Zülpicher Straße in Köln

Krisengebiet Zülpicher Straße: Warum ich hier nicht mehr Karneval feiere

Zum Straßenkarneval ziehen in Köln jedes Jahr zigtausende junge Menschen in Richtung Zülpicher Straße. Der Ansturm wird zunehmend größer. Die Stadt Köln zunehmend hilfloser, trotz einer Reihe von Maßnahmen. Unsere Autorin hat viele Jahre auf der Zülpicher Straße Karneval gefeiert. Mittlerweile meidet sie das Viertel zum Straßenkarneval. Hier erklärt sie, was sich auf der Zülpicher verändert hat. (Foto: IMAGO / Panama Pictures)

Karneval, jedes Jahr wieder viele Entscheidungen:

  • welches Kostüm
  • welche Kneipe
  • mit welcher Freundesgruppe
  • an welchem Tag.

📍Ich mag die Veränderung, die die Stadt kurz vor den jecken Tagen durchmacht. Man merkt, während man noch seinem gewohnten Alltag nachgeht: Da kommt was. Denn Januar und Februar in Köln könnten um einiges härter sein, wenn da nicht noch die 5. Jahreszeit wäre.

☀️ Ein kleiner Lichtblick in den grauen kurzen Tagen nach Weihnachten und Silvester. Das war schon immer so. Als Kind im Straßenkarneval, als Jugendliche irgendwo dazwischen und mit Anfang 20 im Partygewusel der Innenstadt.

❤️ Verliebt in Köln ist eine Gemeinschaft für alle, die dat kölsche Jeföhl im Herzen tragen. Sei auch dabei:
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⭐️ Damals wussten wir Vorstadtkinder es nicht besser und die Zülpicher Straße war DER Ort. Ein paar Feiglinge später und das dichte Gedränge in den Kneipen stört auch gar nicht mehr so sehr. Voll ist es überall und Kölsch hilft, wenn man am Ende mit Fremden schunkelnd im Dunkeln steht und ‚Tommi’ mit grölt.

Heute würden man mich trotzdem, um keinen Kölsch-Preis der Welt, an Karneval auf der Zülpicher Straße antreffen.

➡️ Warum, fragen sich jetzt die begeisterten Massen, die jedes Jahr wieder in diese Ecke der Stadt strömen. Studis, Touris und SWAT-Kostüme, so weit das Auge reicht. Auf der Zülpicher Straße wird auch kostümtechnisch nicht gerade tief in die Kreativkiste gepackt.

Außerdem: Hohe Zäune rund um das Krisengebiet, genervt unfreundliche Securities und die pöbelnde, teils schon um 11:11 Uhr bewusstlose Menge. Das klingt für mich so wenig jeck, wie es ist.

Hat sich die Zülpicher verändert oder habe ich mich verändert?

Mit 18 war ich einfach froh, endlich dabei sein zu dürfen, endlich überall rein kommen ohne Angst zu haben, dass der gefälschte Schülerausweis doch auffällt. Endlich überall am Kiosk Hochprozentiges kaufen. Endlich Erwachsen.

Unterm Strich: Es war so aufregend. Menschen über Menschen, alle wegen der einen Sache unterwegs: Karneval feiern, Kostüme tragen und Lieder singen, die alle auswendig können und die meisten kennen.

Aus dem Verliebt in Köln-Shop:

⭐️ Es hat als sehr junger Mensch seinen Reiz. Doch je älter man wird, desto mehr wird klar: Sinnloses Besaufen, die Konsequenzen für die Stadt, den eigenen Körper und vorallem das Aggressionspotenzial der Mitfeiernden machen es einem immer schwerer das Feiern zu genießen.

Ich bin also älter geworden. Und die Zülpicher? Die hat sich sicherlich auch verändert. Ladenlokale verbarrikadieren ihre Schaufenster, um sich vor Vandalismus zu schützen, Bahnübergänge werden abgesperrt, zum Schutz der Betrunkenen.

👉🏻 Alles ist extremer geworden, schnelllebiger und doch gab es die Probleme auch schon vor zehn Jahren. Die Stadt Köln hat in der Zwischenzeit viele Maßnahmen dagegen eingeleitet. Ob die nachhaltig funktionieren? Das bleibt fragwürdig. Denn die Probleme bleiben.

❤️ Ich gehe deshalb lieber in die Veedel, genieße den Karneval in weniger großen Menschenmassen und bin überzeugt: Das Kölsch schmeckt dann auch viel besser.

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2 Kommentare

  • Brigitte Veihoff

    Ich würde das heute auch nicht mehr machen. Als wir noch jung waren haben wir Weiberfastnacht angefangen und bis Aschermittwoch durchgemacht.

  • Anita Sterlinko

    Ich empfinde das seit vielen Jahren auch so .
    Ist nicht nur ein Problem in Köln.Erst dachte ich , na ja , bist jetzt älter darum nicht mehr für Straßenkarneval geeignet? Nein , ich mische nun auch in den kleinen Seitenstraßen und Lokalen mit .Stimmung hoch drei, unter uns „Alten „! 😏😀🥂🎶💃🏻🕺🏻
    Alles hat seine Zeit. Ich wünsche den Jungen Jecken allerdings dass sie merken es geht auch schöner. Alaaf 🤡🎉🎶

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