Kaum ein Kölner prägte das heutige Stadtbild so sehr wie Konrad Adenauer. Von 1917 bis 1933 war er 16 Jahre lange Oberbürgermeister von Köln. Damals war er für zahlreiche Neuerungen verantwortlich, die die Stadt noch heute prägen: Die Messe, den Grüngürtel oder die Ford-Werke sind nur einige Beispiele. Das Adenauer Haus in Rhöndorf ist heute ein eindrucksvolles geschichtliches Zeugnis.
Konrad Adenauer ist in Köln aufgewachsen. Während seiner Zeit als Bundeskanzler hat er jedoch in Rhöndorf gewohnt. Das liegt direkt am Rhein am Fuße des Drachenfels, rund 40 Kilometer vom Kölner Dom entfernt. Vom Drachenfels aus hat man einen Panoramablick auf den Stadtteil von Bad Honnef.
(Foto Adenauer: Katherine Young / CC BY-SA 3.0)
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Wie hat Konrad Adenauer in Rhöndorf privat gelebt? Heute kann man sein Wohnhaus im Rahmen von Führungen kostenlos besichtigen. Es gibt außerdem eine Ausstellung über sein Leben. Auch den Garten können Besucher sehen.
Hier sind acht Fakten zum Wohnhaus und dem Leben von Konrad Adenauer in Rhöndorf:
Das Grundstück in Rhöndorf
Adenauer konnte sich das Grundstück (zuvor ein Weinberg) durch die Entschädigung kaufen, die er nach jahrelangem Streit von der Stadt Köln erhalten hatte. Er wurde zu Beginn der Nazizeit 1933 als Kölner Oberbürgermeister abgesetzt und in den NSDAP-Organen aggressiv diffamiert.
„Adenauer – an die Mauer“ war damals ein geläufiger Ruf. Das Haus ist an steiler Hanglage errichtet und hat an der unteren Seite mehr Etagen als oben.
Die Welt der 50er-Jahre
Wer eine Führung mitmacht, stellt schnell fest: Hier ist es heimelig. In dem Haus sind Original-Möbel und die Einrichtung weitestgehend erhalten. Es sieht exakt so aus, wie man Häuser aus den 50er- und 60er-Jahren kennt. Es ist alles sehr bürgerlich und funktionsmäßig.
Das Wohnzimmer hat ein großes Fenster, das Adenauer nachträglich hat einbauen lassen. Von hier aus hat man einen Panoramablick auf das Rheintal. Im Bücherregel Adenauers steht unter anderem Adam Wrede, Neuer Kölnischer Sprachschatz – das Standardwerk zur kölschen Sprache. Im Flur hinter der Eingangstür hängt ein riesiges Köln-Panorama.
Boccia-Bahn mit Flutlicht
Heute haben Wohnhäuser einen opulenten Pool. Der Luxus der 50er-Jahre für Konrad Adenauer war ein Boccia-Platz mit Asche, die er sich im Garten hat anlegen lassen. Die Boccia-Leidenschaft entdeckte er, weil er im Sommer regelmäßig am Comer See Urlaub machte.
Weil er in Rhöndorf häufig auch spät Boccia spielte, hatte die Anlage sogar eine Flutlichtanlage (zwei kleine Versionen von Straßenlaternen), die ihr im Foto sehen könnt.
Zeitschaltuhr, um Strom zu sparen
Adenauer verlor seine erste Frau sehr früh. Seine zweite Frau wurde in Nazi-Gefangenschaft so krank, dass sie ebenfalls verstarb. Der vorzeitige Tod beide Ehefrauen traf Adenauer schwer. Während seiner Zeit als Bundeskanzler lebte er ohne Ehefrau im Haus in Rhöndorf. Abends las er in seinem Bett oder hörte Schallplatten.
Weil er regelmäßig dabei einschlief, sich aber gleichzeitig darüber ärgerte, dass das Licht dann noch brannte (er war ein sehr sparsamer Mensch), ließ er sich damals eine Zeitschaltuhr bauen. Ein Thema, das heute wieder sehr aktuell ist.
