Es ist schon einige Tage her: Im Januar 2023 hat ein Artikel im Kölner Stadtanzeiger für eine hitzige Diskussion in sozialen Netzwerken gesorgt: Per E-Mail hat sich demnach eine Frau beim Lindner Hotel auf der Magnusstraße in Köln beschwert. Sie empfand den Schriftzug „Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche“, der im Fenster des Hotels angebracht ist, als diskriminierend. Der Satz ist gleichzeitig der Titel des bekanntes Liedes der Höhner aus dem Jahr 1978.
Stimmt das? Und was bedeutet das Ausdruck „Lecker Mädchen“ denn eigentlich genau in der kölschen Sprache? Hier lohnt ein Blick den den Adam Wrede, dem Standardwerk zur kölschen Sprache mit über 50.000 kölschen Wörtern.
Das Wort Lecker
Das Wort Lecker bezeichnet in der kölschen Sprache nicht nur, dass etwas „lecker“ schmeckt, es wird laut Adam Wrede auch auf andere Dinge übertragen:
- He rüch et esu lecker („Hier riecht es aber lecker“)
- Wat ruche de Blome lecker („Die Blumen riechen aber lecker“)
Das Wort lecker wird aber auch auf Menschen übertragen.
- So wie die Blume lecker, also schön oder gut, riecht, kann eine Mädchen (zu dem Begriff kommen wir noch gleich) ebenfalls lecker sein. Damit ist jedoch nicht die Verdinglichung gemeint, sondern eher, dass jemand schön, hübsch oder einfach angenehm ist. (Wrede, S. 556)
Das Wort Mädchen
Im 15. Jahrhundert hieß es in Köln maitgen, maetgen oder metgen. Es kommt von der Verniedlichungsform Mägdchen, also der Magd. Mädchen ist kein rein kölsches Wort, sondern wird auch in vielen anderen Teilen Deutschland benutzt, ist aber in der kölschen Sprache sehr lebendig.
Es gibt mehrere Bedeutungen von Mädchen in der kölschen Sprache:
- Mädche ist der Gegensatz zu Jung. Mit Mädche wird eine weibliche Person vom Kind bis zur heiratsfähigen Jungfrau bezeichnet: „Wie ich noch ne Mädche wor…“ bedeutet dann also: „Als ich noch nicht verheiratet war.“
- In Köln sagt man das Wort Dochter (Tochter) eigentlich kaum, sondern eher Mädche. „Ming Mädche“ bedeutet „meine Tochter“.
In der kölschen Sprache ist der Begriffe Mädche aber nicht auf ein Kind oder eine unverheiratete Frau beschränkt. Es ist ebenfalls geläufig, dass man seine Frau scherzhaft „Ming Mädche“ nennt. Ebenso wird es als Synonym für Geliebte, Schatz oder Braut genannt. (Wrede, S. 589)
Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche
Wenn man den Ausdruck „Lecker Mädche“ in der kölschen Sprache nun also übersetzt, heißt es eigentlich kaum mehr als eine schöne, nette oder angenehme Frau.
So gesehen ist der Höhner-Text aus historischer Herleitung sehr normal:
Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche,
dat bruch ene Kölsche, öm jlöcklich zo sin.
Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche,
dat fings do nur he, en Kölle am Rhing.
Das Lied der Höhner stammt vom Album „Ich well noh hus“ aus dem Jahr 1978.
Wer in der Geschichte der kölschen Sprache nicht beheimatet ist, kann den Begriff Lecker Mädchen gleichwohl zunächst auch missverstehen, was aber eher ein Sturm im Wasserglas ist. Wie so häufig gilt auch hier: Wenn man miteinander redet und etwas Empathie, Wissen und Verständnis für die Kulturen und Bräuche anderer entwickelt, klärt sich so manches Missverständnis sehr schnell auf.
Linktipps zur kölschen Sprache: