Das Rätsel um den Betonring, der am Tanzbrunnen aus dem Rhein ragt

Wenn der Rhein Niedrigwasser hat, kommen manchmal interessante Relikte der Vergangenheit wieder ans Licht, die lange Zeit unsichtbar unter Wasser versteckt waren.

In den November-Tagen 2020 wurden Spaziergänger im rechtsrheinischen Ufer zwischen Rheinpark und Tanzbrunnen auf eine sichelartige Form aufmerksam, die im Flussbett zwischen den Steinen erschien.

Guido und Erika haben uns unabhängig voneinander Fotos von dem Ring geschickt verbunden mit der Frage, um was es sich hier handeln könnte. In unserer Foto-Gruppe auf Facebook haben wir die Bilder gezeigt und die Frage an die rund 15.000 Mitglieder weitergegeben. (Fotos: Guido K., Erika Noske)

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Dort erhielten wir von Juliane einen ersten Hinweis mit Verweis auf den Förderverein Historischer Park Deutz e.V.. Demnach war früher in der Höhe des Cafés am Rheinpark die Befestigungsanlage Fort XII (später Fort XV genannt) zu finden. Der Ring am Rhein sei der Rest eines Anlegers aus preußischer Zeit.

Wir haben daraufhin noch einmal bei Thomas-Georg Tremblau, Vorsitzender des Fördervereins Historischer Park Deutz e.V., nachgefragt.

Er war dieser Frage bereits im Jahr 2018 auf den Grund gegangen. Tatsächlich sind auf einer Karte „Deutz-Nord“ aus dem Jahr 1927 in dem Bereich mehrere Schiffsanleger verzeichnet. Während der Preußenzeit (bis 1918) sei das Gebiet vorwiegend als Übungsplatz der  Pioniere genutzt worden, berichtet uns Tremblau.

Dieses Bild des Fördervereins Historischer Park Deutz e.V. zeigt mehrere vermutete Schiffsanleger am Rheinkilometer 689:

Fotos: Förderverein Historischer Park Deutz e.V.
Auf der Karte aus dem Jahr 1927 sind mehrere Schiffsanlager zu sehen. Quelle: Förderverein Historischer Park Deutz e.V.
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Die Annahme, dass es sich hier also um die Überreste von Schiffanlegern handelt, sei laut Tremblau also nachvollziehbar. Er schränkt aber ein: „Diese basieren mehr auf Vermutungen und Annahmen der Archäologen des Römisch-Germanischen Museums der Stadt Köln, ohne archäologisch nachgewiesen zu sein.“

Robert Schwienbacher, Vorsitzender des Vereins Kölner Festungsmuseum, hat sich nach unserer Nachfrage ebenfalls mit der Stelle beschäftigt. Auch Schwienbacher kommt zu keinem eindeutigen Ergebnis: „Das Rheinufer zwischen Messe und der ehem. Befestigungsanlage war mehrfach in unterschiedlichen Nutzungen seit der Preußenzeit“, erklärt er auf Nachfrage.

Laut Schwienbacher gebe es mehrere Möglichkeiten:

  • Auf einer Anzahl alter Karten aus dem 19. und 20. Jahrhundert ist an wechselnder Verortung eine Anlegestelle für den damaligen Pionier-Übungsplatz verzeichnet. Das deckt sich mit den Vermutungen von Tremblau.
  • In einigen Karten ist für die Stelle ein Fischerhaus angegeben.
  • 1927 wurde das Rheinufer in diesem Bereich für die KölnMesse umgestaltet, was große Veränderungen mit sich brachte.
  • 1946 befand sich in diesem Bereich die sog. „Patton-Brücke“, die am gegenüberliegenden Ufer an der Bastei endete). Diese war zwar aus Stahl, jedoch Teile der Brückenlager auch aus Beton/Stein.
Eingekreist auf der Karte ist der Übungsplatz der Pioniere. Quelle: Bibliothek CRIFA
Diese Aufnahme zeigt das Rheinufer in Deutz im Jahr 1927. Quelle: Bibliothek CRIFA

Fischerhaus, Patton-Brücke, Anleger, oder KölnMesse? Die Vermutung eines Anlegers liegt nahe, eindeutig bewiesen ist es nicht.

Ohne das Relikt ganz konkret bestimmt zu haben, zeigt es aber doch die wechselvolle und auch beeindruckende Geschichte der Stadt. Es ist aus unserer Sicht immer wieder faszinierend, wie viele Spuren der Vergangenheit auch das heutige Stadtbild prägen. Und schön, dass es Vereine in Köln gibt, die sich damit beschäftigen.

Die aktuelle Vorhersage, wie sich der Rheinpegel in Köln in den kommenden 14 Tagen entwickelt, lest ihr hier.

Kennt ihr weitere ähnliche Stellen in Köln, die Geschichte erzählen oder ihr euch nicht erklären könnt? Schreibt uns eine E-Mail.

Linktipps:

Webseite Förderverein Historischer Park Deutz e.V

Der Förderverein Historischer Park Deutz beschäftigt sich mit der Geschichte und der Archäologie von Deutz aus 1700 Jahren rechtsrheinischer Geschichte. Webseite Kölner Festungsmuseum e.V.

Der Verein Kölner Festungsmuseum bietet in mehreren historischen Anlagen in Köln Führungen an (wegen Corona derzeit nicht), darunter im Röhrenbunker am Reichenspergerplatz und der Atom-Bunker im U-Bahnhof Kalk-Post. Auf der Homepage findet ihr weitere Informationen.

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1 Kommentar

  • Michael Peters

    Hallo,
    auch ich habe diesen Steinring gesehen und näher begutachtet, der nicht aus Beton besteht, sondern aus gemauerten Ziegelwerk.
    Diese Ziegel (-reste) stehen nach innen geneigt, ähnlich wie bei einem Iglu-Bau, oder Kirchengewölbe,
    d.h. dass es sich um die Reste eines Kuppelbauwerkes handelt mit einem Durchmesser von ca. 2m.
    Was könnte es gewesen sein?
    Vielleicht eine Maschienengewehrnase oder Beobachtungskuppel wie bei den anderen Kölner Festungen,
    wenn ich hier lese, dass hier ein Festungswerk / Fort gestanden hat, wäre dass durchaus möglich.
    Es muss nicht unbedingt an dieser Stelle gestanden haben, sondern kann auch als Schutt in den Rhein geworfen worden sein.
    Ca. 10m stromauf sieht man die Reste eines Pfahlbautes. Anleger, Fischerhaus? Alles durchaus möglich.
    Ca. 100m stromabwärts liegen die Reste der Patonbrücke / 1000-Füßler, direkt vis a vis der Bastei.
    Diese beiden Gebäudereste haben allerdings eindeutig nichts mit diesen Steinring zu tun.
    Gruss MFPeters

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