Wer vor der Westfassade des Kölner Doms steht und genau hinschaut, dem fällt ein gewaltiger weißer Fleck auf. Wirken die Steine des Kölner Doms an den meisten Stellen der Fassade (7000 Quadratmeter / die größte Kirchenfassade, die jemals gebaut wurde) ein wenig dreckig und dunkel, so gibt es an der Nord-West-Ecke des Doms eine große Fläche von sehr hellen Steinen. An dieser Stelle war viele Jahrzehnte die so genannte Kölner Domplombe.
Im Buch „Der Dom“ vom Greven Verlag sind diese Aufnahmen vom Kölner Dom seit 1850 zu sehen.
Was hat es mit der Kölner Domplombe auf sich?
Man denkt immer, dass der Kölner Dom als gefühlt einziges Gebäude in der Innenstadt den 2. Weltkrieg weitestgehend unbeschadet überstanden hat. Dieser Eindruck tut sich auf, wenn man alte Aufnahmen sieht, auf denen die Stadt komplett in Trümmern liegt und nur der Dom noch emporragt.
(Fotos: Matz und Schenk / Endström / Greven Verlag)
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Tatsächlich aber wurde der Dom im 2. Weltkrieg schwer beschädigt. Rund 70 Bomben, davon 14 schwere Fliegerbomben, trafen die Kathedrale.
Am 3. November 1943 kam es zu einem der folgenschwersten Bombentreffer auf den Dom: Eine Sprengbombe, die eigentlich den Hauptbahnhof treffen sollte, schlug im Dom ein und riss in etwa 10 Metern Höhe ein riesiges Loch in den Nordturm.
Das Foto zeigt, wie dramatisch die Lage am Dom 1943 war. Das war deshalb gefährlich, weil der Eckpfeiler des Nordturm eine aus Statikgründen wichtige Funktion hatte. Der ganze Nordturm drohte infolge des Treffers einzustürzen. Die Kölner reagierten schnell, um ihren Dom zu sichern.
Domplombe aus 25.000 Ziegelsteinen
Der Kölner Dombaumeister Güldenpfennig organisierte 25.000, um das Loch schnellstmöglich wieder zu füllen. Die
Schon zwei Tage später begannen die Arbeiten, um das Loch wieder zu verschließen. Im Frühjahr 1944, also wenige Monate nach dem Treffer, war das Loch mit rund 25.000 Ziegelsteinen gestopft. Die Stabilität war wieder hergestellt. Die Plombe blieb nach dem Krieg über viele Jahrzehnte ein fester Bestandteil des Doms.
Erst im Jahr 2004, fast 60 Jahre nach Kriegsende, wurde das Teilstück des Doms wieder verkleidet. Rund 10 Jahre dauerten die Arbeiten daran. „Allein das Ersetzen der Domplombe entsprach vom Arbeitsaufwand her dem Bau einer Dorfkirche“, sagte Uwe Schäfer, Steinmetz am Kölner Dom, dazu einmal gegenüber dem Focus.
103 Kubikmeter bzw. 250 Tonnen Oberkirchener Sandstein wurden dafür benötigt. 230 Steine wurden gehauen, unter ihnen 124 Skulpturen wurden geschaffen.
Interessant: Heute erscheint die neue Verkleidung extrem hell. Tatsächlich zeigt es, wie hell der Dom bei seiner Fertigstellung war – und wie sehr er u.a. durch den angrenzenden Bahnhof verschmutzt wurde.
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Erst 60 Jahre später wieder verschlossen
Zum Weltjugendtag 2005 in Köln war das Mahnmal des Krieges dann aus dem Kölner Stadtbild verschwunden. Zuvor hatte es kontroverse Diskussionen gegeben, ob man das Stück überhaupt wieder neu verkleiden sollte – oder aber ob es nicht als Mahnung und Erinnerung an den Krieg sichtbar bleiben sollte.
Schließlich ist der Dom kein starres Bauwerk, sondern erzählt auch in vielen Figuren Geschichten aus den vergangenen 50-60 Jahren. Ein Beispiel dafür ist Geißbock Hennes, der als Wasserspeier am Kölner Dom zu sehen ist (hier siehst du die Bilder davon).
Man entschied sich schließlich gegen die Ziegelsteine. Nun erinnern noch die hellen Steine an die ehemalige Plombe.
Im Buch „Der Dom“ vom Greven Verlag sind diese Aufnahmen Aufnahmen vom Kölner Dom seit 1850 zu sehen. Der Bildband von Peter Füssenich und Barbara Schock-Werner zeigt die Architektur des Kölner Doms in 170 Jahren. Das Buch mit 206 Seiten und über 160 Abbildungen kann man hier direkt beim Greven Verlag bestellen.