Wenn in Köln über den Rhein gesprochen wird, fällt schnell der Begriff „Kölner Pegel“. Doch die nackte Zahl auf der Pegeluhr am Rheinufer verrät nicht automatisch, wie viel Wasser Schiffe tatsächlich unter dem Kiel haben. Hinter den Messwerten steckt ein komplexes System aus Referenzpegeln, Solltiefen und langjährigen Berechnungen.
Was bedeutet „Fahrrinnentiefe“?
Damit Schiffe sicher fahren können, garantiert die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) auf der Bundeswasserstraße Rhein eine sogenannte Fahrrinnentiefe. Sie gibt an, wie tief die Fahrrinne unterhalb eines bestimmten Referenzwertes – dem „Gleichwertigen Wasserstand“ (GlW) – ausgebaggert oder freigehalten wird.
Zwischen Duisburg und Koblenz, also auch im Bereich von Köln, liegt diese Solltiefe bei 2,50 Metern unterhalb des GlW. Das heißt: Selbst bei Niedrigwasserständen sollen Schiffe in diesem Abschnitt noch mindestens diesen Tiefgang nutzen können.
Der Kölner Pegel: Wie tief ist der Rhein wirklich?
Für den Bereich des Kölner Pegels ist seit dem 1. Januar 2015 ein GlW von 139 Zentimetern festgelegt. Dieser Wert basiert auf langjährigen Niedrigwassermessungen: Im Durchschnitt wird er nur an zwanzig eisfreien Tagen im Jahr unterschritten.
Die Solltiefe in Köln beträgt 2,50 Meter unterhalb dieses Referenzwertes. Konkret bedeutet das:
- Bei einem Pegelstand von 139 cm – also exakt beim GlW – soll die Fahrrinne noch mindestens 2,50 Meter tief sein.
- Liegt der Pegel bei 200 cm, erhöht sich die Solltiefe rechnerisch auf 3,11 Meter.
Wenn man den Kölner Pegel liest, muss man für Köln also noch immer 1,11 Meter draufrechnen, um auf die tatsächliche Tiefe des Rheins innerhalb der Fahrrinne (rund 150 Meter breit) zu kommen. Ob diese Zahl ein Kölscher festgelegt hat, ist mir nicht bekannt.
Aus dem Verliebt in Köln-Shop:Unterschiede entlang des Rheins
Während Köln auf 2,50 Meter Fahrrinnentiefe kommt, sieht es auf anderen Abschnitten des Rheins schwieriger aus. Besonders problematisch ist der Bereich zwischen St. Goar und Mainz. Dort kann wegen der engen Flusssohle nur eine Tiefe von 1,90 Metern unter GlW garantiert werden. Für die Schifffahrt bedeutet das, dass Schiffe dort deutlich weniger Ladung aufnehmen können als im Kölner Abschnitt.
Regelmäßige Anpassungen
Da sich der Flussboden durch Ablagerungen oder Erosion ständig verändert, wird der GlW alle zehn Jahre neu von der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR) festgelegt. Für Köln gilt aktuell der Wert von 139 cm, für den Pegel Bonn seit 2023 ein Wert von 142 cm.
Entscheidend ist immer der aktuelle Pegelstand in Verbindung mit der garantierten Fahrrinnentiefe von 2,50 Metern. Wer also künftig auf die Pegeluhr am Rheinufer schaut, kann im Kopf mitrechnen: Pegelstand plus 1,11 Meter.
Zum Thema: 11 Fakten zum Rhein in Köln, die häufig nicht bekannt sind