Es ist nicht weniger als die wirklich ganz große Frage: Wie soll Köln in der Zukunft aussehen? Dabei geht es nicht darum, ob eine Fahrspur zum Radweg wird, oder Kunstrasenplätze in den Grüngürtel gebaut werden: Es geht um einen grundsätzlichen Umbau des Schienenverkehrs, den der Verein „Neue Mitte Köln“ vorschlägt.
Bereits seit mehreren Jahren gibt es das Konzept der neuen Mitte in Köln, das von Paul Böhm stammt. Der Entwurf will den Hauptbahnhof nach Köln Kalk verlagern und aus der Hohenzollernbrücke und der Bahntrasse durch die Stadt eine grüne „Highline“ machen. Die Visualisierungen dazu haben viel Aufmerksamkeit erzeugt. Sie zeigen die jetzigen Bahntrassen als grüne Ader durch die Stadt und die Hohenzollernbrücke als begrünten Park. (Visualisierungen: Neue Mitte Köln)
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Im Dezember 2022 hat die Initiative einen weiteren Schritt erreicht: So übergab der Verein dem Stadtentwicklungsausschuss eine Petition mit 6000 Unterschriften. Die Forderung: Die Stadt soll die Initiative bei einer Machbarkeitsstudie mit Wissen und Experten unterstützen. Das sagte die Stadt Köln bereits zu.
Bei der Machbarkeitsstudie klären unabhängige Experten, ob ein solches Projekt realisierbar ist. Die eigentliche Machbarkeitsstudie (Kosten: rund 1 Mio. Euro) will der Verein selbst mit Hilfe von Spenden finanzieren und sammelt dafür aktuell Spenden. Die Stadt Köln soll damit finanziell nicht belastet werden.
Politiker aus allen Parteien zeigten sich zuletzt offen dafür, den Vorschlag zumindest zu prüfen.
Neue Mitte Köln: Funktioniert das?
Ist das Träumerei? Spinnerei? Etwas, das viel Geld kosten wird und ohnehin niemals umgesetzt werden kann? Schaut man sich die Stadtgeschichte Kölns der letzten 200 Jahre an, so gibt es viele Entscheidungen, die damals ähnlich groß gewirkt haben und das Bild der Stadt Jahrzehnte oder Jahrhunderte geprägt haben:
- Die Entscheidung im 19. Jahrhundert, die Stadtmauer abzureißen und die Stadt somit zu öffnen
- Die Entscheidung im 19. Jahrhundert, den Hauptbahnhof neben den (damals noch nicht fertigen) Dom zu bauen
- Die Entscheidung, den Dom fertig zu bauen.
- Die Entscheidung, einen Grüngürtel zu bauen.
Eine unvollständige Liste, die aber gut das Denken von Leuten wie dem damaligen Oberbürgermeister Konrad Adenauer zeigen. Und möglicherweise war er mit ähnlich verhaltenen Reaktionen konfrontiert: Wie soll das gehen? Wer soll das bezahlen? Was bringt das?
Neue Mitte Köln: Vorschlag für die Zukunft Kölns
Über 70 Jahre nach dem Krieg ist Köln nun wieder an einem Punkt angekommen, wo die Stadt eigentlich die Weichen für die Zukunft stellen muss. Gesellschaft, Mobilität und äußere Einflüsse ändern sich rasant. Wer in Köln unterwegs ist, spürt an vielen Ecken, wie verbaut die Stadt ist. Das heutige Köln leitet unter der Stadtplanung der Vergangenheit, als nach dem Krieg alles schnell gehen musste.
Die riesige Bahntrasse zieht sich zwischen Hauptbahnhof und Hansaring direkt durch die Häuser. Der Vorschlag einer neuen Mitte erscheint riesig groß. Viel zu groß, um es gleich zu erfassen. Und doch gehört er genau in diese Kategorie: Wie sieht die Stadt Köln im 21. Jahrhundert aus?
Anzeige:Oberstes Ziel der Konzeptes: Die Stadt soll wieder den Menschen dienen. Zentraler Punkt sind die Schienen in der Stadt. „Wir wollen Köln seine Mitte eigentlich wieder zurückgeben“, sagte Paul Böhm in einem Vortrag dazu.
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Neue Mitte Köln – Die wichtigsten Pläne
Verlegung des Hauptbahnhofs nach Köln-Kalk
Der Hauptbahnhof soll in Köln-Kalk sein und dort gebaut werden, wo heute der Güterbahnhof liegt. Wo der heutige Hauptbahnhof ist, soll dann ein unterirdischer Bahnhof sein, wo weiter die Straßenbahnen und S-Bahnen und Regionalbahnen halten.
Der alte und neue Hauptbahnhof werden durch Tunnel unter dem Rhein hindurch verbunden. Ein Großteil des Fernverkehrs soll so auf die rechtsrheinische Seite verlagert werden. Aktuell fließt der Großteil des Fernverkehrs in Nord-Süd-Richtung. Problem: Der Fernverkehr muss ständig aufwändig nach Köln reinfahren, durch das Nadelöhr Hohenzollernbrücke und wieder zurück. Der Bahnhof in Kalk würde einer Nord-Süd-Achse im Fernverkehr besser entsprechen.
Der Stadtteil Kalk erhielte zudem neue Perspektiven und Wohnraum. Die historische Halle des heutigen Hauptbahnhofs könnte als Ort für Veranstaltungen genutzt werden.
