Köln, die Liebe und ein Löffelchen Honig. Der Roman eines Kölner Sommers ist vor wenigen Wochen erschienen. Dabei geht es aber um viel mehr, als um Köln. Das Buch ist eine Geschichte über Neuanfang und Selbstbestimmung, über Freundschaft und Stadtleben und wie man lernt, seinen eigenen Weg zu gehen – die so nur in Köln spielen kann.
Wir haben mit Autorin Carla Breuer über ihren ersten Köln-Roman gesprochen. Hier verrät sie, was sie inspiriert hat und wem sie mit diesem Buch Mut machen möchte.
Die Stadt erlaubt es, dass Menschen sich begegnen, dass man stolpert, stehenbleibt, weitergeht
Wie kam dir die Idee, Köln zum Handlungsort deines Romans zu machen?
Köln ist für mich mehr als ein Ort – es ist ein Gefühl. Ich habe viele Jahre dort gelebt, und die Stadt mit all ihren Ecken und Eigenheiten hat sich tief in mein Herz geschrieben. Als ich die ersten Szenen mit Lena im Kopf hatte, war sofort klar: Das kann nur in Köln spielen. Ihre Geschichte braucht genau diesen Mix aus Melancholie und Herzlichkeit, den nur Köln bietet. Vielleicht hat die Stadt Lena auch ein wenig gerettet.
Wie prägt die Stadt die Geschichte?
Köln ist ein lebendiger Teil der Erzählung. Die Stadt erlaubt es, dass Menschen sich begegnen, dass man stolpert, stehenbleibt, weitergeht. Köln ist ein Ort, an dem man sich verlieren und wiederfinden kann.

Gibt es bestimmte Orte in Köln, die dir beim Schreiben persönlich wichtig waren?
Definitiv. Der Aachener Weiher, das Belgische Viertel, die kleinen Straßen rund um den Chlodwigplatz – das sind Orte, die ich gut kenne und liebe. Ich habe selbst oft auf so einer Dachterrasse gestanden und auf den Colonius geschaut. Diese Orte waren für mich wie Koordinaten beim Schreiben. Als ich jünger war, dachte ich oft: Das sind meine Orte. Heute bin ich aber froh, dass so viele Menschen sie teilen.
Köln ist bekannt für seinen Charme und seine Direktheit. Treffen wir in deinem Roman auch kölsche Originale?
Oh ja. Frau Bodendiek zum Beispiel. Ein echtes Exemplar, oder? Die gibt’s übrigens wirklich, auch wenn sie eigentlich anders heißt. Und auch Julian mit seinem warmen, kölschen Tonfall hat Wurzeln in der Stadt. Ich finde, diese Figuren machen Köln aus: herzlich, klar, mit einem guten Schuss Eigenwilligkeit. Kleiner Tipp, wo wir gerade unter uns sind: Merkt euch Marie. Ich sag’s nur so…
Dein Roman verbindet Liebe, Arbeitslosigkeit und Bienen – drei sehr unterschiedliche Themen. Was hat dich gereizt, genau diese Elemente zusammenzubringen?
Ich liebe Kontraste. Die Arbeitslosigkeit bringt die existenziellen Fragen, die Bienen stehen für Geduld, Rhythmus und Hoffnung – und die Liebe? Die bringt alles in Bewegung. Für mich gehören diese Themen zusammen, weil sie erzählen, wie man sich neu sortiert, wenn scheinbar alles auseinanderfällt.
Wie würdest du die Liebesgeschichte im Buch beschreiben – romantisch, realistisch, bittersüß?
Alles davon. Sie ist romantisch, weil sie überraschend ist. Realistisch, weil sie zwei Menschen auf Augenhöhe zeigt, mit Geschichte, Zweifeln, Leben. Und bittersüß, weil da viel Vergangenheit mitschwingt, die beide nicht abschütteln können. Aber das müssen sie ja auch nicht.
Was war dir wichtig, als du die Dynamik zwischen den beiden Hauptfiguren gestaltet hast?
Respekt. Und Humor. Ich wollte keine klassische Rettungsgeschichte, sondern ein behutsames Sich-Finden. Die beiden begegnen sich vorsichtig, mit Gepäck. Und trotzdem entsteht da etwas Leichtes. Es geht nicht um Perfektion, sondern um Echtheit.
