Brauhaus Beichtstuhl

Warum gibt es in Kölner Brauhäusern einen Beichtstuhl?

Du siehst ihn, wenn du ins Brauhaus zur Malzmühle kommt. Im Haus Töller, im Brauhaus zum Prinzen – sogar im Gaffel Haus in Berlin: Irgendwo zwischen Theke und Gastraum gibt es in vielen kölschen Brauhäusern einen Beichtstuhl. In einigen der Beichstühle können heute Gäste sitzen, woanders ist der Ort nach wie vor dem Personal vorbehalten.

Aber was hat es eigentlich damit auf sich? Hier kannst du testen, ob du die richtige Antwort kennst. Unter dem Quiz liest du eine ausführliche Erklärung zu dem Kölner Phänomen.

Die Bedeutung des Beichtstuhls in Kölner Brauhäusern

Du hast noch nie vom Beichtstuhl gehört? Dann wird’s höchste Zeit. Denn der Beichtstuhl gehört zu Köln wie das Kölsch zum Glas – eine urkölsche Erfindung, irgendwo zwischen Büro, Beobachtungsposten und Brauhaus-Herzstück.

Kein Dom, sondern Dienstzimmer

Klar, bei „Beichtstuhl“ denkst du vielleicht zuerst an dunkles Holz und Sündenvergebung im Kölner Dom. Aber weit gefehlt: In den Brauhäusern Kölns bezeichnet der Beichtstuhl einen kleinen hölzernen Arbeitsplatz – liebevoll auch „Thekenschaaf“ oder „Kontörchen“ genannt. Hier saß der Wirt, beobachtete die Köbesse, rechnete ab, kontrollierte Speisen – und hatte dabei immer alles im Blick. Durch eine gläserne Rückwand schaute er bis in den Hausflur, wo früher die Lieferanten und „Stehschoppen“-Trinker unterwegs waren.

Thekenschaaf: Zwischen Schwemme und Stammgast

Der Beichtstuhl war clever platziert – oft genau zwischen Gaststube und Hausflur. So konnte der Wirt die volle Kontrolle behalten: Wer zapft was? Wie viele Marken sind im Umlauf? Wer will anschreiben lassen? Wer schwade zu lang mit’m Köbes?

Und: Wer ins Brauhaus durfte, war nicht immer selbstverständlich. Früher war der Hausflur nämlich der Ort für alle, denen der Zugang zur Gaststube verwehrt war – Henker, Abdecker oder Stadtsoldaten zum Beispiel. Sie bekamen ihr Kölsch im Stehen. Und wurden dabei natürlich auch vom Beichtstuhl aus im Auge behalten.

Kontörchen: Vom Chefposten zum Lieblingsplatz

Heute hat sich der Beichtstuhl gewandelt: Die gläserne Rückwand ist geblieben, aber statt Geschäftsführung sitzt dort oft ein Gast mit bestem Blick aufs Treiben. In Brauhäusern wie der Malzmühle oder dem Em kölsche Boor wird der Beichtstuhl teils sogar noch für Abrechnungen genutzt – kölsche Tradition in Reinform.

Wer also das nächste Mal im Brauhaus sitzt und sich fragt, was das da für ein uriger Holzkasten ist: Das ist der Chefposten von früher. Ein Ort, an dem Kölsch-Geschichte geschrieben wurde – ganz ohne Dom, aber mit viel Charakter.

Prost und Alaaf auf den kölschen Beichtstuhl – wo man zwar nichts beichten musste, aber alles im Blick behielt.

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