Wenn man heute durch Köln läuft, ahnt man kaum, was sich unter den eigenen Füßen alles verbirgt. Schon vor 2000 Jahren war Köln eine hochentwickelte Stadt im Römischen Reich – mit Komfort, der uns heute noch ins Staunen versetzt.
Die Römer in der Colonia Claudia Ara Agrippinensium hatten nicht nur Fußbodenheizung, Frischwasserleitungen und Spültoiletten, sondern auch öffentliche Badehäuser, Markenkeramik und ein durchdachtes Stadtplanungssystem.
Während anderswo noch in Hütten gelebt wurde, entstand hier bereits ein urbanes Leben mit erstaunlicher Infrastruktur. Viele dieser Spuren sind heute noch sichtbar – wenn man weiß, wo man schauen muss. (Foto: Raymond Spekking CC BY-SA 4.0)
Hier sind fünf erstaunliche Annehmlichkeiten, die die Römer bereits vor 2000 Jahren in Köln hatten. Einige davon wurden über 1000 Jahre lang danach nicht mehr erreicht.
Die Römer hatten Fußbodenheizung
Unter dem Kölner Rathaus befinden sich die Überreste des Praetoriums, des römischen Statthalterpalastes. Archäologische Ausgrabungen haben dort Hypokausten-Heizsysteme freigelegt – eine Art antike Fußbodenheizung. Warme Luft wurde in einem separaten Heizraum erzeugt und durch ein ausgeklügeltes Kanalsystem unter den Böden sowie in Hohlräumen der Wände geleitet, um die Räume gleichmäßig zu erwärmen.
Diese Technik war nicht nur aufwändig in der Konstruktion, sondern auch ein Zeichen von Luxus – und zeigt, wie komfortabel das Leben im römischen Köln bereits vor 2000 Jahren sein konnte.
Frischwasser aus der Eifel
Die Eifelwasserleitung, auch bekannt als Römerkanal, versorgte Köln vom 1. bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. mit frischem Trinkwasser aus der Eifel. Mit einer Länge von 95,4 Kilometern war sie eines der längsten Aquädukte des römischen Reiches nördlich der Alpen – ein technisches Meisterwerk.
Die Leitung war als reine Gefälleleitung konzipiert und überwand das Gelände mit einem durchschnittlichen Gefälle von nur 0,1 %. Um Täler zu überbrücken, errichteten die römischen Ingenieure mehrere Aquäduktbrücken, wie beispielsweise die Aquäduktbrücke bei Mechernich-Vussem, die heute noch teilweise erhalten ist.
Diese Qualität der Wasserversorgung wurde im Anschluss übrigens erst im 19. Jahrhundert, also über 1500 Jahre später, wieder erreicht.
Öffentliche Toiletten mit Wasserspülung
Archäologische Funde in Köln belegen die Existenz öffentlicher Latrinen, die von mehreren Haushalten gemeinsam genutzt wurden. Diese Latrinen waren oft mit Wasserspülungen ausgestattet und lagen im hinteren Bereich der Grundstücke.
Auf den Bänke aus Stein mit einer Reihe von Löchern konnten mehrere Menschen gleichzeitig sitzen. Sie waren auch an öffentlichen Orten in der Stadt zu finden.
Aus dem Verliebt in Köln-Shp:Therme mit Heiß- und Kaltbädern
Bei Ausgrabungen an der Cäcilienstraße wurden die Fundamente einer römischen Thermenanlage entdeckt. Diese öffentlichen Badehäuser verfügten über verschiedene Badebereiche wie Caldarium (Heißbad), Tepidarium (Warmbad) und Frigidarium (Kaltbad) sowie Hypokausten-Heizsysteme.
Was heute die Claudius Therme für die Kölner ist, hatten die Römer damals also auch schon längst.
Keramikproduktion in Köln
In Köln wurden zahlreiche römische Keramikfunde mit Herstellerstempeln entdeckt, darunter Stücke mit dem Stempel „PFLOS“. Diese Funde belegen eine organisierte Keramikproduktion und ein frühes Markenbewusstsein in der römischen Stadt.
Abwassersystem mit Gefällelogik
Schon im römischen Köln gab es ein durchdachtes Kanalnetz unter den Straßen – mit gemauerten Abwasserkanälen, die über Gefälle funktionierten und regelmäßig gereinigt wurden. Viele dieser Kanäle verliefen unter dem heutigen Rathausplatz und sind noch heute zugänglich oder freigelegt.
Die Römer sorgten damit für Hygiene, Trockenheit und funktionierende Infrastruktur in ihrer Stadt – ein Konzept, das bis ins Mittelalter vielerorts wieder verloren ging.
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