Es ist eine dieser Geschichten über den Kölner Dom, die einen staunend zurücklassen. Der Kölner Dom ist nicht nur ein besonderes Bauwerk, ein außergewöhnlicher Ort und das Wahrzeichen Kölns. Er ist zugleich Heimat für unzählige Tiere, Pflanzen und Organismen. Mehr noch: Die viele Organismen am Kölner Dom produzieren mitten in der Innenstadt so viel Sauerstoff, wie ein kleiner Wald. (Fotomontage: DALL E3)
Der Kölner Dom als Wald: Was dahinter steckt
Iris Günthner beschäftigt sich seit etwa 20 Jahren mit der Ökologie des Kölner Doms und hat unter anderen den Naturführer „Die Ökologie des Kölner Doms“ gemeinsam mit Dr. Bruno P. Kremer geschrieben. Sie erklärt auf Nachfrage, wie es dazu kommt: „Nahezu alle Bauteile des Doms sind (wie alle Gebäude, falls ihre Oberfläche nicht speziell behandelt wurde) mit Organismen besiedelt.“ So sind am Kölner Dom Vertreter aller Organismenreiche mit verschiedenen Arten vorhanden.
Die häufige Annahme, die Steine des Kölner Doms seien schmutzig, stimmt also nur bedingt. Sie sind zumindest nicht vom benachbarten Hauptbahnhof verrußt, sondern mit Organismen besiedelt und erscheinen deshalb häufig dunkel. Wenn man hier mit einem Hochdruckreiniger drübergehen würde, würde man auch die vielen Organismen zerstören.
So viel Biomasse wie 50 Flugzeuge
Laut Schätzung kommt der Kölner Dom auf eine Gesamtbiomasse von etwa 1000 Tonnen. Eine sehr große Zahl, wenn man sie ins Verhältnis setzt. Zum Vergleich: Ein Airbus A321 wiegt etwa 50 Tonnen. Die Biomasse am Dom hat also das Gewicht von rund 20 Airbus A321-Flugzeugen.
Anzeige:Die Steine am Kölner Dom sind je nach Alter unterschiedliche stark von Organismen besiedelt, von denen einige am Dom Photosynthese betreiben und Sauerstoff produzieren. Was man laut Iris Günthner nicht sagen kann, ist, wie groß der Anteil der Biomasse am Dom ist, der tatsächlich auch Sauerstoff produziert: „Die Sauerstoffmenge, die von Biomasse erzeugt wird, hängt darüber hinaus zusätzlich von verschiedenen Faktoren, wie beispielsweise Temperatur, Lichtintensität oder Wasserverfügbarkeit ab und ist dynamisch.“
Wie viel Sauerstoff der Kölner Dom produziert
Die optimale Temperatur für Photosynthese liege bei vielen Pflanzen zwischen 15 und 25 Grad. Iris Günthner betont, dass man aufgrund dieser Parameter keine absoluten Zahlen nennen kann, wie viel Sauerstoff tatsächlich am Kölner Dom produziert wird.
Durch folgenden Vergleich kann man sich aber eine ungefähre Vorstellung von der Zahl machen. Günthner: „Grob geschätzt geht man davon aus, dass eine Tonne Photosynthese betreibende Biomasse ca. eine Tonne Sauerstoff pro Jahr produziert.
Um diese Zahl in Relation zu „einem kleinen Wald“ zu setzen: Ein ausgewachsener Baum kann im Jahr mehrere 100kg Sauerstoff produzieren (idealisierter Prozess).“ Der Kölner Dom kann es in der Sauerstoff-Produktion laut dieser Rechnung mit mehreren hundert Bäumen aufnehmen.
Das bestätigt auch Iris Günthner: „Die Sauerstoffproduktion am Kölner Dom ist also tatsächlich nicht unerheblich.“
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