Himmelssäule

Was hat diese Säule auf dem Roncalliplatz zu bedeuten?

Wer über den Roncalliplatz schlendert, geht oft achtlos an ihr vorbei. Zehn Meter hoch, 62 Tonnen schwer und doch beinahe unscheinbar: die „Himmelssäule“ von Heinz Mack. Der Granit-Monolith steht seit 1984 vor dem Dom – und hat eine erstaunlich kuriose Geschichte, die mit dem Lions Club, unbezahlten Rechnungen und einer späten Klarstellung beginnt.

Ein Geschenk der Lions – mit besonderer Lage

1984 versammelten sich alle deutschen Lions Clubs in Köln. Die internationale Organisation mit weltweit über einer Million Mitgliedern wollte damals ein sichtbares Zeichen in der Domstadt setzen. Die Idee: Eine Skulptur, die an einem markanten innerstädtischen Platz aufgestellt werden sollte.

Oberbürgermeister Dr. Norbert Burger, selbst Lions-Mitglied, machte den Weg frei. Für die künstlerische Umsetzung gewann man den renommierten Bildhauer und ZERO-Mitbegründer Heinz Mack, ebenfalls Mitglied des Clubs.

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Der Standort war ebenso prominent wie heikel: direkt am Roncalliplatz, gegenüber dem Dom Hotel wenige Meter vom Dom entfernt. Mack beschrieb es später als „künstlerische Provokation“, vor der gewaltigen Kathedrale eine eigene steinerne Antwort zu schaffen.

Ein Monolith im Dialog mit dem Dom

Die „Columne pro Caelo“ – lateinisch für „Himmelssäule“ – ist ein einziger massiver Block aus portugiesischem Granit. Um die Säule ziehen sich waagerechte Rillen, die nach unten hin enger werden und so den Eindruck erwecken, als laste das Gewicht des Steins auf sich selbst.

Mack stellte den Bezug zum Kölner Dom bewusst her: Tausende Steine formen das Gotteshaus, doch dieser eine Stein soll die Masse der vielen repräsentieren – und umgekehrt. Kunsthistoriker sprechen von einem „Dialog“ zwischen Dom und Himmelssäule: Beide richten sich in die Höhe, beide wirken durch ihre Masse. Der rauhe, schlichte Granit bildet dabei einen bewussten Kontrast zur filigranen Gotik des Doms.

Fast gescheitert am Geld

So klar die künstlerische Idee war, so kompliziert wurde die Umsetzung. Vor allem wegen der Kosten für Transport und Aufstellung: rund 93.500 D-Mark. Da Material und Skulptur von Mack gestiftet waren, sollten die Kölner Lions diese Summe allein tragen. Doch der Club zählte nur 30 Mitglieder – und die Kassen waren leer.

Kurz vor der feierlichen Übergabe distanzierte sich der Vorstand von der Säule. Das Kunstwerk stand zwar bereits auf dem Platz, doch offiziell fühlte sich niemand verantwortlich. Erst später übernahmen die deutschen Lions als Ganzes die Kosten. 2013 wurde schließlich eine neue Plakette angebracht, die die Organisation eindeutig als Stifter kennzeichnete.

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Akzeptiert und zweckentfremdet

Seitdem hat die Himmelssäule ihren festen Platz im Stadtbild. Technisch musste sie aufwendig abgesichert werden, da unter dem Roncalliplatz eine Tiefgarage liegt. Künstler Mack nahm es mit Humor, dass Kölner Sportstudenten die raue Oberfläche als Kletterobjekt nutzten: Der Granit sei stabil genug, und es schade der Skulptur nicht.

Heute gilt die Himmelssäule als typisches Werk Macks, der mit Licht, Stein und klaren Formen arbeitet. Dass sie so lange im Schatten ihres übermächtigen Nachbarn, des Doms, stand, passt fast zu ihrer Geschichte: Ein Geschenk, das erst spät als solches erkennbar wurde – und bis heute mehr Fragen aufwirft, als es Antworten gibt.

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