Sportlich ist der 1. FC Köln abgestiegen. Die Fans rennen dem Klub in der Saison 24/25 allerdings die Bude ein wie noch nie. Schon zum Ligaauftakt gegen den HSV hätte der 1. FC Köln 100.000 Tickets verkaufen können. Die Heimspiele in der 2. Bundesliga sind allesamt ausverkauft. Die Heimspiele des FC sind allesamt ausverkauft. Nur bei einzelnen Spielen gibt es manchmal noch Restkarten.
Wer versucht, ein Ticket für Auswärtsspiele des 1. FC Köln zu bekommen, guckt häufig in die Röhre. Besonders bei kleinen Stadien (Münster, Darmstadt) mit nur knapp über 1000 Auswärtskarten gibt es kaum Chancen auf Tickets, zumal der FC auch über 400 Auswärtsdauerkarten hat. Zum DFB-Pokalspiel gegen Sandhausen begleiteten den FC 6000 (!) Fans.
Trotz 5000 Gäste-Karten gab es zahlreiche FC-Fans, die für das Derby in Düsseldorf kein Ticket bekommen haben. Über 15.000 Kölner begleiteten den Verein nach Berlin.
Neuer Höhepunkt der Ticket-Eskalation: Am 12. Dezember sollte eigentlich der Vorverkauf für das Auswärtsspiel beim HSV im Januar stattfinden. Aufgrund technischer Probleme konnten an diesem Tag allerdings keine Tickets verkauft werden. Wie der 1. FC Köln bekannt gab, waren zum Zeitpunkt, an dem der Vorverkauf hätte starten sollen, 50.000 FC-Mitglieder im Warteraum, um Tickets zu bekommen. Weitere 10.000 waren bereits eingeloggt.
Hierbei ist zu beachten, dass ein Mitglied etwa durch mehrere Browser-Tabs auch mehrmals eingeloggt sein kann.
Nachfrage ist entkoppelt von der sportlichen Situation
Die Tendenz ist mittlerweile klar: Noch nie war der Run auf Ticket für Spiele des 1. FC Köln größer, als in dieser Saison. Die Nachfrage ist entkoppelt von der sportlichen Situation. Die Warteliste für Dauerkarten ist bereits seit Jahren so lang, dass es für die Menschen auf der Liste kaum Hoffnung gibt, jemals im Leben eine Dauerkarte zu bekommen.
Zuletzt haben FC-Fans auch berichtet, dass sie nicht einmal eine Antwort bekamen, wenn sie sich per E-Mail nach VIP-Karten erkundigten – weil diese Tickets die letzte Hoffnung auf ein Ticket bei einem Spiel waren.
Anzeige:Eine ganze Fan-Generation wächst aktuell ohne Chance auf eine Dauerkarte auf. Wie sich so etwas dauerhaft auf den Verein auswirkt, dürfte noch spannend zu beobachten sein. Vor diesem Hintergrund müsste ein Stadionausbau eigentlich ein hochaktuelles Thema für den Verein und auch die Stadt sein.
In der Realität passiert hier seit Jahren nichts. Dass der Klub von der Stadt nur wenig Hilfe zu erwarten hat, war in den vergangenen Jahren im Fall des Geißbockheims zu sehen.
Warum rennen die Fans dem Verein die Bude ein, obwohl es sportlich so schlecht läuft?
Es wäre falsch zu sagen, dass das Phänomen typisch Köln ist. In Deutschland lässt sich generell beobachten, dass Fußballvereine für Städte einen immer größeren Stellenwert als Identifikationsfaktor bekommen.
- Der HSV spielt seit 7 Jahren in der 2. Liga, hat jedes Heimspiel 55.000 Zuschauer und fährt ebenfalls mit 15.000 Leuten nach Berlin.
- Die Traditionsvereine im Osten (Dresden, Magdeburg, Rostock) haben längst ebenfalls regelmäßig zwischen 20.000 und 30.000 Zuschauer. Zumindest bei Magdeburg und Rostock sah das vor 10 Jahren noch ganz anders aus. Letztere Vereine kamen vergangene Saison ebenfalls mit über 10.000 Fans nach Berlin.
- Die Entwicklung sieht man bis runter in die 3. Liga: RW Essen hat diese Saison 13.000 Dauerkarten verkauft.
Jeder Verein feierte zuletzt seine eigenen besonderen Momente: Ob Union Berlin mit über 70.000 in der Champions League, oder der VfB Stuttgart, dessen Fans sich für den VIP Bereich bei Real Madrid mit Tickets eindeckten, um das Spiel sehen zu können.
Das schlimmste, was der 1. FC Köln angesichts dieser Entwicklung machen kann, ist sich auf solchen Zahlen auszuruhen und sich so seiner Größe zu vergewissern. Denn in der Realität kommen Hoffenheim, Wolfsburg und Heidenheim zwar mit 300 Fans zu Auswärtsspielen, sind sportlich aber längst enteilt.