Köln London Direktzug

Direktzug Köln – London: Stadt sieht Riesen-Chance, aber Probleme am Bahnhof

Das wäre eine echte Zeitenwende für Bahnreisende zwischen Großbritannien und dem europäischen Festland: Das Unternehmen Getlink, Betreiber des Eurotunnels, möchte den internationalen Bahnverkehr von London aus deutlich ausweiten. Neben neuen Verbindungen nach Frankreich sollen erstmals auch Deutschland und die Schweiz direkt angebunden werden.

Köln als Ziel für Hochgeschwindigkeitszüge

Genau hier kommt Köln ins Spiel: Laut einem Bericht der britischen Tageszeitung Guardian gehören neben Frankfurt, Zürich und Genf auch Köln zu den möglichen Zielen, die bis 2029 direkt an London angebunden werden sollen.

Noch handelt es sich nicht um fertige Fahrpläne – aber die Planungen laufen. Und sie dürften ernst zu nehmen sein: Der Londoner Bahnhof St Pancras, derzeit der einzige internationale Fernbahnhof Großbritanniens, plant bereits eine massive Ausweitung seiner Kapazitäten. Die Zahl der Reisenden, die dort pro Stunde abgefertigt werden können, soll von derzeit 1.800 auf 5.000 steigen.

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Köln–London: Heute mit Umstieg, morgen vielleicht direkt

Aktuell gibt es keine direkte Bahnverbindung zwischen dem Rheinland und der britischen Hauptstadt. Wer mit dem Zug nach London will, muss in Brüssel oder Paris umsteigen. Die gesamte Reise dauert mit Umstieg rund fünfeinhalb Stunden, wobei etwa eine Stunde Aufenthalt in Brüssel einberechnet ist. Eine Direktverbindung könnte die Reisezeit deutlich verkürzen – auf ein Niveau, das mit der Fahrt von Köln nach Berlin vergleichbar wäre.

Ein weiterer Vorteil: Der Zug könnte eine attraktive, klimafreundliche Alternative zum Flugzeug bieten. Aktuell gibt es wöchentlich rund 53 Flüge von Köln/Bonn nach London – darunter Verbindungen von Eurowings, British Airways und Ryanair.

Wer früh bucht, zahlt für eine einfache Zugfahrt via Brüssel aktuell etwa 120 bis 130 Euro. Bei einer Direktverbindung könnte es zeitlich und finanziell gegenüber dem Flieger noch attraktiver werden.

Hoffnung auf mehr Wettbewerb und bessere Preise

Bisher hat Eurostar das Monopol auf Passagierzüge durch den Eurotunnel. Die Preise sind entsprechend hoch, die Auswahl begrenzt. Neue Anbieter könnten mehr Wettbewerb und damit sinkende Ticketpreise bringen – ähnlich wie in Frankreich, wo mittlerweile mehrere Bahnunternehmen auf Hochgeschwindigkeitsstrecken konkurrieren.

Der Kölner Hauptbahnhof müsste umgebaut werden

Eine direkte Verbindung zwischen Köln und London würde allerdings auch bauliche Anpassungen erfordern – insbesondere im Kölner Hauptbahnhof. Denn Großbritannien ist kein Teil des Schengen-Raums, was bedeutet: Reisende müssten vor Abfahrt durch Pass- und Sicherheitskontrollen – so wie heute schon in Brüssel oder Paris.

Derzeit sind in Köln alle Gleise frei zugänglich. Für eine London-Verbindung müsste mindestens ein Bahnsteig abgetrennt werden – samt Wartebereich, Check-in und Kontrollzone.

Aus dem Verliebt in Köln-Shp:

Direktzug Köln – London: Das sagt die Stadt Köln zu den Plänen

Jetzt hat sich auch die Stadt Köln eine Stellungnahme zu den Plänen abgegeben, nachdem die FDP eine mehrere Fragen zu dem Thema im Verkehrsausschuss gestellt hat. Eine offizielle Planung für eine Direktverbindung nach London liegt der Stadt demnach allerdings nicht vor. Weder die Stadtverwaltung noch der Zweckverband go.Rheinland, zuständig für den Schienenpersonennahverkehr, sind bislang in ein entsprechendes Projekt eingebunden oder von DB Fernverkehr informiert worden.

Trotzdem bewertet die Stadt die Idee positiv. In einer Stellungnahme heißt es, eine direkte Zugverbindung könne Köln wirtschaftlich deutlich stärken – etwa durch neue Investitionen britischer Firmen.

Schon heute haben über 200 Unternehmen aus dem Vereinigten Königreich ihren Sitz in Köln, darunter bekannte Namen wie Dyson oder INEOS, aber auch spezialisierte Dienstleister wie der Versicherer Newline Group, der sein Europageschäft aus Köln steuert.

„Eine schnelle und direkte Verbindung nach London würde Köln für internationale Unternehmen, insbesondere britische Firmen, noch attraktiver machen“, heißt es von der städtischen Wirtschaftsförderung KölnBusiness.

Auch im Tourismus sieht die Stadt großes Potenzial. Die Briten stellen nach den Niederländern die zweitgrößte ausländische Besuchergruppe in Köln – Tendenz steigend. Eine Direktverbindung könnte sowohl dem Messegeschäft als auch der Freizeitwirtschaft einen Schub geben.

Große Bedenken beim Thema Bahnhof

Bei aller Begeisterung für das Konzept sieht die Stadt aber auch praktische Probleme – vor allem mit Blick auf den Kölner Hauptbahnhof. Wegen der erforderlichen Sicherheitskontrollen müsste ein Bahnsteig – wahrscheinlich Gleis 1 – baulich abgetrennt werden. Das ist technisch machbar, aber im ohnehin stark ausgelasteten Bahnhof eine Herausforderung.

Die Stadt warnt davor, dass dadurch bestehende regionale, nationale und internationale Zugverbindungen nicht beeinträchtigt werden dürften. Auch die logistische Abwicklung vor Ort – etwa mit Blick auf Gepäck, Einlasskontrollen und Aufenthalt der Reisenden – sei bislang ungeklärt.

Und jetzt?

Noch ist nichts entschieden – aber die Richtung ist klar: In London wächst der politische und wirtschaftliche Wille, das Schienennetz international auszubauen. Sollte Köln Teil dieser Entwicklung werden, wäre das ein bedeutender Fortschritt für die Stadt und die gesamte Region.

Bis dahin bleibt die Hoffnung: Vielleicht kann man in ein paar Jahren am Kölner Hauptbahnhof in einen Zug nach London steigen – ohne Umstieg in Brüssel, aber mit einem gültigen Reisepass.

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