Mittlerweile haben sich viele Menschen an die Bilder gewöhnt, die wir jeden Tag in Köln sehen: Die Altstadt ist menschenleer, die Geschäfte in der City und auf den großen Einkaufsstraßen sind geschlossen. Und auch Friseure, Kosmetikstudios und andere Dienstleistungen sind nunmehr seit vielen Wochen dicht.
Viel wurde im vergangenen Herbst über die Situation von Kulturschaffenden gesprochen (hier seht ihr Bilder von der damaligen Alarmstufe Rot Aktion in Köln, bei der bekannte Kölner Gebäude rot angestrahlt wurden). Mittlerweile ist es wieder ruhig geworden, zumindest im öffentlichen Bewusstsein. Im Karneval gibt es einen Spendenfond für Menschen, deren Geschäftsgrundlage aufgrund der de facto abgeblasenen Session wegbricht.
Die dramatische Situation von Geschäftsinhabern
Darüber hinaus aber gibt es weiterhin viele Menschen, die nichts tun können. Selbstständige, ehrliche Geschäftsleute. Ladeninhaber, die andere Menschen beschäftigen, ihnen Arbeit geben. Sie haben viele Jahre gut gewirtschaftet. Sie haben sich ihre eigene Existenz aufgebaut. Sie waren nie von jemandem abhängig. Sie waren mutig.
Doch nun steht das, was sie ihr Leben lang aufgebaut haben, vor dem Nichts.
Die Kölnerin Susanne Klapper ist Friseurmeisterin und betreibt in Nippes den Salon Hairdresser on fire. Sie hat zehn MitarbeiterInnen. Seit Dezember ist ihr Laden zum zweiten Mal geschlossen. Viele Kosten laufen weiter. Ihre Ersparnisse sind aufgebraucht.
Sie hat in einem Video bei Instagram und Facebook auf eindringliche Art und Weise geschildert, wie eigentlich die Realität von Ladeninhabern aussieht – und warum sie sich von der Politik im Stich gelassen fühlt.
Es geht ihr dabei nicht darum, die Corona-Maßnahmen abzulehnen. Es geht um die fehlende Unterstützung der Politik für Selbstständige. Wir haben hier einige ihrer Aussagen aus dem Video aufgeschrieben. Das Video selbst seht ihr weiter unten.
„Wir werden allein gelassen und bekommen keine Hilfen“
Susanne Klapper hat seit 11 Jahren einen Friseursalon und zehn MitarbeiterInnen inklusive Auszubildende. Im ersten Lockdown hat sie ihr Geschäft sogar früher zu gemacht: „Wir stehen zu 100 Prozent hinter der Entscheidung, dass die Geschäfte zu sind“, sagt sie.
Doch: Während viele Menschen glauben, den Selbstständigen werde unkompliziert und schnell geholfen, schildert Susanne Klapper eine andere Wirklichkeit: „Wir werden allein gelassen und bekommen keine Hilfen.“ Sie muss weiterhin Miete, Steuern und auch Gehälter zahlen, da nicht alle MitarbeiterInnen in Kurzarbeit sind.
Ihre Auszubildende bildet sie weiter aus, macht unter anderem Salonschooling mir ihr, auch in Berufsschulfächern, wie Religion.
Erspartes aufgebraucht, um Arbeitsplätze zu retten
Das Kurzarbeitergeld im März 2020 kam für Susanne Klapper zwei Monate, nachdem der Salon wieder geöffnet war: „Ich musste zwei Monatsgehälter für ein Team von zehn Mitarbeitern vorstrecken. Wie soll das funktionieren?“ Die Antwort gibt sie auch: „Indem wir uns verschulden und immer mehr Schulden aufnehmen.“
Susanne Klapper hat ihr gesamtes Erspartes aufgegeben, um das Geschäft, die Existenz und die Arbeitsplätze zu retten. „Es macht uns sehr wütend, dass es Menschen da draußen gibt, die denken: Uns wird doch geholfen. Das ist nicht so.“
„Wir bibbern vor Angst um unsere Geschäfte und wir haben kein Geld“, sagt die Mutter, die zudem – wie jeder andere auch – neben dem Geschäft auch private Kosten für das eigene Leben hat.
„Wir brauchen Hilfe. Wir möchten gehört werden!“
Sie sagt: „Ich bin seit ich 19 bin finanziell unabhängig. Von Eltern, Staat und von Freunden. Ich habe nie irgendwas bekommen. Es muss sich was ändern. Wir brauchen Hilfe. Wir möchten gehört werden. Es kann nicht sein, dass alle denken, wir kriegen Hilfe – und wir kriegen keine. Ich habe gut gewirtschaftet, mein Leben lang, und jetzt gehe ich daran kaputt. Das darf so nicht passieren.“
Am Ende des Videos spricht sie einen eindringlichen Appell an die Bundesregierung:
„Hört auf zu lügen (Im Bezug auf das Versprechen, dass unkompliziert geholfen wird), seid ehrlich und rettet die Arbeitsplätze und Existenzen. Rettet die Zukunft von den Städten, denn sonst sind bald alle kleinen Läden weg.“
Hier könnt ihr das gesamte Video noch einmal sehen:
Wer das eingebettete Video nicht abrufen kann, gelangt hier direkt zum Video auf Instagram.
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