Highline nach dem Vorbild New York
Aus der alten Bahntrasse würde eine so genannte Highline werden, die begrünt ist und eine Art Park sein wird. Zu Fuß würde man so vom Mediapark über den Hansaring, durch die neu begrünte alte Bahnhofshalle über die ebenfalls begrünte Hohenzollernbrücke ohne Kreuzung bis nach Deutz gehen können.
Links- und rechtsrheinisches Köln sollen so neu miteinander verbunden, der öffentliche Raum wieder lebenswert gemacht werden. Es sollen neue Wohnflächen in der Stadt entstehen, in der Stadt würde der Güter- und Fernverkehr reduziert werden. Aus den Bahnflächen würden so neue Stadträume werden: Insgesamt gehe es um rund 100 Hektar (entspricht weit über 100 Fußballfeldern) Flächen, die zentrumsnah liegen und die man künftig als Stadträume nutzen könne.
Wie geht es weiter mit der Idee?
Der nächste Meilenstein für den Verein ist es, die Machbarkeitsstudie zu finanzieren und in Auftrag geben zu können.
Ist ein solches Konzept im 21. Jahrhundert umsetzbar? Viele KölnerInnen sind bei Großprojekten in der Stadt inzwischen misstrauisch. Die Nord-Süd-Bahn und die Kostenexplosion bei der Sanierung der Oper sind für sie warnende Beispiele, dass es dazu vor allem funktionierende Strukturen von Seiten der Stadt braucht.
Linktipp zum Thema: Deutzer Hafen: Die 6 wichtigsten Fakten zum neuen Kölner Veedel
Wie ist eure Meinung zu dem Plan? Schreibt mir eine E-Mail
8 Kommentare
Dieter Lammeyer 36039 Fulda Straßburger Str. 16
Es ist nicht einfach vernünftige Vorschläge für die Entwicklung in den einzelnen Stadtvierteln von Köln zu machen. Ich hatte einmal über 20 Jahre in meinem Leben in der Alteburger bzw. Darmstädter Straße in der Nähe vom Clodwigsplatz in der Kölner Südstadt gewohnt bzw. in Köln-Kalk und Köln-Nippes beruflich gearbeitet. Da bekommt man seine Erfahrungen und bildet sich seine Meinung. Wie weit man aber richtig ist mit seiner Meinung ist das zweite!
Durch Köln fließt nun mal der Rhein-Fluss!!! Da muss man dann auch genügend sinnvolle Über- bzw. Unterquerungen egal welcher Art für die Leute und den Verkehr und die noch notwendigen Rohre, Kabel und Leitungen schaffen!! Jetzt kennt man heute die Situationen in den Stadtvierteln von Köln. Aber wohin geht die Entwicklung in jedem einzelnen Viertel hin. Wo ist der Entwicklungsstand in 20 Jahren bzw. in 50 Jahren. Kann man das voraussehen??? Oder doch??? Kann dies vorausgesehen werden oder eingeplant werden? Sind dafür die richtigen Fachleute da damit wenig Fehlplanungen bzw. ??? Schön ist es, wenn dies der Fall sein sollte.
Ne kölsche Gruß
Dieter Lammeyer, 36039 Fulda, Straßburger Str. 16, Tel. 0661/53436
Thomas Hambüchen
Wenn man sich die von Böhm entworfene Zentralmoschee Köln und die Kirche St. Theodor in Köln-Vingst ansieht, so muss man befürchten, daß der neue Entwurf wieder stark an ein Atomkraftwerk erinnern würde. Danke, aber nein danke.
Ausserdem hat man bei Stuttgart 21 gesehen, was ein unterirdischer Bahnhof samt unterirdischer Trasse für ein Ding der „Unmöglichkeit“ wurde. Hinzu käme noch eine Bohrung unterhalb des Rheins ! Wenn man dann auch an die Konsequenzen des Tunnelbaus für das Stadtarchivs denkt ……. !
Definitiv, nein danke !!!
Uli Lou
Verlegt den Hauptbahnhof doch gleich nach Düsseldorf und reißt dazu die Südbrücke ab. Auch die Strecken der Straßenbahnen ergeben wunderbare Grünflächen.
Das ist genauso sinnlos wie der Vorschlag von Herrn Böhm.
Wer braucht noch Züge, wenn alle Innenstädte Fußgänger- und Fahrradzonen werden?
Karin Wieland
In meinen Augen wine Vision, die unnötige Kosten verschlingt, die anderswo eingesetzt mehr SINN geben würden.
Eine begrünte Stadt ist schön, jedoch NICHT um jeden Preis. Gruß Karin am 07.12.2022
Martina Schmerler
Das ist eine fantastische Idee und würde Köln noch lebens- und liebenserter machen.
Irene Hobbs
Was soll ich denn in Kalk? Auch Bloedsinn für Touristen, Sue erzählen mir wie fantastisch der Blick auf den Dom ist und wie zentral der Bahnhof liegt. Ich denke die Stadt hat kein Geld? Erstmal die alte Unglücksstelle bereinigen. Su’ne Quatsch.
Peter Marx
Sich darüber Gedanken zu machen ist Blödsinn. Der HBF gehört in das Herz von Köln und das ist die Innenstadt mit seinem Dom. Es gibt nichts schöneres für einen wenn man aus dem Bahnhof kommt und die tolle Ansicht auf den Dom hat.
Ekkehard Petzold
So ein Blödsinn. Bahnhöfe müssen dort sein wo die Leute hin wollen. Nicht am Stadtrand. Schickt den Böhm in die Wüste. Da kann er seine überflüssigen Bahhnhöfe bauen.