Nachdem der 1. FC Köln den Aufstieg klar gemacht hat, hat sich am Dienstagabend FC-Stürmer Tim Lemperle in seiner Instagram-Story erstmals seit der Schlägerei auf dem Rhein Schiff Roxy zu Wort gemeldet. Bislang hatte er zum Vorfall geschwiegen. Nun richtete er folgende Sätze an die Öffentlichkeit:
„Liebe FC-Fans,
nach dieser turbulenten Woche möchte auch ich mich einmal zu meiner Situation äußern. In erster Linie möchte ich mich für mein unprofessionelles Verhalten entschuldigen. Als Profifußballer und gläubiger Mensch habe ich nicht genug auf meine Vorbildfunktion geachtet. Mir war nicht bewusst, welche Unruhe vor einem so wichtigen Spiel wie gegen Lautern entstehen könnte. Das tut mir unendlich leid und ich weiß, dass ich viele von Euch durch mein Verhalten enttäuscht habe.
Ich möchte aber auch klarstellen, dass ich angegriffen wurde und viele mediale Aussagen der letzten Woche nicht der Wahrheit entsprechen.
Ein großes Dankeschön gilt meiner Mannschaft, die mir sehr viel Rückhalt gegeben und eine so starke Performance gegen Lautern gezeigt hat. Ich bin dankbar, dass ich Teil dieses Teams sein durfte.
Euer Tim„
Lemperle war am Wochenende vor dem Aufstiegsfinale total betrunken von einem FC-Fan tätlich angegriffen worden. Über die Details zum Ablauf der Tat gab es zahlreiche detaillierte Beschreibungen. Welche medialen Aussagen nicht der Wahrheiten entsprechen würden, erwähnt der Stürmer, der ablösefrei nach Hoffenheim wechseln wird, nicht.
Die Woche vor dem letzten Saisonspiel war medial komplett bestimmt vom Verhalten Lemperles. Friedhelm Funkel hielt an Lemperle fest und wechselte ihn am 34. Spieltag in der 71. Minute ein. Im Stadion gab es dafür vereinzelt Pfiffe. (Foto: Imago / Zink)
Wer ist Tim Lemperle?
Lemperle ist in Frankfurt geboren, seine Eltern haben akademische bzw. künstlerische Berufe. Seine Geschichte beim 1. FC Köln begann vor acht Jahren im Jahr 2017 – als der FC nach 25 Jahren wieder in den Europapokal einzog. Lemperle war damals 15 Jahre alt und wechselte vom FSV Frankfurt zum 1. FC Köln. Zuvor hatte er bereits die Jugendakademie des FSV Mainz 05 besucht.
Tim Lemperle: Vom Jugendtalent zum FC-Hoffnungsträger
Gemeinsam mit Jan Thielmann, Florian Wirtz und Marvin Obuz ist Lemperle 2019 mit dem 1. FC Köln Deutscher B-Jugend Meister geworden, besuchte mit Thielmann das Sportinternat des FC.
„Bei Jan und Tim war schon früh klar, dass die beiden den Sprung zu den Profis schaffen können, wenn die auf dem richtigen Weg bleiben“, sagte U17-Meistertrainer Martin Heck 2024 auf der Homepage des 1. FC Köln.
Mit Makkabi Franfkurt im Wembley Stadion
Mit seinem Heimatverein Makkabi Frankfurt (2008-2012) durfte Lemperle 2013 im Wembley Stadion spielen. Die damalige U13 des Vereins setzte sich im Rahmen eines weltweiten Jugendturnieres zunächst in Deutschland durch und durfte dann in Wembley ran.
In der Saison 2024/2025 lief für den Stürmer sportlich alles wie geplant: Lemperle kam mit viel Spielpraxis (32 Spiele / 6 Tore) von seiner Leihe aus Fürth zurück zum 1. FC Köln. Gemeinsam mit Jonas Urbig sollte er eine der Stützen des neuen FC werden. Im Sommer 2025 wird keiner der beiden mehr für den 1. FC Köln spielen.
