Es sind Bilder, die man sich heute kaum noch vorstellen kann. Hundertausende Menschen belagern das Rheinufer. Einige von ihnen stehen bis zu den Oberschenkeln im Wasser, um einen Blick auf den Papst zu erhaschen. Weltjugendtag in Köln: Der damals gerade 20-Jährige Lukas Podolski steht neben Pelé auf dem Balkon des damals noch geöffneten Dom-Hotels und applaudiert (Pelé starb am 29.12.2022, Papst Benedikt am 31.12.2022). Die BILD hat „WIR SIND PAPST“-Sticker gedruckt, titelt: „Benedikt, dich hat Gott geschickt“. Die Jugendzeitschrift BRAVO veröffentlicht ein XXL-Poster von Benedikt. (Foto: IMAGO / Bienert)
Es ist Donnerstag, der 18. August 2005. In Köln sind es 28 Grad, die Sonne scheint den ganzen Tag. Über 800.000 Jugendliche sind in die Stadt gekommen, um eine Woche lang den Weltjugendtag zu feiern. Seit vier Monaten ist mit Benedikt im August 2005 nach über 500 Jahren wieder ein Deutscher Papst.
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Die Euphorie ist riesig. Der damalige Bundespräsident Horst Köhler empfängt den Papst mit rotem Teppich auf dem Flughafen Köln/Bonn. Auch Bundeskanzler Gerhard Schröder und seine Frau sind anwesend. Damals ahnte noch niemand, wie sehr das Vertrauen an die Institution katholische Kirche 17 Jahre später zerstört sein würde.
Weltjugendtag Köln: Begeisterung für Benedikt
Doch der 18. August 2005 gerät zum großen Triumph für den neuen deutschen Papst. Sein Privatsekretär Georg Gänswein bezeichnet die Reise Benedikts zum Weltjugendtag zehn Jahre später in der Bild am Sonntag als „Glanzlicht“. Im Rückblick ist es die vielleicht letzte Veranstaltung in Deutschland überhaupt, bei der die katholische Kirche die Massen und die Jugend begeistern kann.
Mit dem Schiff MS RheinEnergie fährt der Papst am Nachmittag des 18. August über den Rhein. Vom Schiff aus hält er eine Messe auf den Poller Wiesen, wo sich hunderttausend Jugendliche versammelt haben. Anschließend legt er linksrheinisch an, schreitet die Stufen zum Kölner Dom hinauf, die heute jeden Tag tausende Touristen gehen und ging über den xy Platz. (die Philharmonie hatte damals ausnahmsweise keine Probe). Der Weg heute heißt Weltjugendstagsweg.
Papst Benedikt im Kölner Dom
Benedikt besuchte anschließend den Kölner Dom als Pilger, schritt zum Schrein der Heiligen Drei Könige. Auf dem Roncalliplatz sprach er ein Grußwort zu den Menschen. Im Papamobil wurde er von der Rückseite zum Haupteingang des Doms gefahren. Die neue Domtreppe war damals gerade fertig geworden. Auf dem Bahnhofsvorplatz jubelten ihm ebenfalls zigtausende Menschen zu.
Die Zustände in der Stadt waren chaotisch. Bahnen völlig überfüllt, Menschen mussten lange in der Hitze warten. Nach seinem Grußwort am Roncalliplatz fuhr der Papst mit dem Papamobil durch die Innenstadt zum Erzbischöflichen Palais, wo er nächtigte. Der Köln-Besuch des Papstes ging vom 18. bis zum 21. August.
Unter anderem empfing Benedikt am 20. August in Köln auch Angela Merkel, die damals noch CDU-Bundesvorsitzende war. Vier Wochen später, im September 2005, war Bundestagswahl – Merkel wurde anschließend Kanzlerin.
Anzeige:Weltjugendtag Köln: 1 Mio. Menschen auf dem Marienfeld
Vor den Toren Kölns fand zwei Tage später die größte katholische Messe statt, die es jemals in Deutschland gegeben hat. Auf dem Marienfeld bei Kerpen versammelten sich eine Million Menschen. Hier wurde ein Papsthügel aufgeschüttet, ein 10 Meter hoher Berg, damit die Menschen den Papst sehen konnten. Auch damals schon waren große Leinwände aufgebaut.
Am Samstagabend feierte Benedikt gemeinsam mit den Menschen vor Ort die Vigil, ein nächtliches Gebet, bei dem hunterttausende Kerzen brannten. Hunderttausende Menschen verbrachten die Nacht unter freiem Himmel. Viele Pilger legten die Strecke zum 20 Kilometer vom Kölner Dom entfernten Marienfeld zu Fuß zurück. Der Verkehr kam völlig zum Erliegen, die A4 war gesperrt.
Am Sonntagmorgen dann feierte der Papst zum Abschluss des Weltjugendtages eine große Messe mit allen Gläubigen. Der Weltjugendtag 2005 – ein Ereignis, das Köln in dieser Konstellation wohl nie wieder erleben wird.
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