Schwarzfahrer Tor Köln

Vor KVB-Station: Dieses Tor ist allen Kölner Schwarzfahrern gewidmet

In Köln sind Kunstinstallationen an ungewöhnlichen Orten Teil des Stadtbilds: Auf Dächern stehen ein goldenes Auto, eine überdimensionale Eistüte oder ein riesiger Globus. An der KVB-Station Akazienweg in Bickendorf findet sich seit 1989 eine weniger bekannte, aber ebenso bemerkenswerte Arbeit.

Wer die Treppe zur Haltestelle stadtauswärts auf der rechten Seite betritt oder verlässt, passiert ein antik anmutendes Tor mit einem opulenten, goldfarbenen Findling obendrauf. Das Kunstwerk verbindet skulpturale Elemente mit lateinischer Inschrift und mahnt erst auf den zweiten Blick. (Fotos: Jannis Trieb)

Auf der Straßenseite liest man VIATORI ILLEGALI (dem unrechtmäßigen Reisenden), zum Bahnsteig hin IANVA IVDICII (Tor des Gerichtes). Der massive Stein wirkt, als könne er in jedem Moment herabstürzen, und symbolisiert so das bedrückende Gefühl beim Fahren ohne Ticket.

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Bildhauer Heinrich Brummack entwarf das Portal gemeinsam mit Architekt Jochen Scharf. Die Aufstellung erfolgte 1989 im Rahmen eines kommunalen Programms zur künstlerischen Gestaltung öffentlicher U-Bahn-Stationen.

Die Akazienweg-Station gehört zu sechs Haltestellen der Ehrenfelder U-Bahnlinie, die zwischen 1989 und 1992 mit Werken verschiedener Künstlerinnen und Künstler umgestaltet wurden. Ein zweites Tor samt goldenem Stein steht am Bahnsteig vor dem Tunnelzugang.

Über den kölschen Schwarzfahrer Bogen

Ein stählerner Torrahmen in handwerklicher Anmutung, versehen mit patiniertem Metall, trägt die goldene Inschrift und den vergoldeten Findling aus regionalem Sandstein. Inschrift und Stein sind mit Blattgold überzogen, sodass die Installation auch bei Dämmerung weithin sichtbar bleibt. Die bewusste Anmutung altertümlicher Architektur bildet einen spannenden Kontrast zur sachlichen KVB-Station.

2003 ergänzte Walter Kremp, damals Schulleiter der katholischen Grundschule Erlenweg, gemeinsam mit seiner Klasse eine erläuternde Tafel an einem Wohnhaus neben dem Tor. Die Tafel enthält:

  • Entwurf: Bildhauer Heinrich Brummack, Köln
  • Inschrift: Professor Michael Sievernich SJ, Frankfurt
  • Erklärungen zu „VIATORI ILLEGALI“ und „IANVA IVDICII“
  • Sponsor: Bürgerversammlung Köln-Bickendorf, GAG Immobilien AG Köln

Die Tafel trägt den Titel „Bedeutung der U-Bahn-Kunst Akazienweg – Tor mit dem goldenen Stein (Findling)“.

Im Lauf der Jahre haben leichte Verwitterungsspuren und gelegentlich Graffiti-Eingriffe die Oberfläche verändert. Restaurierungsbedarf ist bislang gering – das Werk hat sich seinen rauen Charme bewahrt. Bei einem Streifzug durch die Haltestelle fällt auf, dass das Tor trotz seiner schlichten Formgebung selten im Blickfeld der Fahrgäste steht – umso größer ist der Überraschungseffekt. Hinweisschilder der KVB verweisen nicht gesondert darauf.

Die Installation fungiert als Ort der Gewissensprüfung: Sie verknüpft öffentliche Kunst mit sozialer Botschaft und führt Passagiere unaufdringlich an das Thema Fahrkartenkontrolle heran.

Aus dem Verliebt in Köln-Shp:

Ein Besuch lohnt sich nicht nur für Kunstinteressierte, sondern für alle Kölnerinnen und Kölner, die sich für die Geschichte und den öffentlichen Raum ihrer Stadt begeistern. Die Haltestelle Akazienweg an der Venloer Straße 728 ist mit den U-Bahn-Linien 3 und 4 leicht erreichbar.

Wer das nächste Mal ohne Fahrschein unterwegs ist, sollte beim Anblick des Tores an sein Ticket denken. Ein kurzer Abstecher nach Bickendorf hält Erinnerung und moralische Mahnung bereit.

2 Prozent Schwarzfahrer bei der KVB unterwegs

Bei Kontrollen in der KVB haben etwa zwei Prozent der Fahrgäste kein gültiges Ticket, das entspricht knapp 35.000 Menschen. Rund 1800 davon sind Wiederholungstäter.

Der Kölner Stadtrat hat 2024 entschieden, dass Schwarzfahrer keine Strafanzeigen mehr erhalten. Zuvor drohte Mehrfachtätern eine Anzeige, wenn sie in einer bestimmten Frequenz erwischt wurden. Wer in Köln ohne Ticket erwischt wird, zahlt 60 Euro Strafe.

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