Anzeige:Adenauer Haus Rhöndorf: Nur wenige Staatsgäste
In seinem Privathaus hat Adenauer nur sehr wenige Politiker empfangen. Einer der davon war der französische Staatspräsident Charles De Gaulle, zu dem er eine enge Freundschaft pflegte. Adenauer und De Gaulle unterzeichneten 1963 den Deutsch-Französischen Freundschaftsvertrag.
Keine Selbstverständlichkeit, nachdem sich Deutschland und Frankreich im 1. und 2. Weltkrieg und im Deutsch-Französischen-Krieg 1871 über Jahrzehnte bekämpft hatten. Der Vertrag gilt als Grundstein für dauerhaften Frieden in Europa und als Vorbild, wie Völker miteinander Frieden schließen können.
Erst Nutzgarten, dann Ziergarten
Den terrassenartigen Garten in Hanglage nutzte Adenauer während des Krieges als Nutzgarten. Hier wurden u.a. Kartoffeln angepflanzt, der Schuppen für das Schaaf steht heute noch. Eine Tochter von Adenauer musste während des Krieges dafür runter in den Ort, um das Melken zu lernen.
Nach dem Krieg wurde der Garten zum Ziergarten. Adenauer war ein Rosenliebhaber. Entsprechend finden sich auch heute noch viele Rosen hier. Wegen Adenauers Vorliebe für Rosen wurde in Köln in Fort X der Rosengarten angelegt, der auch heute noch eine Oase mitten in der Stadt ist.
Adenauer Haus Rhöndorf: Weinkeller als Bunker
Den Weinkeller ließ Adenauer mit einer besonders dicken Betonwand verstärken, um ihn auch als Bunker nutzen zu können. Während des 2. Weltkrieges wurde Adenauer permanent von den Nazis überwacht, musste mehrmals fliehen und sich verstecken, ehe er in Rhöndorf lebte.
Pavillon mit Panoramablick
Nach seiner Zeit als Bundeskanzler ließ Adenauer einen Holzpavillon in den Garten bauen. Der Pavillon hatte eine große Panoramascheibe, wodurch man einen beeindruckenden Blick auf das Rheintal hat.
Im Pavillon hat Adenauer seine Memoiren geschrieben, da es ihm im Wohnhaus dafür zu unruhig war. Hier hatte er einen Rückzugsort mit Ausblick dafür.
Konrad Adenauers Grab in Rhöndorf
Auch das Grab von Konrad Adenauer befindet sich in Rhöndorf. Zu Fuß sind es vom Wohnhaus Adenauers etwa 20 Minuten bis zum Waldfriedhof. Dazu geht ihr die sehenswerte Löwenburgstraße, an dessen Ende sich die Schützenhalle befindet. Anschließend kommt der Waldfriedhof auf der linken Seite. Ein sehr ruhiger und idyllischer Ort, der sich bereits mitten im Siebengebirge befindet. Der Friedhof ist ebenfalls besonders, weil er in einer Terassenform im Wald angelegt ist.
Adenauer Haus in Rhöndorf: Öffnungszeiten
- Der Garten und die Dauerausstellung sind Dienstag bis Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.
- Der Garten des Hauses kann auf eigene Faust erkundet werden.
- Ins Wohnhaus kommt ihr nur im Rahmen einer Führung, die um 11 Uhr und 15 Uhr stattfindet. Hierfür muss man sich vorab anmelden (Infos dazu hier).
Anfahrt zum Adenauer Haus in Rhöndorf
Das Haus ist sehr gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen: Ihr fahrt entweder mit der Regionalbahn oder mit der Straßenbahn bis zur Station Rhöndorf. Von dort sind es rund 10 Minuten Fußweg rauf zum Haus.
Auf dem Weg kommt ihr an der katholischen Kirche St. Marien vorbei, wo Adenauer jeden Sonntag den Gottesdienst besuchte.
4 Kommentare
Christopher Dissemond
Besteht die Masken Pflicht etwa noch immer weil besitze keine mehr, hätte aber echtes Interesse daran an einer Führung im und am Haus von Konni teilzunehmen??
Um Antwort wird gebeten Dissi
Astrid L.
Sehr interessanter Artikel!
Vielen Dank! 🙂
Andreas Rickmann
Das freut mich! Viele Grüße!
Goerzen
Sehr informativ!
Vielen lieben Dank dafür!
Mit freundlichen Grüßen ☺️