Ludwig Sebus

Ludwig Sebus: 10 Fakten aus dem Leben einer Kölner Legende

Ludwig Sebus ist eine lebende Legende des kölschen Karnevals – und weit mehr als das. Am 5. September 2025 feiert der Sänger, Texter und Komponist seinen 100. Geburtstag. Kaum ein anderer hat die kölsche Musik über so viele Jahrzehnte geprägt und dabei doch stets bescheiden gewirkt. Seine Lieder gehören längst zum musikalischen Gedächtnis der Stadt.

Doch hinter der Bühne verbirgt sich ein Leben voller ungewöhnlicher Wendungen: Jugend im Krieg, Gefangenschaft in Sibirien, eine Liebesgeschichte in der Straßenbahn, jahrzehntelange Fürsorge für seine schwerkranke Frau – und bis ins hohe Alter ungebrochener Einsatz für Köln, das Brauchtum und die kölsche Sprache. (Foto: Imago / United Archives)

Hier sind 10 Fakten aus dem Leben einer Kölner Legende, die einfach auch für sich sprechen.

Frühe Prägung:

Als Elfjähriger nahm Ludwig Sebus 1936 am Trauerzug für den kölschen Liedermacher Willi Ostermann teil – seine Mutter hatte ihn zu diesem Begräbnis mitgenommen.

Später zählte der bekannte Karnevalskomponist Karl Berbuer zu Sebus’ engsten Mentoren und Freunden, wodurch Sebus eine direkte Verbindung zur vorherigen Karnevalsgeneration hatte.

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Widerstand als Jugendlicher

Sebus wuchs im katholischen Milieu auf und leistete als Mitglied der katholischen Jugend passiven Widerstand gegen das NS-Regime. Er erlebte die Nazi-Aufmärsche und die ersten Bombenangriffe auf Köln aus nächster Nähe mit, bevor er kurz nach seinem 18. Geburtstag – im Jahr 1943 – zum Wehrdienst eingezogen wurde.

Krieg und Gefangenschaft

Mit 18 kam Sebus an die Ostfront und geriet Ende 1943 in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst 1949 nach Köln zurückkehrte.

„Ich habe wegen Adolf Hitler keine Jugend gehabt“, sagt er rückblickend – fünf Jahre Lagerhaft mit harter Arbeit unter Tage prägten ihn tief.

Im letzten Jahr der Gefangenschaft mussten die Insassen aber auch Theaterabende gestalten, und Sebus schnupperte dort trotz allem Elend erstmals Bühnenluft – ein Erlebnis, das inmitten der Dunkelheit seinen Lebensweg als Entertainer vorbereitete.

Liebe auf Kölsch

Seine spätere Frau Lieselotte („Lilo“) Sebus lernte Ludwig in einer Kölner Straßenbahn kennen. Weil ihm das Kleingeld fehlte, lieh sie ihm 25 Pfennig für den Fahrschein – so begann ihre Romanze. Lilo stand zeitlebens hinter ihm: Während Ludwig ab Mitte der 1950er im Karneval Karriere machte, hielt sie ihm mit Haushalt und vier Kindern den Rücken frei.

Beispielhafte Hingabe

Nach 40 glücklichen Ehejahren erlitt Lilo Sebus in den 1990ern schwere gesundheitliche Rückschläge (Herzinfarkt, Schlaganfall) und war fortan querschnittsgelähmt. Einen Pflegeheimplatz kam für Ludwig nie in Frage – er pflegte seine Frau 23 Jahre lang liebevoll zuhause, unterstützt von einer Haushälterin. Er verzichtete komplett auf Urlaubsreisen, um „immer da zu sein, falls etwas passiert“ – ein Opfer, das in Köln großen Respekt auslöste.

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Ludwig Sebus hat ein Stück vom Dom

Eine kuriose Geburtstagsgabe ziert Sebus’ Garten in Ossendorf: ein originales Fragment des Kölner Doms, das man ihm zu seinem 75. Geburtstag schenkte. Damit hat er im wahrsten Sinne des Wortes ein Stück Köln zu Hause – ein einzigartiges Andenken an seine Heimatstadt.

Neuer Mitbewohner

Mit 98 Jahren bekam Sebus ungewöhnlichen Familienzuwachs: Kater „Heino“, der ihm zulief und bleiben durfte. Der beinharte FC-Köln-Fan Sebus – selbst eine kölsche Sänger-Legende – benannte den Kater augenzwinkernd nach Schlagersänger Heino, „weil er so eine herrliche Stimme hat“. Die Anekdote zeigt, dass Sebus sich bis ins hohe Alter seinen Humor bewahrt.

Roter Funk seit 70 Jahren

1955 wurde Sebus Mitglied der Traditionsgarde Rote Funken (Kölns ältestem Karnevalskorps) – eine Verbindung, die bis heute hält. 2024 ehrten die Funken ihren Kameraden Sebus für unglaubliche 70 Jahre Mitgliedschaft.

Direkt nach Krieg und Gefangenschaft konnte Sebus Uniformen zunächst überhaupt nicht ausstehen – selbst Polizeiuniformen fand er bedrohlich. Die Funken gewannen ihn jedoch, weil sie das Militärische augenzwinkernd persiflieren. So legte Sebus 1955 den Diensteid als Funk ab und wurde augenzwinkend zum „Krätzchen-Sänger in Uniform“ abkommandiert.

Einsatz für Kölsch

Als echter Kölsche Jong macht sich Sebus seit jeher für den Erhalt der kölschen Mundart stark. Er bemängelt, dass es nur einen offiziellen „Tag der Kölschen Sprache“ pro Jahr gibt, und regt an, im Alltag mehr Kölsch zu sprechen.

Junge Mundart-Bands suchen bei ihm Rat: So hat ihn etwa Kasalla gefragt, ob gewisse Formulierungen dialektgerecht sind. Sebus liebt das nuancierte, „gepflegte Kölsch“ und erinnert daran, dass es z. B. für Kind unzählige kölsche Worte (Panz, Dötzje, Quösje etc.) gibt – diese Vielfalt gilt es zu bewahren.

Soziales Jeckentum

Abseits der großen Bütten und TV-Bühnen zog es Sebus immer auch dorthin, wo Frohsinn Trost spenden kann. Jahr für Jahr trat er unentgeltlich in Waisenhäusern und Behinderteneinrichtungen auf, um gerade benachteiligten Kindern in Kostüm und Liedern ein Lächeln zu schenken.

Diese intimen Auftritte, so sagt er, bedeuteten ihm oft mehr als manch glanzvolle Prunksitzung – am Ende zähle, „ob man sein Talent richtig eingesetzt hat“.

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