Im Kölner Zoo sind Anfang vergangener Woche zwei asiatische Löwen zur Welt gekommen. Weil die Muttertiere „Gina“ die Neugeborenen jedoch auch nach mehrtägigen Eingewöhnungsmaßnahmen nicht versorgte, mussten die beiden Jungtiere eingeschläfert werden.
Löwenbabys wurden durch Mutter Gina nicht angenommen
Gina, die bereits im Januar 2024 erfolgreich zwei Jungtiere aufgezogen hatte, zeigte keinen Bruttrieb für den aktuellen Wurf. Obwohl die Pfleger sie von ihren älteren Nachkommen trennten und absolute Ruhe gewährten, suchte sie wiederholt den Kontakt zu ihren 1,5‑jährigen Jungtieren. Diese stehen in Löwengesellschaften kurz vor der Eigenständigkeit und benötigen noch Fürsorge. (Fotos: Kölner Zoo)
Im Januar 2024 waren ursprünglich drei Löwenbabys im Kölner Zoo geboren. Es war die erste Löwengeburt im Kölner Zoo seit 20 Jahren. Eines der Jungtiere wurde kurz nach der Geburt versehentlich von der Mutter erdrückt und starb.
Entscheidung nach tiermedizinischer Prüfung
Biologen und Tierärzte des Zoos sowie der zuständige Zuchtbuchführer für Asiatische Löwen zogen Bilanz: Die beiden Neugeborenen waren stark geschwächt und hatten nur geringe Überlebenschancen. Nach Abwägung aller Befunde und im Sinne eines tierschutzgerechten Handelns fiel die Entscheidung zur Euthanasie, um unnötiges Leiden zu verhindern.
Aus dem Verliebt in Köln-Shop:Verzicht auf Handaufzucht
Das europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) rät bei Asiatischen Löwen von einer Handaufzucht ab. Eine solche könne zu einer Fehlprägung auf Menschen führen und das spätere Rudelleben der Tiere behindern.
Natürliche Selektion und Sterblichkeit
In freier Wildbahn überleben bis zu 70 Prozent der Löwenjungen ihr erstes Jahr nicht, wie der Kölner Zoo in einem Statement auf Instagram mitteilt. In Zoos liegen die Überlebensraten zwar höher, Frühgeburten und geschwächte Würfe stellen jedoch weiterhin eine Herausforderung dar.
So gehts weiter mit den Kölner Löwen
Der Kölner Zoo bleibt dem EEP verpflichtet und plant, Gina künftig unter optimierten Bedingungen noch einmal Nachwuchs ermöglichen. Langfristiges Ziel ist die Unterstützung der international stark gefährdeten asiatischen Löwenpopulation.
Kölner Zoo äußert sich nach kontroversen Diskussionen
Der Kölner Zoo hat über diese Informationen hinaus noch einige weitere Fragen zu den Löwenbabys beantwortet, nachdem es kontroverse Diskussionen um die Löwenbabys gab.
„Es ist für uns eine emotional belastende Entscheidung gewesen, für die Tierpflegerinnen und -pfleger, den Kurator, die Tierärztinnen und mich. Wir haben alles versucht und am Schluss hieß es für uns ganz klar alle unnötigen Schmerzen und Leiden zu vermeiden,“ sagt Prof. Theo B. Pagel, Direktor des Kölner Zoos.
Warum war „Gina“ erneut tragend?
„Wir haben bei ihr nicht verhütet, da „Gina“ genetisch sehr wichtig ist und wieder züchten soll. Die Gabe von Kontrazeptiva (Verhütungsmittel) kann bei Ihr zu Unfruchtbarkeit (und anderen mögliche Gesundheitsschäden) führen.“
„Dass Junge geboren werden, wenn noch Junge aus dem vorherigen Wurf bei der Mutter sind, kann es bei Löwen auch in der Wildnis geben. Der Unterschied ist allerdings, dass es dann kein humanes Einschläfern der nicht angenommenen Jungtiere gegeben hätte. Die Sterblichkeit bei jungen Löwen in der Wildnis liegt zwischen 50-80 %.“
Macht Zucht bei Asiatischen Löwen überhaupt Sinn?
„Ja, durch Zooarbeit sind wieder stabile Bestände entstanden, man kann eine Art nicht einfach aufgeben, das ist nicht unser Anspruch. Wir züchten auch nicht für Publikumsinteresse, sondern für international koordinierte Artenschutzarbeit, die wissenschaftlich kontrolliert wird. Dies macht man auch bei kleinen Ausgangspopulation Sinn. Es gibt erfolgreiche Beispiele dafür – so z.B. bei Wisenten, Przewalskipferden, Rosataube oder Mauritiusfalke.“
Hätte man Katze und Kater nicht trennen können, um Fortpflanzung zu verhindern?
„Nein, nicht dauerhaft, da Löwen im Rudel leben. Der Kater ist wichtig für die Erziehung der älteren Jungtiere und das Sozialgefüge. Schlussendlich war es die Entscheidung des Individuums „Gina“ diesen Wurf nicht anzunehmen!“
Warum erfolgte keine Handaufzucht?
„Zoos haben den Anspruch, Tiere so natürlich und verhaltensgerecht wie möglich zu halten/aufzuziehen. Eine Handaufzucht kann zu Fehlprägungen führen. Es ist aber wichtig, dass die gehaltenen Asiatischen Löwen des Erhaltungszuchtprogramms wie ein „normale“ Löwen verhalten. Fehlgeprägte Tiere sind später in keine Löwengruppe zu integriert und werden sehr wahrscheinlich auch nicht züchten. Daher gibt es eine klare Vorgabe des Erhaltungszuchtprogramms für Asiatische Löwen keine Handaufzucht vorzunehmen. Wir selbst hatten vor unserem Kater „Navin“ einen anderen Löwenmann, „Tejas“, der handaufgezogen war und nie mit „Gina“ gezüchtet hat.“
Warum haben Sie die Jungtiere nicht an andere Zoos gegeben?
„Die Tiere sind ohne biologische Mutter nicht überlebensfähig, ein Ammenprinzip hier nicht möglich. Auch andere Zoos praktizieren keine Handaufzucht bei dieser Art.“