Die ersten Zeilen aus dem Gedicht von August Kopisch aus dem Jahr 1836 sagen schon sehr viel über die beliebtheit der Kölner Heinzelmännchen in Köln aus.
Wie schafften es die Kölner damals nur, alle diese viele Dingen stets zu erledigen und Köln zu einer blühenden und angesehenen Stadt zu machen? (Foto: Sylvia Ka)
Die Antwort – laut Sage – war: Kleine Heinzelmännchen fielen nachts in die Handwerksbetriebe ein. Lautlos und unentdeckt erledigten sie die Arbeit des Tages, während die Bewohner Kölns noch am schlafen waren oder sich anderen Tätigkeiten jenseits der Arbeit widmeten.
Der Heinzelmännchenbrunnen vor dem Brauhaus Früh ist heute wohl das sichtbarste Zeugnis der Heinzelmännchen in der Stadt.
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Der Brunnen bildet mit seinen Figuren die Geschehnisse der Sage ab. Wir haben euch hier einige wissenswerte Punkte über die Heinzelmännchen in Köln aufgeschrieben.
Heinzelmännchen in Köln: Ein Preuße machte sie bekannt
August Kopisch (Historienmaler und Dichter, geboren in Breslau) griff im Jahr 1836 die Heinzelmännchen-Geschichte auf, die der Dichter Ernst Weyden wenige Jahre zuvor aufgeschrieben hatte und gestaltete sie als Ballade. Erst danach wurde sie wirklich bekannt.
Weyden hatte 1824 die bis dahin nur mündlich existierende Volkssage der Heinzelmännchen aufgeschrieben und sie aus dem Siebengebirge nach Köln verlegt.
Kopisch hat Köln übrigens selbst nie besucht (er starb in Berlin). Vielleicht wollte der pflichtbewusste Preuße damit auch eine Form von Kritik an der lebensfrohen rheinischen Lebensart üben.
Übrigens: An vielen Orten in der Stadt sind kleine Heinzelmännchen als Figuren versteckt. Hier liest du eine Auflistung der Heinzelmännchen-Standorte.
Heinzelmännchen zu Köln: Ihre Geschichte
Der Sage nach hat niemand die Heinzelmännchen je zu Gesicht bekommen. Einige Kölner fragten sich aber natürlich, wie die fleißign Helferlein aussehen mögen. Die Schneidersfrau gab ihrer Neugier eines Tages nach, obwohl ihr Mann sie noch gewarnt hatte: Bevor die Heinzelmännchen ins Haus kamen, legte sie Erbsen auf der Treppe aus, um sie zu Gesicht zu bekommen.
Als die Heinzelmännchen kurz nach Mitternacht lautlos ins Haus gingen, stolperten sie mit einem großen Gepolter über die Erbsen auf der Treppe. Danach wurden sie nie wieder in Köln gesehen und sollen die Stadt mit einem Schiff verlassen haben.
Der wahre Kern der Geschichte der Heinzelmännchen in Köln
Als Heinzel wurden früher Vorrichtungen bezeichnet, mit denen Menschen Wasser aus Bergbau-Gruben hinausbeförderten. Möglich ist, dass die Menschen, die dies taten, Heinzelmänner genannt wurden. Das würde auch ihre Größe erklären. In die niedrigen Bergbau-Schächte kamen damals nämlich nur sehr kleine Personen oder eben Kinder hinein.
Die Heinzelmännchen wurden jedoch arbeitslos, nachdem hierfür gegen 1500 Pumpen erfunden wurden. Angeblich sollen sie danach nachts heimlich und schwarz bei Kölner Betrieben gearbeitet haben, ohne offiziell erfasst zu werden. So wäre die Sage eine Erinnerung an Menschen, die unter unwürdigen Bedingungen gelebt haben. (Quelle)
Nach dem „Deutschen Wörterbuch“ der Gebrüder Grimm kommt der Begriff von dem Verb heinzen, das so viel heißt, wie tragen und helfen.
