Köln wächst – und Köln braucht Wohnungen. Im Kölner Norden entsteht derzeit eines der größten Stadtentwicklungsprojekte der kommenden Jahrzehnte: Kreuzfeld. Auf rund 80 Hektar Fläche soll ein neuer Stadtteil wachsen – mit mindestens 3.500 Wohnungen, Grünräumen, eigener Bildungslandschaft und neuen Arbeitsplätzen.
Was klingt wie ein Zukunftsversprechen, ist längst ein konkretes Projekt mit Leitbild, städtebaulichem Entwurf und klaren Zielen – bleibt nur die Frage, wann gebaut wird. (Grafik: ADEPT ApS + Karres en Brands)
Ein neuer Stadtteil – nicht nur ein Neubaugebiet
Im Vergleich zum Neubauprojekt Deutzer Hafen liegt Kreuzfeld am Rand der Stadt. Das Besondere an Kreuzfeld ist sein Anspruch: Die Stadt Köln betont, dass es hier nicht um einen „Wohnpark am Stadtrand“ geht, sondern um die Entwicklung eines echten Stadtteils. Geplant sind Wohnraum, Arbeitsstätten, Schulen, Freizeitangebote, Gesundheitsversorgung und eine Mobilitätsstrategie, die den motorisierten Verkehr reduziert.
Die Stadt spricht von einem „guten Stück Köln“, das den Bezirk Chorweiler städtebaulich weiterentwickeln und gleichzeitig entlasten soll. Rund 7.000 Menschen könnten künftig hier leben.
Das Leitbild: Nachhaltigkeit, Bildung, Gesundheit
In einem mehrstufigen Leitbildprozess wurden drei zentrale Themen formuliert:
- Nachhaltig vernetzen: Der Stadtteil soll Landschaft und Siedlung eng miteinander verbinden, mit viel Grün, guter Luftzirkulation und einem Mobilitätskonzept, das Wege kurz hält.
- Bildung fördern: Von Anfang an soll eine eigenständige Bildungslandschaft entstehen – von Kitas über Schulen bis zu Angeboten für Jugend und Erwachsenenbildung.
- Für Gesundheit sorgen: Kreuzfeld soll auch ein „Gesundheitsquartier“ werden – mit Grünräumen, Freizeitflächen, wohnortnahen Versorgungsangeboten und klimagerechter Planung.
Diese drei Elemente durchziehen alle weiteren Planungsphasen und gelten als Bewertungsmaßstab für jede Entscheidung.
Aus dem Verliebt in Köln-Shop:Der Entwurf: „The Woodhood – Gartenstadt 2.0“
Im Wettbewerbsverfahren setzte sich der Entwurf „The Woodhood“ durch, entwickelt von einem internationalen Planungsteam aus Kopenhagen und den Niederlanden. Der Ansatz: kleine, eng verzahnte Nachbarschaften („Hoods“), die sich zu einem städtisch geprägten Zentrum hin verdichten und zum Landschaftsraum hin abflachen.
Die Idee der „Gartenstadt 2.0“ verbindet urbane Dichte mit viel Grün, gemeinschaftlichen Innenhöfen und Wegen, die zu Fuß oder mit dem Rad funktionieren sollen. Autos sollen eher am Rand stehen – Mobilitätsstationen übernehmen die Verteilung.
Planungsstand: Zwischen Vision und Verfahren
Mehrere wichtige Schritte sind bereits abgeschlossen:
- Das Leitbild steht.
- Der wettbewerbliche Dialog ist abgeschlossen.
- Die integrierte Planung wurde Ende 2023 fertiggestellt.
Das heißt aber noch lange nicht, dass schon bald gebaut wird: Aktuell läuft die technische Masterplanung – dort geht es um konkrete Infrastruktur: Wasser, Abwasser, Energieversorgung, Straßenlayout, ÖPNV, Klimaanpassung. Erst danach folgt die Bauleitplanung, die rechtliche Grundlage für Baugenehmigungen ist.
Ein konkreter Baubeginn ist noch nicht terminiert. Die Stadt betont: „Wie und durch wen die bauliche Umsetzung erfolgen wird, steht derzeit noch nicht fest.“
Ein Stadtteil mit Chancen – und offenen Fragen
Kreuzfeld ist für Köln eine große Chance: Wohnraum, der dringend gebraucht wird, neue Bildungsangebote, ein ganzes Quartier, das konsequent klimabewusst geplant wird. Für den Stadtbezirk Chorweiler, der oft mit sozialen Herausforderungen verbunden wird, kann das Projekt ein Impuls sein.
Gleichzeitig gibt es offene Punkte. Dazu gehören:
- Verkehrsanbindung: Wie stark wird das neue Viertel zusätzlichen Verkehr erzeugen? Wie schafft man gute Verbindungen nach Chorweiler, Weiler, Esch/Auweiler und in die Innenstadt?
- Soziale Integration: Wie gelingt es, einen vielfältigen Stadtteil zu schaffen, der nicht isoliert wirkt?
- Finanzierung und Trägerschaft: Noch ist unklar, wer am Ende baut – städtische Gesellschaften, private Entwickler oder gemischt.
Sicher ist: Kreuzfeld wird den Kölner Norden verändern – städtebaulich, sozial und ökologisch. Wenn der Anspruch des Leitbilds eingehalten wird, könnte hier ein Modellquartier entstehen, das zeigt, wie moderne Stadtteile gebaut werden können.
Das ist besonders in der heutigen Zeit wichtig. Denn aufgrund der finanziellen Situation der Kommunen und in der Baubranche nur Verwahrungsstadtteile zu bauen, würde über Jahrzehnte Probleme verursachen.
Der Zeitstrahl auf der Info-Seite der Stadt Köln sieht ab dem Jahr 2030 den Punkt „Genehmigung und Realisierung“. Ob es so kommt, bleibt abzuwarten.