Ein Wechsel, der Fragen aufwirft
Dass bereits im Dezember klar war, dass Lemperle den Verein verlassen würde, hat bei vielen Fans Fragezeichen hinterlassen. Gerade war er angekommen bei dem Verein, für den er nun im achten Jahr spielte. Er war Stammspieler, hatte die Aussicht auf den Aufstieg – hatte sich durchgesetzt, war Stürmer Nummer 1.
Die Lesarten zum Wechsel sind unterschiedlich. BILD warf Sportdirektor Christian Keller damals Versagen vor (Zitat Bild: „Dem Spieler und seinem Berater fehlte beides: die Wertschätzung vom Sportboss und ein marktübliches Gehalt.“) Der Express beschrieb eher ein falsches Spiel der Berater von Lemperle.
Aus dem Verliebt in Köln-Shp:5 Mio. Euro Marktwert – keine Ablöse für den 1. FC Köln
Lemperle steht bei der Spieleragentur Rogon unter Vertrag und wird sich im Sommer der TSG Hoffenheim anschließen. Sein Marktwert liegt laut Transfermarkt bei 5 Mio. Euro Der 1. FC Köln kassiert keine Ablöse.
Der Wechsel nach Hoffenheim ist kein Zufall. Roger Wittmann, Inhaber der Agentur Rogon, und Hoffenheim Mäzen Dietmar Hopp habe enge Kontakte. Zahlreiche Rogon Spieler spielten in Hoffenheim oder wechselte dorthin, was zuletzt immer häufiger öffentlich thematisiert wurde.
Im Frühjahr distanzierte sich TSG sogar von der Agentur im Rahmen einer „strategischen Neuausrichtung“. Der Kicker beschrieb das als eine „sensationellen Wende“ in Hoffenheim.
Tim Lemperle und die Rolle von Christian Keller
Christian Keller beschrieb den ablösefreien Wechsel seines besten Stürmers im Dezember 2024 so nüchtern als wenn es eine Beiläufigkeit wäre: „Das kann ich nur bedingt beantworten, da muss man auch Tim fragen, warum eine andere Option für ihn im Moment attraktiver ist, als wir es sind“, sagte Keller vor Weihnachten 2024. Der Spieler selbst hat sich nie dazu geäußert.
Wie der Kölner Stadtanzeiger vor Weihnachten 2024 berichtete, soll sein Grundgehalt in Köln bei unter 200.000 Euro liegen.
Tim Lemperle spielte am 33. Spieltag in Nürnberg trotz Knieschmerzen, bereitete beide Tore für den wichtigen Sieg vor. Er wurde nicht ausgepfiffen oder angefeindet, feierte nach dem Spiel ausgelassen mit seinen Mitspielern und den Fans. Es hätte ein normaler Abgang werden können. Doch dann kam der große Knall.
Ob seine Instagram-Nachricht etwas an seinem letzten Eindruck in Köln ändern wird, erscheint fraglich.
1 Kommentar
Matthias
Das der FC seit Jahrzehnten als Karnevalsverein abgeklatscht wird hat seine Ursachen in vollkommener Unprofessionalität. Keiner spricht ein Machtwort und verlangt eine Woche vor dem Sessionshöhepunkt von den Spielern absolut professionelles Handeln. Niemand ist bereit jungen(naiven)Spielern klare Konsequenzen aufzuzeigen,wenn nicht im Sinne des Profifußball gehandelt wird. Wenn Struber/Keller die Session über nicht gesehen haben welch merkwürdiges Verhalten manche Spieler an den Tag legen ist deren Abgang nicht zu bedauern. Letztendlich ist der Profifußball zu einer Ansammlung von Egozentrikern und Selbstdarstellern geworden, da fällt man als 100%-Profi schon fast unangenehm auf. Was dieser Verein braucht ist ein Manager, der knallhart eine Profilinie fährt, ein Trainer, der hauseigene Talente nach vorne bringt und Fußballer, die mit Herzblut und Können für ihren Verein da sind.