Wer in Köln unterwegs ist, stößt in der Neustadt-Nord auf Straßennamen wie Brüsseler Straße, Antwerpener Straße oder Genter Straße. Zusammen bilden sie das, was heute als „Belgisches Viertel“ bekannt ist – eines der beliebtesten Veedel der Stadt. (Foto: IMAGO / imagebroker)
Die Mieten hier sind mit am teuersten, dazu gibt es zahlreiche Gründerzeit-Häuser und die Lage ist zentral. Aber warum gibt es mitten in Köln eigentlich ein Belgisches Viertel? Spielte Belgien eine so wichtige Rolle in Köln? Hier kannst du testen, ob du die richtige Antwort weißt und bekommst weiter unten eine ausführliche Erläuterung:
Zum Belgischen Viertel in Köln
Die Antwort klingt recht unspektakulär – ist aber historisch interessant. Die Benennung der Straßen im heutigen Belgischen Viertel hat einen ziemlich pragmatischen und zugleich stadtplanerisch-modischen Hintergrund.
Als Köln nach dem Abriss der mittelalterlichen Stadtmauer ab 1881 stark wuchs, wurden neue Wohngebiete in der Neustadt angelegt. Damals war es üblich, ganze Straßenzüge thematisch zu benennen, um Orientierung zu erleichtern und einem Quartier einen einheitlichen Charakter zu geben.
Für das Gebiet westlich der Innenstadt entschied sich die Stadtverordnetenversammlung 1884, Straßen nach belgischen Städten, Provinzen und Regionen zu benennen – also Brüsseler Straße, Antwerpener Straße, Lütticher Straße, Maastrichter Straße, Limburger Straße, Brabanter Straße und so weiter.
Warum gerade Belgien?
Als Köln nach dem Abriss der mittelalterlichen Stadtmauer ab 1881 die Neustadt plante, war es üblich, neuen Straßenzügen ein einheitliches „Thema“ zu geben. Das diente der Orientierung, aber auch der städtebaulichen Identität.
- Man entschied sich im Nordwesten für belgische und niederländische Ortsnamen – so wie man andernorts Komponisten-, Generals- oder Flussnamen wählte.
Geografische und wirtschaftliche Nähe
Belgien war direkter Nachbar und ein wichtiger Handelspartner Kölns. Über Antwerpen liefen große Warenströme, und belgische Industriestädte wie Lüttich oder Gent waren in der Zeit Synonyme für wirtschaftliche Dynamik.
Das passte gut zu einer modernen, wohlhabenden Neustadt, die man bewusst „international“ wirken lassen wollte.
Politisch neutrale, kulturell attraktive Wahl
Straßen nach belgischen Orten zu benennen, war politisch unverfänglich. Preußische Generäle oder nationale Ereignisse konnten umstritten sein, belgische Provinzen dagegen standen für Reisefreude, Kultur und einen Hauch Exotik – ohne Konfliktpotenzial.
Zeitgenössische Quellen deuten darauf hin, dass der Stadtrat 1884 sogar formulierte, man wolle „ganz Holland und Belgien sich versammeln lassen“ – also den neuen Stadtteil mit einem kompletten „Miniaturausland“ aus Straßennamen füllen.
Wenn ihr in den Stadtplan schaut, werdet ihr noch weitere thematische Viertel entdecken, die nach einem ähnlichen Prinzip entstanden sind.