So reagieren Kölner und deutsche Ultras auf Nizza-Razzien

Ein riesiges Polizeiaufgebot war am Tag vor dem Spiel des 1. FC Köln gegen Partizan Belgrad in Köln und Umgebung ausgerückt, um Wohnungen von Personen zu durchsuchen, die mutmaßlich an den Ausschreitungen in Nizza beteiligt waren. Am morgen des 5. Oktober 2022 um 6 Uhr stürmten unter anderem bewaffnete Spezialeinheiten der Polizei Wohnungen in Köln, Hürth, Pulheim und Bergisch Gladbach. 400 Polizisten waren bei der Aktion im Einsatz.

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Fan-Plakate nach Nizza-Razzia

Während des Spiels des FC gegen Partizan Belgrad am Tag darauf und auch am Wochenende darauf habe sich mehrere Ultra-Szenen mit Plakaten zu den Nizza-Razzien geäußert. Die Kölner Ultra-Gruppe Coloniacs zeigt beim Belgrad Spiel ein Plakat auf der Südtribüne auf dem stand:

„Tatort Porz / Missbrauch Erzbistum / Keupstraßenanschlag – in der Vergangenheit versagt, jetzt den großen Aufschlag gewagt?“

Was sie damit meinten, erläuterte die Gruppe in einem Statement auf der eigenen Homepage. Darin heißt es unter anderem:

„Mit den von uns genannten Beispielen möchten wir die Frage aufwerfen, wieso der größte Aufschlag im Aufgabenbereich der Staatsanwaltschaft Köln im Themenkomplex „Nizza“ erfolgte und nicht in Hinsicht auf den Bombenanschlag des NSU in der Keupstrasse 2004, den jahrzehntelangen Missbrauchskomplex des Erzbistums Köln oder im Fall der rassistisch motivierten Schießerei in Köln Porz am Silvestervorabend 2019.“

Die Gruppe warf den Kölner Medien außerdem vor, das Framing der Polizei zu den Razzien ohne Einordnung übernommen zu haben: „Dabei wären diese hier wie auch in vielen anderen Fällen angebracht, wenn Presse und Öffentlichkeit nicht blind Polizeimeldungen oder Verlautbarungen von Pressekonferenzen abschreiben und unhinterfragt übernehmen würden“, heißt es von der Gruppe dazu.

Plakate von Dortmund und Braunschweig und weiteren Fanszenen:

Weitere Ultra-Gruppen griffen die Geschehnisse am Spieltags-Wochenende darauf auf. Zum Heimspiel gegen den FC Bayern entrollten Dortmund-Fans folgendes Spruchband:

„Wenn Nizza mit Messern hantiert wird von Ultras mit Riots reagiert! Durchhalten Fründe“

Dazu gab es ein weiteres Plakat der Dortmunder:

„Ultras 1. FC Köln – Niemand kriegt euch klein“

Beim Heimspiel von Eintracht Braunschweig gegen den FC St. Pauli am Samstag, 8.10., entrollten die Heimfans folgendes Plakat:

„Mer muss de Feste fiere wie se Falle. Freiheit für die Kölner.“

Die Bayern-Fans zeigt im Gästeblock von Dortmund folgendes Plakat:

„Freiheit für die Kölner Ultras.“

Fans von Hannover 96 zeigten dieses Plakat in Heidenheim:

„In Nizza nur zur Wehr gesetzt. In Deutschland wird die Tür zerfetzt.“

Nizza Razzia in Köln und Umgebung

Die Polizei hatte im Nachgang der Ausschreitungen von Nizza 16 mutmaßliche Tatverdächtige identifiziert. Bei 5 Verdächtigen erwirkte die Polizei einen Haftbefehl. Bei den restlichen Verdächtigen wurden die Durchsuchungen aufgrund des „Anfangsverdachts einer Straftat“ durchgeführt. Zwei Angehörige der mutmaßlichen Schläger erlitten bei der Aktion einen Schock.

Die Ermittler sammelten bei der Razzia am 5.10. in den Wohnungen unter anderem Fanschals, Masken und T-Shirts ein, die sie am Nachmittag der Öffentlichkeit präsentierten. Darüber hinaus wurden auch ein Schlagstock und ein Taser präsentiert, die bei den Durchsuchungen gefunden wurden.

Nach den Krawallen von Nizza hatte das Landeskriminalamt ein Hinweisportal eingerichtet, auf dem unter anderem 600 Videos hochgeladen wurden. Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn nannte die Verdächtigen „Schwerkriminelle“.

Polizei erhofft sich Abschreckung

Es ist die größte Polizeirazzia, die es deutschlandweit bislang gegen Fußballfans gegeben hat. Die Polizei setzt in diesem Zusammenhang vor allem auf einen Abschreckungseffekt. Zudem betont sie, dass die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen seien und man noch weitere mutmaßliche Täter identifizieren werde. Auch der Zeitpunkt der Razzia am Tag vor dem Hochrisiko-Spiel gegen Partizan Belgrad wurde von der Polizei bewusst gewählt.

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1. FC Köln spricht Stadionverbote aus

Die Polizei hat dem 1. FC Köln darüber hinaus die Namen der 16 Tatverdächtigen mitgeteilt. Der FC äußerte sich am Abend und gab bekannt, dass der Klub gegen alle 16 Personen ein „per sofort und bis auf weiteres ein örtliches Stadionverbot“ ausspricht. Alle 16 Personen erhalten vom 1. FC Köln im Nachgang die Möglichkeit auf Anhörung.

Aufgrund der Ausschreitungen erhält der FC für seine weiteren Auswärtsspiele in Belgrad und gegen Slovácko keine Kartenkontingente, was vielen FC-Fans die Auswärtsfahrten verwehrt, auf die sie jahrelang hingefiebert haben. Der Klub muss außerdem eine Straße von 100.000 Euro zahlen.

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2 Kommentare

  • Winfried Neumann

    Richtig so!!! Das allerdings die „anständigen, vernünftigen“ Fans leiden müssen, und der FC auch weil es keine Auswaertskarten geben darf, ist nicht in Ordnung! 🤔

  • Arno Michels

    Die angedrohte Strafe “ Stadionverbot bis auf weiteres“ ist für das Verhalten kein angemessenes Strafmaß und dient weder der Abschreckung noch dem Ziel, das Problem endlich in den Griff zu bekommen.
    Stadionverbot, Entzug der Dauerkarte und Vereinsausschluss für 5 – 10 Jahre wären angemessen. Man denke nur an die 100.000e € an Strafen, die der FC schon bezahlen musste und die vielen „echten Fans“ , die nun von den Spielen ausgeschlossen sind , was wieder mangels Anfeuerung und Unterstützung dem Team schadet. Positiv finde ich, dass den Betreffenden die Möglichkeit der Anhörung geboten wird. Beschämend finde ich, dass der FC nicht die Größe hat, die Ordner auszusortieren, die den „Schmuggel“ von Waffen, Pyro und Masken erst möglich machen. Das massive Vorgehen der Polizei halte ich für eine beispielhafte Aktion und sollte anderen betroffenen als Vorbild dienen. Wer vermummt mit Waffen und Pyro in ein Stadion geht, dem gehen jegliche Argumente aus.

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