützte unter anderem Privateigentum. Es gab fortan ein modernes Rechtswesen u.a. mit öffentlichen Gerichtsverhandlungen.

Hausnummer 4711

Unter den Franzosen wurden die Häuser in Köln durchnummeriert, es wurden so genannte Konskriptionsnummern vergeben. Das führt uns natürlich zur Geschichte des 4711-Hauses in der Glockengasse. Die Legende besagt, dass französische Soldaten damals mit Kreise die Nummer 4711 an das Haus in der Glockengasse schrieben.

Kölnisch Wasser war damals noch ein Heilmittel, wurde vom findigen Inhaber Wilhelm Mülhens 1810 aber zum Duftwasser umdeklariert, um das Rezept nicht verraten zu müssen. In den 1830er-Jahren wurde die Zahlenkombination 4711 auch Bestandteil der Marke des Duftwassers, wie wir es heute kennen.

Noch heute spielt die Uhr am 4711-Haus zwischen 9 und 19 Uhr zu jeder vollen Stunde unter anderem die Melodie der Marseillaise (das ist die französische Nationalhymne), dazu sieht man französische Soldatenfiguren. Vor dem Haus liegt übrigens ein Heinzelmännchen („Heinz Eau“) in einer Wanne und badet im Duftwasser: Hier seht ein Foto des 4711-Heinzelmännchens

Die Franzosenzeit in Köln

Das liest sich zwar alles weit fortschrittlich, doch die Kölner nahmen viele der Neuerungen längst nicht als selbstverständlich an. Es kam zu natürlichen Spannungen und Reibungen, u.a. zunächst auch durch die Plünderungen des Militärs. Unter anderem rief auch die Pflicht zum Militärdienst großen Unmut hervor. Auch das zuvor kirchlich organisierte Bildungswesen kam überhaupt nicht in die Gänge.

Insgesamt aber war die französische Zeit in Köln eine Zeit, in der sehr viele Dinge neu gemacht und komplett umgekrempelt wurden, die wir auch heute noch bemerken.

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5 Kommentare

  • Ulrike Fäuster

    Der Code civil galt als Rheinisches Recht insbesondere in den linksrheinischen Landesteilen, die jetzt zu Preußen gehörten, weiter. Erst 1900 wurde der Code civil dort, wo er im Deutschen Reich noch galt, vom Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) abgelöst.
    Als das Königreich Preußen im Jahr 1843 versuchte, im linksrheinischen Land das rheinische Recht mittels einer Strafrechtsreform durch eine preußische Legislatur zu ersetzen, vereinigten sich Bürger der Rheinprovinz im Köln-Düsseldorfer Verbrüderungsfest und demonstrierten ihr Interesse an der Beibehaltung des Rheinischen Rechts, das sie als freiheitlicher empfanden.
    Die französischen Soldaten schrieben nicht die Nummer 4711 an das Mülhens-Haus. Das ist eine schöne Reklame der Firma. Die Bürger sollten selbst die neuen Nummern anbringen. Der Befehl musste mehrfach wiederholt werden, denn …. es geschah öfter mal nix. Die neuen Nummern sind in den Kölner Adressbüchern 1795 bzw. 1797 nachzulesen.

  • Danke für die klasse Infos 🙂
    Vor allen Dingen:
    „Köln war heruntergekommen und strukturell in einer alten Zeit steckengeblieben. Köln war eher eine Kloake. Müll und Kot auf der Straße, Bestattungen in der Stadt, Schweine liefen ebenso umher, die mächtigen Stadtmauern aus dem Mittelalter waren marode. Die Straßen wurden als unfreundlich, finster und schmutzig beschrieben.“
    Wenn ich das lese denke ich, so viel hat sich nicht geändert 😉
    Ich bin Urkölner und wohne trotzdem gerne hier…

  • Auch wenn ich nie etwas mit Köln zu tun hatte,liebe ich die Stadt und freue mich jedesmal über den Newsletter. So erfahre ich vieles,was ich bisher noch nicht wusste, so auch dieser Artikel über Köln und die Franzosenzeit.
    Bitte mach weiter so.
    Einen schönen Sonntag wünscht Inge-Lore aus einem kleinen Dorf in Niedersachsen

  • Gudrun Born

    Vielen Dank Ich liebe verliebt in Köln
    Warte auf jede Neue Ausgabe
    Dieser Bericht üben das alte Köln ist super toll

  • Vielen Dank für die tollen Informationen, die sehr interessant, lehrreich und amüsant sind.
    Schön wäre eine Auswahl wo man diese und weitere Informationen nachlesen kann.
    Bitte macht weiter so, VERLIEBT IN KÖLN ist meine Verbindung zur Stadt meiner Geburt.
    Liebe Grüße aus dem schönen Westerwald
    Bätes😜😍

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