Die Kölschen sind schon ein seltsames Volk: Nachdem sie erst tagelang den Straßenkarneval gefeiert haben, fangen sie am Abend vor Aschermittwoch plötzlich auch noch an, eine Strohpuppe namens Nubbel zu verbrennen. Für Außenstehende mag das nun vollends seltsam wirken. Tatsächlich aber ist die Nubbelverbrennung in Köln ein uralter Brauch, mit dem der Karneval beendet wird. (Foto: IMAGO / NurPhoto Ying Tang)
Am Veilchendienstag am späten Abend wird auch heute noch an mehreren Kölner Orten der Nubbel angezündet, der häufig seit Weiberfastnacht über Kneipen hing. Am Aschermittwoch danach beginnt die Fastenzeit.
Fest steht: Der Nubbel trägt Schuld an allen Verfehlungen, die an Karneval passiert sind. Wird er verbrannt, so ist die kölsche Karnevalsseele von ihren Sünden und Fisternöllchen (heimlichen Liebeleien) während der Session befreit.
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Woher kommt eigentlich der Begriff Nubbel?
Wir haben dazu im Neuen kölnischen Sprachschatz von Adam Wrede, dem Standardwerk zur kölschen Sprache, nachgeschlagen: Zum einen ist Nubbel ein normal gebräuchliches Wort im kölschen Sprachschatz gewesen. Es war eine Art fingierter Name, wenn man nicht wusste, was man sagen sollte: „Wer wor da? Der Nubbel!“
„Das Wort ist besonders in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in Köln geläufig gewesen, ich selber habe es um 1880 oft genug in der elterlichen Familie gehört“, schreibt Adam Wrede dazu.
Die Strohpuppe ist aber auch bei vielen Festen ein Symbol. Als Nubbel wird im Kölner Karneval das bezeichnet, was woanders der so genannte Zacheies ist: Eine Kirmespuppe, die eine ähnliche Funktion hat, wie der Nubbel für Karneval. Sie wird zu Beginn der Kirmes am Zelt aufgehängt und am Ende der Kirmes verbrannt. Seit Beginn des 19. Jahrhundert (auch schon zur Franzosenzeit) sind Verbrennungen der Puppe im Zusammenhang mit dem Karneval überliefert.
Dass eine Figur am Tag nach Rosenmontag symbolisch getötet wird, ist übrigens auch in anderen Ländern und Regionen nicht unüblich. Die Todesart ist unterschiedlich: Es gibt Orte, an denen wird sie ertränkt, woanders erschossen. In Köln wird sie zumindest an Karneval verbrannt.
Anzeige:Die Strohpuppe ist aber auch in weiteren Zusammenhängen in Köln präsent: So wird der erwähnte Zacheies etwa beim Poller Maigeloog (hier werden alte Maitraditionen in zeitgemäßer Form gepflegt) im Rhein ertränkt. Auch in anderen Kölner Veedeln hängt bei Dorffesten oder der Kirmes der Zacheies.
Linktipp: Kölsch Übersetzer: Was bedeutet eigentlich das Wort Alaaf?
1 Kommentar
BHM
Etymologisch isses jetzt aber immer noch nicht geklärt…. Es ist ein Stellvertretername für IRGENDWER. Aber warum Nubbel? Die Fragestellung impliziert, es käme eine Antwort. Kommt aber nicht…