Anzeige:Die Heinzels – Rückkehr der Heinzelmännchen
Im Januar kam ein animierter Film über die Heinzelmännchen in Köln raus, in dem sie zurück in das Leben der Menschen kehren. Hier seht ihr den Trailer (hier kann man sich den Film bestellen):
Firmen nach Köln benannt
Die Kölner Heinzelmännchen genießen auch heute noch einen so hervorragenden Ruf in Köln, dass sich in den 60er-Jahren sogar eine Gebäudereinigungsfirma nach ihnen benannt hat, die heute rund 450 Mitarbeiter hat.
Die Heinzelmännchen zu Köln: Das Gedicht
von August Kopisch (1836)
Wie war zu Köln es doch vordem
Mit Heinzelmännchen so bequem!
Denn, war man faul, man legte sich
Hin auf die Bank und pflegte sich:
Da kamen bei Nacht,
Ehe man’s gedacht,
Die Männlein und schwärmten
Und klappten und lärmten,
Und rupften
Und zupften,
Und hüpften und trabten
Und putzten und schabten…
Und eh ein Faulpelz noch erwacht,…
War all sein Tagewerk… bereits gemacht!
Die Zimmerleute streckten sich
Hin auf die Spän’ und reckten sich.
Indessen kam die Geisterschar
Und sah was da zu zimmern war.
Nahm Meißel und Beil
Und die Säg’ in Eil;
Und sägten und stachen
Und hieben und brachen,
Berappten
Und kappten,
Visierten wie Falken
Und setzten die Balken…
Eh sich’s der Zimmermann versah…
Klapp, stand das ganze Haus… schon fertig da!
Beim Bäckermeister war nicht Not,
Die Heinzelmännchen backten Brot.
Die faulen Burschen legten sich,
Die Heinzelmännchen regten sich –
Und ächzten daher
Mit den Säcken schwer!
Und kneteten tüchtig
Und wogen es richtig,
Und hoben
Und schoben,
Und fegten und backten
Und klopften und hackten.
Die Burschen schnarchten noch im Chor:
Da rückte schon das Brot,… das neue, vor!
Beim Fleischer ging es just so zu:
Gesell und Bursche lag in Ruh.
Indessen kamen die Männlein her
Und hackten das Schwein die Kreuz und Quer.
Das ging so geschwind
Wie die Mühl’ im Wind!
Die klappten mit Beilen,
Die schnitzten an Speilen,
Die spülten,
Die wühlten,
Und mengten und mischten
Und stopften und wischten.
Tat der Gesell die Augen auf,…
Wapp! hing die Wurst da schon im Ausverkauf!
Beim Schenken war es so: es trank
Der Küfer bis er niedersank,
Am hohlen Fasse schlief er ein,
Die Männlein sorgten um den Wein,
Und schwefelten fein
Alle Fässer ein,
Und rollten und hoben
Mit Winden und Kloben,
Und schwenkten
Und senkten,
Und gossen und panschten
Und mengten und manschten.
Und eh der Küfer noch erwacht,
War schon der Wein geschönt und fein gemacht!
Einst hatt’ ein Schneider große Pein:
Der Staatsrock sollte fertig sein;
Warf hin das Zeug und legte sich
Hin auf das Ohr und pflegte sich.
Das schlüpften sie frisch
In den Schneidertisch;
Da schnitten und rückten
Und nähten und stickten,
Und faßten
Und paßten,
Und strichen und guckten
Und zupften und ruckten,
Und eh mein Schneiderlein erwacht:
War Bürgermeisters Rock… bereits gemacht!
Neugierig war des Schneiders Weib,
Und macht sich diesen Zeitvertreib:
Streut Erbsen hin die andre Nacht,
Die Heinzelmännchen kommen sacht:
Eins fähret nun aus,
Schlägt hin im Haus,
Die gleiten von Stufen
Und plumpen in Kufen,
Die fallen
Mit Schallen,
Die lärmen und schreien
Und vermaledeien!
Sie springt hinunter auf den Schall
Mit Licht: husch husch husch husch! – verschwinden all!
O weh! nun sind sie alle fort
Und keines ist mehr hier am Ort!
Man kann nicht mehr wie sonsten ruhn,
Man muß nun alles selber tun!
Ein jeder muß fein
Selbst fleißig sein,
Und kratzen und schaben
Und rennen und traben
Und schniegeln
Und biegeln,
Und klopfen und hacken
Und kochen und backen.
Ach, daß es noch wie damals wär!
Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her!
