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Der Krimi um den geraubten Schatz aus dem Kölner Dom

Es ist einer der spektakulärsten Fälle in der Kölner Kriminalgeschichte: In der Nacht zum 2. November 1975 drangen drei Einbrecher in die Domschatzkammer ein und raubten wertvolle Stücke des Domschatzes, darunter Bischofsringe, eine Kusstafel und Monstranzen. Bis heute sind Teile der Beute verschwunden. Die Details des Falls reichen heute für einen ganzen Kinofilm.

Der WDR hat über den Raub in der Domschatzkammer eine Dokumentation gedreht und lässt darin zahlreiche Zeitzeugen zu Wort kommen. (Foto: IMAGO / sepp spiegl)

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Der Jugoslawe Ljubomir Ernst hatte den Raub bereits geplant, als er wegen anderen Vergehen im Gefängnis saß. Auf freiem Fuß heuerte er zwei Mitstreiter an, bot ihnen 100.000 Mark. Als die beiden Mitstreiter erfuhren, dass es um den Dom ging, sollen sie sich zunächst geweigert haben, da sie selbst Katholiken waren. Dann willigten sie doch ein.

Einer, der besonders schmal war, kletterte in der Nacht durch den Lüftungsschacht, der einen Durchmesser von gerade mal 40 Zentimetern hatte. Das Gitter hatten sie zuvor so abmontiert, dass die Alarmanlage (ein Draht im Gitter) nicht losging.

In einem Kölner Sportgeschäft hatten sie zuvor Bergsteiger-Ausrüstung gekauft. Damit seilte sich die Person in der Domschatzkammer 5 Meter in die Tiefe. Mit Stemmeisen hebelte sie die Vitrinen auf. Ernst hatte zuvor angekreuzt, welche Ausstellungsstücke er haben wollte.

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Auf der Flucht direkt vom Dom wurden sie von Jugendlichen bemerkt und verfolgt. Sie konnten aber entkommen, flohen in verschiedene Richtungen. Die Jugendlichen sagten sogar noch der Bundespolizei im Hauptbahnhof Bescheid. Die Antwort dort: „Dafür sind wir nicht zuständig.“

Ihre Beute warfen sie bei der Flucht ins Gebüsch vor dem heutigen Hotel Mondial direkt am Dom, holten sie später ungestört ab. Das kostbarste Stück der Beute: Die Prunkmonstranz.

Die Polizei richtete damals eine Sonderkommission ein, befragte zahlreiche Menschen im Domumfeld. Ein Polizist erinnerte sich, dass einige Jahre zuvor in St. Mariä Himmelfahrt direkt am Hauptbahnhof auf ähnliche Weise Beute im Wert von 500.000 Mark gemacht wurde. Täter damals: Ljubomir Ernst.

Die Polizei besuchte ihn wenige Tage später in seiner Wohnung am Griechenmarkt. Während die Polizei im Haus war, stellte Ernst Verlobte den Koffer mit der Beute damals in den Keller der Nachbarn. Ernst war zeitweise auch in U-Haft. Um an den verlorenen Schatz zu kommen, ließ ihn die Polizei aber wieder frei.

Prunkmonstranz in 10 Jahren Arbeit rekonstruiert

Doch die Beute bliebt verschwunden. Die Kölner Polizei wollte den Fall bereits aufgeben. Da setzte die damalige Oberstaatsanwältin Maria Lösch den Geheimagenten Werner Maus auf den Täter an. Er gab sich als Hehler aus. Ihm gelang es, das Vertrauen der beiden Miteinbrecher zu bekommen und entlockte ihnen sogar Details zu Fahrt.

In Mailand dann gelang es ihm auch Ernst zu treffen, der festgenommen wurde. In der Garage seiner Villa in Belgrad fanden die Polizisten unter anderem einen Koffer mit Edelsteinen und eingeschmolzenen Gold. Damit waren die schlimmsten Befürchtungen wahr geworden.

Ein Zahnarzt in Belgrad hatte die Monstranz von unschätzbarem Wert eingeschmolzen. Auch viele weitere Stücke waren beschädigt.

Die Prunkmonstranz wurde mit den gefundenen Teilen und anhand von detaillierter Fotos rekonstruiert. Die Arbeit dafür dauerte 10 Jahre. Sie ist heute wieder in der Domschatzkammer zu sehen.

Ernst selber wehrte sich mit allen Mitteln gegen eine Verurteilung. Bei der Überstellung nach Deutschland sprang er in der Schweiz aus dem Zug. In Deutschland trat er in den Hungerstreik. Im Gefängnis in Ossendorf begann er zu malen. Sein Motiv auf jedem Bild: Der Kölner Dom.

Alle drei Täter wurden schließlich vor Gericht verurteilt. Etwa 10 Prozent des Domschatzes ist jedoch bis heute nicht wieder aufgetaucht, darunter wertvolle Bischofsringe.

Erneuter Einbruch 1995 und die Rolle von Schäfers Nas

  • Im Februar 1995 dann wurde erneut in die Domschatzkammer eingebrochen. Damals wurde das Vortragekreuz gestohlen. Das rief damals den Kölner Kriminellen und Zuhälter Schäfers Nas auf den Plan: „Dat tut man nicht. Den Dom beklauen. Ich beschaffe das wieder“, sagte er damals.
  • Er ließ seine Kontakte in die Unterwelt spielen und hatte das Kreuz nach wenigen Tagen zurückgebracht. Eine Belohnung wollte er nicht. Wohl aber, dass der Domprobst ihn in sein Gebet mit einschließt.

Einen Lüftungsschacht gibt es in der heutigen Domschatzkammer übrigens nicht mehr.

Der Film: Der Raub des Kölner Domschatzes – die Jagd nach den Dieben läuft am 23.02.2024 um 20:15 Uhr im WDR und ist eine sehenswerte und informative Dokumentation, wo zahlreiche Zeitzeugen von damals erzählen, darunter erstmals der mysteriöse Geheimagent Werner Maus und die heute 90-jährige Oberstaatsanwältin Maria Mösch.

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