Das ist ein ungewöhnlicher Anblick: Von vorne sieht man eine Kirche. Zu sehen sind die Mauer einer alten Fassade, auf die neue Steine aufgesetzt wurden. Doch dort, wo man eigentlich das Kirchenschiff dahinter erwartet, steht ein Wohnhaus. Wo früher das Eingangsportal der Kirche war, ist nun eine Haustür mit Klingeln und Gegensprechanlage eingebaut. Zu sehen ist diese Konstruktion am denkmalgeschützten Lutherturm in Köln-Mülheim.
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Die Kirche wurde ursprünglich 1895 im Stil der deutschen Renaissance gebaut. Im 2. Weltkrieg zerstörte ein Fliergerangriff die Kirche in großen Teilen. Lediglich der Turm blieb noch als Ruine stehen, der anderen Teil war nicht mehr zu retten.
Lutherkirche Köln-Mülheim: Im Krieg zerstört
Zwischen 1968 und 1978 wurde der Turm restauriert und wieder aufgebaut. Etwas weiter hinter dem Turm wurde nach dem 2. Weltkrieg eine Notkirche aufgebaut. Notkirchen wurden nach dem Krieg in ganz Deutschland gebaut. Die Notkirche in Mülheim gilt heute als eine der besten erhaltenden in Deutschland. Die Fläche zwischen Notkirche und Turm blieb aber lange Zeit frei.
Wohnhaus finanziert die Gemeindearbeit
Ab dem Jahr 2018 hat die Kirchengemeinde dann angefangen, hier ein Wohn- und Geschäftshaus mit vier Stockwerken zu errichten, das nun fertig ist. Der Neubau ist durch ein gläsernes Treppenhaus mit dem Lutherturm verbunden, in dem unter anderem Büros und Ateliers auf den Etagen verteilt sind.
Laut dem Portal „Kirche Köln“ betrug das Investitionsvolumen für das Projekt rund 6,5 Mio. Euro. Umgesetzt hat das Projekt der Architekt Walter Maier, der ebenfalls aus Köln Mülheim kommt und sein Architektenbüro unten im Lutherturm hat.
Anzeige:Das Projekt hat für die evangelische Gemeinde einen ganz pragmatischen Grund: Durch die Mieteinnahmen des Hauses ist man in der Lage, die Gemeindearbeit zu finanzieren, wie das Portal „Kirche Köln“ 2019 über den Neubau berichtete. Zusätzlich wird dringend benötigter Wohnraum geschaffen.
Die Lücke, die über 50 Jahre auch als Mahnmal zwischen Turm und Notkirche stand, wurde auf diese Weise nun sinnvoll geschlossen und bildet ein Bauwerk, dass es so in Köln kein zweites Mal gibt und das drei Bauphasen der Kirche nun vereint.
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