8 Kommentare
Josef Roth
Soweit ich weiß, stammt ja auch das Wort „Zwerg“ auch aus dem Tagebau des Mittelalters. Abgeleitet vom Wortmix aus „zum Werk“ gehen. Viele damalige „Arbeiter waren damals auch Kinder und die Kleidung war damals üblich, so haben bis heute die Gartenzwerge Bergmannswerkzeuge und Grubenlampen. Nicht anders als die Heinzelmännchen „us Kölle am Ring“ (für die Nichtrheinländer: aus Köln am Rhein).
Alexa Kraus
Das Wort Zwerg kommt vom mittelhochdeutschen „zwerch“, was soviel wie quer bedeutet. Es existiert heute noch im Wort „Zwerchfell“, eine Haut, die quer im Körper liegt und Brust- und Bauchraum trennt. Ein Zwerg ist also jemand, der so klein ist wie ein halber Mensch.
Im oberösterreichischen Dialekt gibt es übrigens das immer noch gebräuchliche Wort „zwerigst“, das auch das Gleiche bedeutet. Wenn man querfeldein geht, heißt das „zwerigst über d’Ackern“ gehen.
Horst hamacher
Und dieser August Kopisch war auch ein Globetrotter, Erfinder und Historienmaler: https://de.wikipedia.org/wiki/August_Kopisch
Hoffmann Gerda
Dieses Gedicht haben wir als Kinder gesungen. Die Melodie kenne ich bis heute. Kenne aber weder Verfasser, noch habe ich die Noten vorliegen.
Eva-Maria
Hallo,
Ich komme aus Köln und arbeite an einer Berliner Grundschule. Die Kinder hier lieben die Geschichte der Kölner Heinzelmännchen. Schön zu erfahren, dass der Autor der Ballade in Berlin lebte und schade, dass er Köln nie kennengelernt hat. Liebe Grüße nach Köln, an den Dom und den Rhein.
Hans Waldemar Kaiser
Die Gebrüder Grimm schrieben 1816 zum ersten Male über „Des kleinen Volkes Hochzeitsfest auf der Eilenburg“
Ernste Weyden ein kölner Schriftsteller erwähnte zum ersten Male 1826 Die Heinzelmännchen in Köln
Während August Kopisch „Die Heinzelmännchen zu Köln“ im Jahre 1836 veröffentlichte und einen, ich gestehe, Riesenerfolg hatte.
Hier die Information Wer und auch Wann Geschichten über „Kleine Männlein“ oder „Heinzelmännchen“ veröffentlicht wurden:
J. Satori (Johanna Neumann) Rheinländische Sagen und Legenden – Die Heinzelmännchen Sage; Leipzig (1842); S. 50
Gebrüdern Grimm Deutsche Sagen – Des kleinen Volkes Hochzeit-Fest (1816); lfd. Nr. 31; S. 39ff
Ernst Weyden Kölns Legenden, Sagen, Geschichten, nebst Liedern (1839); S. 204ff.
Johann Georg Theodor Grässe Sagenbuch des Preußischen Staats - Band 2 (1871),
lfd. Nr. 6. Das Zwergjunkerlein an der Kohlfurt S. 14
lfd. Nr. 7. Der Zwerg von Hummelsheim und der störrische Bauer, S. 19
lfd. Nr. 8. Wie ein Zwerg einen übermütigen Amtmann bestraft, S 20
lfd. Nr. 9. Die dankbare Zwergin im Isholz, S. 21
lfd. Nr. 10. Die hilfreiche Zwergfrau von Ophofen, S. 24
lfd. Nr. 11. Vam Twergenlook en der Klus bi Elverfail, S. 25
lfd. Nr. 12. Wie die Zwerge bei Wiesdorf über den Rhein zogen, S. 28 S. 14 – 30
lfd. Nr. 34 – Das Heinzelmännchen (Köln) S. 42-47 sowie
lfd. Nr. 821 – Das Heinzelmännchen (Westerwald) S. 723
Franz Heinrich Steden
und nicht zu vergessen, der letzte Heinzelmann – der Grinkenschmied – zog nach seiner Vertreibung hier nach Höhenhaus, an den Emberg
Verliebt in Köln
Kannst du uns mehr darüber berichten? Oder wo man dazu was lesen kann? Das macht uns neugierig 🙂