Zwischen Hahnwald und dem Verteilerkreis im Kölner Süden liegt ein kaum bekanntes Relikt: eine stillgelegte Spur – einst Teil der Köln–Bonner Landstraße (L 185) – mitten in der A 555. Dieses „Sandwich-Stück“ erzählt von einem ungewöhnlichen Experiment aus den Anfängen unserer Autobahngeschichte – und ist bis heute hier sichtbar.
Die erste „Autobahn“ – und eine extra Fahrspur für Pony und Rad
1932 wurde die L 185 eröffnet – Europas erste kreuzungsfreie Kraftfahrstraße, später als A 555 bekannt. Ursprünglich galt ein striktes Nutzungsverbot für Fußgänger, Pferdefuhrwerke und Radfahrer – doch diese brauchten weiterhin eine Verbindung durch den Süden Kölns. Die Lösung: eine zusätzliche Fahrspur mitten zwischen den beiden Autobahnrichtungen, eigens für den nicht-motorisierten Verkehr. Ein echtes Unikat im deutschen Straßenbau.
Foto: Superbass / CC BY-SA 4.0
Ein Tunnel für Pferde – mitten durch die Autobahn
Klingt verrückt, war aber Realität: Die zusätzliche Spur verlief nicht einfach nur neben der Autobahn – sie führte sogar unter einer der beiden Richtungsfahrbahnen hindurch. Dafür wurde extra ein kleiner Tunnel gebaut. So konnten Fußgänger, Radfahrer und Pferdefuhrwerke sicher passieren, ohne den schnellen Autoverkehr zu kreuzen. Anschließend ging es über eine eigene kleine Brücke weiter – mitten durchs Autobahnkreuz, aber abgetrennt vom Rest des Verkehrs. Eine clevere Lösung aus einer Zeit, in der Köln noch lernte, wie man moderne Straßen für alle baut.
Legende eines verwaisten Mittelstreifens
In den 1960er-Jahren wurde die A 555 ausgebaut. Aus zwei Fahrspuren wurden drei je Richtung, mit Mittelstreifen – und die Geisterspur verschwand größtenteils unter Asphalt. Tunnel und Brücke wurden zurückgebaut.
Ein kurzes Stück der alten Spur aber blieb erhalten. Heute dient es der Autobahnmeisterei als Parkplatz, wird manchmal von der Polizei für Kontrollen genutzt – und ist ein echter Geheimtipp für Fans kölscher Stadtgeschichte.
Aus dem Verliebt in Köln-Shp:A555: Über die älteste Autobahn Deutschlands
Die A555 ist die älteste Autobahn Deutschlands – auch wenn sie anfangs noch nicht so hieß. Am 6. August 1932 wurde sie als „autofreie Straße“ zwischen Köln und Bonn eröffnet, um die stark befahrene Landstraße zu entlasten. Damals war sie rund 20 Kilometer lang, kreuzungsfrei und vierspurig – ein Meilenstein in der Verkehrsgeschichte.
Besonders innovativ war, dass sie ausschließlich dem Kraftverkehr vorbehalten war. Erst 1958 wurde sie offiziell zur Bundesautobahn erklärt und erhielt später die Bezeichnung A555. Heute ist sie eine zentrale Verkehrsader im Rheinland und verbindet nicht nur Köln und Bonn, sondern spielt auch im Pendler- und Fernverkehr eine wichtige Rolle.
2 Kommentare
Amelie Metze
Ein toller Artikel, darüber denkt man gar nicht nach, wenn man daran immer wieder vorbei fährt. Gibt es aus der Zeit noch Bilder? Vielen Dank für die Recherche!
Mandy
Gibt es zu diesem Relikt Fotos oder Drucke, aus denen dies noch irgendwie hervor geht? Hab mich immer gefragt, was es damit auf sich hatte.