Wir sehen die Hohe Straße in Köln. Die Geschäfte auf der Einkaufsmeile dicht an dicht. Über den Schaufenster Leuchtreklamen. Es ist das Jahr 1962 in Köln – und schon damals war die Hohe Straße die vielleicht wichtigste Einkaufsstraße in Köln. Was aber auch auffällt: Wie sich die Dinge heute doch verändert haben. Die Hohe Straße war damals wie heute mit 8 Metern extrem schmal. Damals aber gab es noch einen Bürgersteig auf beiden Seiten – und in der Mitte fuhren Autos.
Ein solches Szenario erscheint heute kaum vorstellbar, ist die Straße doch schon nur für Fußgänger teilweise zu eng. 9000 Besucher sind hier im Durchschnitt pro Stunde unterwegs. Nur auf der Kölner Schildergasse sind es mit 14.000 deutlich mehr – die ist aber auch deutlich breiter. Nach dem Krieg war ein schneller Aufbau von Köln wichtig. Die Stadt wurde autofreundlich gebaut. Eine Hohe Straße mit Autos – was uns heute absurd erscheint, war damals ganz normal. (Das Foto stammt aus dem privaten Archiv von Peter Assmann. Vielen Dank.)
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Erst fünf Jahre, nachdem dieses Foto entstanden ist, wurde die Hohe Straße komplett zur Fußgängerzone. Damit war Kölner Vorreiter: Die 680 Meter lange Straße galt 1967 als einer der schönsten und modernsten Einkaufsstraßen weltweit. Der dem Teilstück reihte sich ein namhafter Laden an den anderen.
Wer zuletzt aber mal hier unterwegs war, der weiß auch: Die Qualität der Läden hat besonders seit Corona deutlich gelitten. Es gibt Leerstand und Billig-Läden. Ein Phänomen, das den Einzelhändel in ganz Köln beschäftigt.
In der Stadt gibt es nach wie vor einige Traditionsgeschäfte, aber auch schon vor Corona mussten regelmäßig Kölner Institutionen für immer schließen (hier seht ihr eine Liste von 11 Kölner Traditionsgeschäften, die wir schmerzlich vermissen) (Foto/Animation: Stephan Braunfels)
Hohe Straße Köln: „Schlimmste Straße“ Deutschlands?
Wie kann man die Hohe Straße wieder attraktiver machen? Dazu hat sich der Architekt Professor Stephan Braunfels 2021 Gedanken gemacht. Das Ergebnis: Ein rundes Glasdach über der Fußgängerzone. Die Hohe Straße könnte so zur riesigen Glas-Passage werden. Eine solche Passage erinnert an prächtige Einkaufszonen, wie es sie etwa in Mailand in Italien gibt.
Eine Überdachung könnte vom Wallrafplatz am Kölner Dom bis hin zum Apple Store gehen, also rund 500 Meter. Das Dach würde auf Stelzen getragen und wäre rund 15 Meter über der Erde. Der Dom soll durch das Glasdach übrigens auch weiterhin sichtbar bleiben.
Braunfeld ist ein Architekt mit zahlreichen Auszeichnungen und Professor in Berlin. Beim Kölner Presseclub im August 2021 hat er die Hohe Straße als die „schlimmste Straße“ Deutschlands bezeichnet. Gemeinsam mit engagierten Kölner Geschäftsleuten macht er sich deshalb derzeit Gedanken, wie die häufig verbaute und wenig einladende Stadt wieder für Menschen attraktiver gestaltet werden kann.
Anzeige:Die alte Hohe Straße Passage
Die Hohe Straße in Köln gibt es bereits seit der Römerzeit. Damals hieß die Nord-Süd-Achse Cardo maximus. Ihr Verlauf war von der Severinstorburg bis zur Eigelsteintorburg. Wo die Schildergasse auf die Hohe Straße trifft, war zur Römerzeit in Köln das Forum, der cirucs maximus.
Es gab übrigens schon einmal eine Passage an der Hohe Straße: Wenn ihr von der Schildergasse links auf die Hohe Straße Richtung Dom abbiegt, mündet etwa 100 Meter weiter die Brückenstraße links in die Hohe Straße. Hier war ab 1863 die so genannte Königin Augusta Halle, auch Hohe Straße Passage genannt. Es gab 55 Läden und ein Kaffeehaus in der Mitte.
Die Überdachung der Hohe Straße ist übrigens lediglich ein Vorschlag, den nun auch die Stadt Köln auf dem Tisch liegen hat. Was daraus wird, ist völlig offen.
5 comments
Fritz Körfgen
Restaurant „Im alten Präsidium“, Schildergasse 84
hannelore schneider
also dieses Glasdach wäre toll ABER das überschattet nicht die Qualität der Geschäfte..es gibt zuviele Billigläden mittlerweile ich war entsetzt als ich sah das es dort Billig Süsswaren gibt in rauhen Massen.tragisch für die ehemalige Vorzeigestrasse
Dieter Schimanski
Wäre eine tolle Sache mit der gläsernen Überdachung über der Hohe Str. Nur das Problem ist, ob sich im Rathaus die einzelnen Parteiein dazu durchringen diese Projekt zu verwirklichen. Dazu kommt noch die in Köln bekannte lahmarschige Bürokratie, die alles unnötig an Jahren in die Länge zieht, so daß Bauzeit und Kosten wieder sich ins Uferlose verlieren, wie schon öfter bei derartigenBauprolekten. Wenn, dann können wir uns vielleicht in 20 Jahren bis zur Fertigstellung daran erfreuen.
Traurig, aber leider wahr.
Dieter Schimanski
R.Timm
habe solche Einkaufspassagen auch in London und in Inverness gesehen, einfach herrlich!
I. Thiele
Eine wirklich geniale Idee!
Warum sollte in Köln nicht funktionieren, was in Mailand schon immer klappt!