„Aus einer alten Schlüsselkiste“, schrieb Andreas Bastian in unserer kölschen Foto-Gruppe und zeigte dieses Bild mit Köln-Schlüsseln. Andreas bekam sehr viele Reaktionen auf das Bild, viele Nutzer fragten ihn, ob er die Schlüssel auch verschicken würde. Wir haben Andreas gefragt, welche Geschichte hinter diesen Köln-Schlüsseln steckt.
Hier ist die Familiengeschichte hinter den uralten Köln-Schlüsseln und wie auch ihr einen der Schlüssel erwerben könnt:
„Mein Großvater hatte Arbeitsverbot im 3. Reich da er in Marienburg vor der Enteignung der Nazis, Möbel von jüdischen Mitbewohnern repariert hatte. Die Familie war nicht reich, jedes Ersatzteil wurde daher gehegt und gepflegt, gleiches galt für die wenigen Werkzeuge. So habe ich im Laufe der Zeit eine gigantische Sammlung an Linsenkopfschrauben aus dem 18. und 19. Jahrhundert, Türbeschläge und Möbelscharniere geerbt und gesammelt.
An den Sperrmülltagen findet man auch oft noch Messingapplikationen die in den Baumärkten heute ein kleines Vermögen kosten. So wird man auch Sammler, selbst wider Willen. Mein Vater war Werkzeugmacher, wir die Kinder waren die ersten Abiturienten aus der Familie-Linie und sind in den End-60er-Jahren aufgewachsen. Köln als Boom-Town: Einbauküche, Wohnzimmerwand, Fernbedienung waren die Highlights unserer Schulzeit. In den 2010er Jahren verstarb ein Großteil der Generation die diese Zeit prägte.
Es begann ein Abschnitt, über das Leben nachzudenken, denn der große runde Tisch wurde immer leerer. Es war nicht leicht zwischen Hamsterrad und Tradition die richtige Mitte zu finden. Jeder Karton an persönlichen Dingen dieser Menschen war auch ein Rückblick in die eigene Kindheit. Das brauchte Zeit, so zogen wir zuerst an den Stadtrand in einen verlassenen Bauernhof und sortierten den immer wieder auffüllenden Nachlass.
Einige Dinge gingen in Reparatur, viele Dinge wurden sozialen Zwecken zugeführt. In der Trauerarbeit begann ich dann mit den geerbten Werkzeugen den Bauernhof zu restaurieren, Als Wand der Erinnerung installierten wir ein rund 20 qm großes Wandregal im Wintergarten. In „1.000 Kästchen“ mit Andenken und Erinnerungen an die verstorbenen Familienmitglieder.
Es ist eine Wand der Erinnerung – Menschen die wir heute in unseren Herzen tragen. Gemischt mit Büchern. Reisebüchern und Lexika. Es brauchte seine Zeit, die eine oder andere Nachlasskiste mit der Beschriftung „Persönlich“ öffnen. Die als Kind erlebte Geschichte bekam mit jeder geöffneten Kiste ganz neue Züge und völlig andere Blickpunkte. Die Kiste mit den Schlüsseln, Silberbesteck, alten Feilen und Meßwerkzeugen habe ich im März 2019 geöffnet.
Die Wohnzimmeruhr meiner Großeltern mit der Inschrift „CÖLN am Rhein“ kam zur gleichen Zeit aus der Reparatur – und wir haben sie in unsere zu vermietenden Wohnräume auf unserem Hof aufgehängt. Der Gongschlag der Uhr zieht jede Stunde durch das ganze Gemäuer über 2 Wirtschaftsflügel bis in die Scheune. Die Schlüssel erinnerten mich daran das Türen zu öffnen sind. Entdecke die Stadt, entdecke das Leben – den Schlüssel hierzu hältst Du bereits in Deiner Hand.
Die Schlüssel stammen aus Großvaters kleinen Schreinerei für Möbelreparatur von der Altebugerstraße 244 – in Köln Bayenthal.
Aufgrund der starken Nachfrage – Drei der Schlüssel werde ich nun hinter einander auf EBAY zugunsten des Bund gegen Missbrauch der Tiere e. V. – Iddelsfelder Hardt – 51069 Köln. versteigern.
Die Versteigerung auf EBAY haben wir auf 30 Tage angesetzt. So bleibt genügend Zeit, das sich verschiedene Interessenten beteiligen können. Den Link sende ich Euch gleich nach.“
Text: Andreas Bastian
Hier geht es zur Schlüssel-Auktion.
Habt ihr auch ur-kölsche Geschichten erlebt und möchtet sie gerne erzählen? Schreibt uns gerne eine E-Mail.