Die Hohe Straße in Köln

Experte nennt 3 Gründe für den Zustand der Hohe Straße in Köln

Die Hohe Straße in Köln ist die bekannteste Einkaufsstraße und gehört deutschlandweit zu den Einkaufsstraßen mit der höchsten Frequenz. Rund 17 Millionen Menschen gehen jedes Jahr über die Hohe Straße. Damit ist sie in den Top 10 Einkaufsstraßen von Deutschland (Schildergasse: 21 Mio. Menschen). Doch das Aussehen der Straße hat sich zuletzt gewandelt. Wer durch die schmale Straße geht, sieht Leerstand und Baustellen. Auch die Qualität der Läden hat sich gewandelt. Ramsch-Mode und Süßigkeiten-Geschäfte haben Einzug gehalten, wie ein Rundgang über die Hohe Straße zeigt.

Viele Kölner haben zuletzt beklagt, dass die Hohe Straße ihr Einkaufsflair verloren hat. Doch wie kam es zuletzt eigentlich dazu? Dazu habe ich mit Steffen Eggebrecht gesprochen. Er ist Geschäftsbereichsleiter Marketing & Kommunikation bei der KölnBusiness Wirtschaftsförderung. Zu seinem Bereich gehört auch der Einzelhandel in der City.

Er nennt drei Gründe, warum die Hohe Straße derzeit in einem schlechten Zustand ist. Die Zukunft der Einkaufsstraße sieht er übrigens positiv…

Strukturwandel in der City

Die Innenstädte in Deutschland verändern sich, seitdem niemand mehr zum Einkaufen in die Stadt muss, sondern alles bequem im Internet bestellen kann. Durch Corona wurde diese Entwicklung noch einmal beschleunigt – das wirkt sich auch auf die Hohe Straße aus. Eggebrecht: „Die City ist nicht mehr eine Einkaufsstraße für eine Zielgruppe, sondern bedient die unterschiedlichsten Zielgruppen. Das spiegelt sich in der Mischung unterschiedlicher Geschäfte wider.“

Für die Hohe Straße heißt das: Es gibt dort u.a. Süßigkeiten-Läden, weil es dafür auf der Straße auch eine Nachfrage gibt. WMF dagegen schließt beispielsweise seine Filialen auf Hohe Straße und Schildergasse – weil es nicht mehr in die Strategie des Unternehmens passt.

Klingt zunächst ernüchternd, doch tatsächlich spielen hier noch weitere Faktoren mit rein:

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Investitionsstau auf der Hohe Straße

Aktuell gibt es zunehmend Ramsch-Mode, Fast Food und Süßigkeiten-Läden auf der Hohe Straße. Das liegt auch daran, dass die Gewerbeeinheiten häufig nicht den Anforderungen von anspruchsvollen Einzelhändlern genügen. Eggebrecht: „Das führt aktuell dazu, dass es derzeit auch einige Zwischennutzungen und niedrigere Mieten gibt. Auch nach Corona sind Gewerbetreibende insolvent gegangen, die Mietverträge liefen jedoch weiter. Hier gibt es zum Teil ebenfalls Zwischennutzungen.“

  • Döner Laden, Kiosk, Fast Food & Co. sind also zum Teil auch auf diese Nutzungen zurückzuführen. Dazu kommt eine bei vielen Häusern auf der Hohe Straße alte Bausubstanz und häufig ungünstig geschnittenen Läden (schlauchartig, im 1. OG nicht barriererfrei).

Die Miete auf der Hohe Straße lag 2022 bei 140 Euro. Zum Vergleich: Am Wallrafplatz beträgt die Miete 250 Euro, auf der Schildergasse 225 Euro pro Quadratmeter.

Die Wahrheit über Leerstände und Baustellen

Wirklich Leerstände aufgrund von Desinteresse gebe es auf der Hohe Straße allerdings nicht. Eggebrecht: „Die Nachfrage auf Seite der Gewerbetreibenden ist nach wie vor da. Wer in den deutschen Markt eintritt, sucht sich häufig Köln als ersten Standort aus, aufgrund des vielfach auch jungen Publikums u.a. durch Köln als Studentenstadt.“

  • Die Leerstände auf der Hohe Straße sehen häufig trostlos aus, sind laut Kölnbusiness in nahezu allen Fällen aber durch anstehende Umbauten oder Mieterwechsel begründet.
  • Auf der Hohe Straße gibt es im Vergleich zur Schildergasse aktuell jedoch einen höheren Leerstand. Laut Zahlen von Kölnbusiness lag der Leerstand auf der Schildergasse Anfang 2024 bei 2,9 Prozent, auf der Hohe Straße waren es 8,7 Prozent.

„Der Unterschied lässt sich dadurch erklären, dass auf der Hohe Straße mit seiner kleinteiligen Ladenlokal-Struktur und Nachkriegsbebauung derzeit vor allem Umbauten, Umnutzungen und Investitionen in Immobilien stattfinden oder geplant sind“, heißt es in einem Beitrag der Wirtschaftsförderung.

Die Baustellen seien also eher als gutes Zeichen zu werten, dass die Hohe Straße langfristig wieder attraktiver wird.

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Wann wird die Hohe Straße wieder schön?

Im Vergleich zur Schildergasse ist die Hohe Straße deutlich enger, sodass es auf der Straße selbst nahezu keine Gestaltungsmöglichkeiten gibt. Bänke können nicht aufgestellt werden, auch Blumenkübel sind tabu.

„Wo gehobelt wird, fallen Späne. Derzeit sieht man einige Späne auf der Hohe Straße.“

Der Einzelhandel bleibt zwar bestimmend, es wird aber zunehmend auch Dienstleistungen und Gastronomie auf den Einkaufsstraßen, wie der Hohe Straße geben. Beispiel: Auf der Schildergasse hat über dem Zalando Outlet zuletzt eine Boulderhalle eröffnet.

Auch auf der Hohe Straße sollen mehrere Großprojekte kommen:

  • Das historische Mantelhaus Görtz (Hohe Straße 93-99) wird in den kommenden Jahren komplett neu gemacht und erhält neben Geschäften und Dienstleistungen auch eine öffentlich zugängliche Dachterrasse.
  • Es steht stellvertretend für die künftig Entwicklung: Einkaufsstraßen werden zu Erlebnisstraßen mit einem Mix aus Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistung. 

Die Zukunft der Hohe Straße

Steffen Eggebrecht: „Derzeit kommen auf der Hohe Straße mehrere Faktoren zusammen, die das äußere Erscheinungsbild so aussehen lassen, wie es derzeit aussieht: Zum Teil mit Zwischennutzungen und mit vielen Baustellen. Wo gehobelt wird, fallen Späne. Derzeit sieht man einige Späne auf der Hohe Straße.“

Langfristig sei die Aussicht der Hohe Straße laut KölnBusiness aber deutlich besser, als das derzeitige Erscheinungsbild. Im Vergleich zu anderen Städten sei die Nachfrage hoch, anstehende Umbauten dürften dazu führen, dass die Qualität der Läden wieder steigt.

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