Besonders für Frauen Mitte vierzig ist Arbeitslosigkeit oft mit doppeltem Druck verbunden: zu alt für die einen, zu wenig sichtbar für die anderen.
Gibt es eine Szene, die dir beim Schreiben besonders unter die Haut gegangen ist?
Die Szene, in der Lena zum ersten Mal realisiert, wie sehr sie an ihrem alten Lebensentwurf hängt – und ihn trotzdem loslassen muss. Das passiert leise, bei einem Gespräch mit ihrer Mutter. Diese Ambivalenz zwischen Enttäuschung und Liebe, Schmerz und Hoffnung, hat mich sehr bewegt.
Du beschreibst sehr eindrücklich die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit – auch emotional. Warum war dir dieses Thema wichtig?
Weil wir dieses Gespräch gar nicht führen würden, wenn ich nicht meinen Job verloren hätte. Ich war seriös, solide, abgesichert – und dann war ich gefühlt nichts mehr davon. Und das passiert vielen Menschen irgendwann mal. Und trotzdem wird das kaum erzählt. Es geht nicht nur ums Geld, sondern ums Selbstbild, um Wert, um Zugehörigkeit. Und besonders für Frauen Mitte vierzig ist Arbeitslosigkeit oft mit doppeltem Druck verbunden: zu alt für die einen, zu wenig sichtbar für die anderen. Ich habe mich wie der kleinste Mensch der Welt gefühlt.
Dann kam das Buch?
Dann kam das Buch. Und als ich am Aachener Weiher stand, wusste ich: Das mache ich.
Hast du beim Schreiben gemerkt, dass dieses Thema tabuisiert wird – oder war das eher befreiend?
Beides. Ich habe gemerkt, wie wenig wir darüber sprechen – vor allem offen, ohne Scham. Und gleichzeitig war es befreiend, es zu erzählen. Ich wollte zeigen, dass man auch mit Brüchen weitermachen kann. Und dass es kein Scheitern ist, wenn man mal stillsteht.
Das Buch ist auch für alle Frauen, die in Köln schonmal ganz neu beginnen mussten. Es ist wichtig, dass diese Geschichten erzählt werden. Das wurden sie bislang nicht.
Lena arbeitet mit Bienen – eine ungewöhnliche, stille Tätigkeit. Was sagt das über sie als Person aus?
Sie beobachtet gern, sie ist geduldig, sie sucht Sinn, nicht im Großen, sondern im Kleinen. Die Bienen geben ihr Struktur, Verantwortung, aber auch Trost. Sie zeigen ihr: Auch wenn’s still aussieht, passiert was. Das fand ich sehr berührend.
Wie hat sich dein Blick auf Arbeit, Liebe oder Bienen durch das Schreiben verändert?
Ich glaube, ich habe mehr Verständnis für leise Prozesse bekommen. Für das, was wächst, ohne dass man es sofort sieht. Und ich habe wieder gespürt, wie sehr echte Begegnungen zählen.
Arbeit, Liebe, Selbstfindung – was hoffst du, bleibt deinen Leser:innen nach der letzten Seite im Kopf?
Dass es nie zu spät ist, nochmal neu zu beginnen. Und dass wir mehr sind als unser Lebenslauf. Ich wünsche mir, dass Leserinnen sich gesehen fühlen – in ihren Zweifeln, ihren Träumen, ihrer Kraft. Und dass sie Lust bekommen auf ihren ganz eigenen Weg.
Planst du schon dein nächstes Buch – und dürfen wir uns wieder auf Köln freuen?
Ja, ich schreibe schon wieder! Und ja – Köln bleibt dabei. Vielleicht ein anderer Stadtteil, andere Figuren, aber diese Stadt ist für mich unerschöpflich. Und wer weiß – vielleicht summen auch wieder ein paar Bienen durchs Bild.
Köln, die Liebe und ein Löffelchen Honig
- 208 Seiten, 11,5x18cm
- ➡️ Zur kostenlosen Leseprobe und zum E-Book
- ➡️ Zum Taschenbuch (9,99€)