Am Konrad-Adenauer Ufer steht ein Steinwurf von der Bastei entfernt ein Türmchen aus dem 14. Jahrhundert. Der historische Bau wird im Volksmund Weckschnapp-Turm genannt. Dahinter verbirgt sich eine Sage, die viele Pänz noch von früher aus der Schule kennen.
Es ist eine schaurige Geschichte: Der Name Weckschnapp setzt sich auf den Begriffen „Weck“ und schnappen zusammen. Mit Weck wurde in Köln früher Brot bezeichnet und schnapp geht auf das Wort schnappen zurück, wie wir es auch heute noch kennen.
Newsletter abonnieren ✅ Jeckes Ausmalbild (Foto) als Blanko-PDF erhalten ✅
Newsletter abonnieren ✅ Jeckes Ausmalbild (Foto) als Blanko-PDF erhalten ✅
Weckschnapp als Gefängnis
Im Turm soll es laut der Sage eine grausame Praxis gegeben haben: Verurteile Menschen sollen dort im obersten Stockwerk eingesperrt und ausgehungert worden sein. An die Decke des Turm wurde ein Stück Brot gehängt. Sobald die eingesperrte Person nach dem Brot schnappte, öffnete sich eine Falltür und der Verurteilte fiel eine Etage tiefer auf einen Boden, der mit Messern bestückt war.
Darunter darunter floss der Rhein, der der Legende nach alles weitere erledigte und davonspülte. Es war also nichts anderes als eine besonders schlimme Form der Hinrichtung.
Erwähnung der Sage im 19. Jahrhundert
Der Kölner Schriftsteller Ernst Weyden berichtete erstmals im Jahr 1826 von dieser Sage: „Am nördlichen Ende der Stadt Köln, bei der St. Kunibertskirche, war auf einem Vorsprunge ein Thurm erbaut, der unter dem Volke den Namen: „die Weckschnapp“ führte, an welchem Namen sich die schauerlichsten Sagen reihen.“
Die grausame Praxis dürfte sich zumindest in dem heute erhaltenen Turm am Rheinufer so jedoch nicht abgespielt haben. Denn die Erzählung bezieht sich wahrscheinlich auf eine „Ark“. Damit ist ein Teil der Befestigungsanlage Kölns gemeint, die früher quasi im Rhein stand. Diese Anlage wurde beim Hochwasser 1784 jedoch zerstört.
Anzeige:Weckschnapp-Turm ist eine Wohnung
Wahrscheinlich ist, dass der Name Weckschnapp auf den erhaltenen Teil der Kunibertsbefestigung übertragen wurde – und das war der Turm. Die Befestigung wurde im Jahr 1895 abgerissen, als man beschloss, weite Teil der mittelalterlichen Stadtmauer abzureißen und die Stadt zu öffnen. Der Turm blieb bestehen und wurde restauriert.
Der Turm ist heute übrigens ein Wohn„haus“. Im Jahr 2017 hat ein Unternehmer aus Hürth den Turm mit einem kleinen Anbau gekauft, wie der Stadtanzeiger damals berichtete. Ganz oben hat der Turm eine Dachterrasse mit rund 5 Metern Durchmesser.
Bis ganz nach oben sind es stolze 87 Stufen. Die Wohnfläche der denkmalgeschützten Anlage beträgt 162 Quadratmeter und bietet einen Panoramablick auf den Rhein.
Linktipp zum Thema: Warum am Neumarkt in Köln zwei Pferde aus dem Turm gucken