Mit seinen überwucherten Festungsmauern, verschlungenen Pfaden und mächtigen Bäumen wirkt der Friedenspark am Rheinufer wie ein verborgenes Zeitfenster in die Kölner Geschichte. Nur wenige Schritte von der Südstadt, erstreckt sich die rund viereinhalb Hektar große Anlage auf dem Gelände des ehemaligen preußischen Forts I – einst Teil der „Rheinschanze“ (so hieß die Festungsanlage).
1914 genehmigte der Rat der Stadt Köln nach Plänen des Gartendirektors Fritz Encke den Umbau der Festungsanlage zum einem Park. Encke behielt die alten Festungsmauern und Gräben bewusst bei und verband sie mit geschwungenen Wegen, Rasenflächen und Baumgruppen zu einem Park, der heute noch von verwittertem Backstein und moosbewachsenen Mauern geprägt ist. (Fotos: Jannis Trieb)
Der Friedenspark ist kein klassischer Landschaftsgarten, sondern ein raues Kleinod, in dem schon Heinrich Böll, der ganz in der Nähe geboren wurde, als kleines Kind auf Erkundungstour ging.
Die Bedeutung des Adlers im Friedenspark
Zwischen diesen Ruinen erhebt sich seit dem 3. Juli 1927 ein Kriegsdenkmal, das zugleich den höchsten Punkt des Friedensparks bildet: Über bronzenen Kanonenrohren schwingt sich ein mächtiger Adler gen Himmel. Er wurde 1927 geschaffen und thront nun seit knapp 100 Jahren hier.
Georg Grasegger schuf die plastische Adlerfigur, Otto Scheib setzte sie in ein 15 Meter hohes Monument – gewidmet „Den Helden von 1914–1918“. Unter dem lateinischen Motto Numero oppressis mente invictis („der Vielzahl unterlegen, im Geiste unbesiegt“) erinnert das Mahnmal an die Opfer des Ersten Weltkriegs. Ein Treppenaufgang führt zum Sockel, an dem Bronzetafeln die Namen Gefallener tragen. Der Adler wurde aus Kanonen des 1. Weltkriegs gefertigt.
Aus Kanonen gefertigt
Dass aus Kanonen Figuren geschaffen wurden und umgekehrt, war zu dieser Zeit übrigens gar nicht so ungewöhnlich. So ging die Kaiserglocke, der Vorgänger des Dicken Pitters im Kölner Dom während des 1. Weltkriegs den umgekehrten Weg: Sie wurde eingeschmolzen, um aus ihr Kriegsmaterial herzustellen. Zuvor war sie aus französischen Kanonen gegossen worden.
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Unger’m Adler der Bläck Fööss
Mehr als ein Denkmal ist der Adler heute Symbol einer Friedensperspektive. 1986 verfassten die Bläck Fööss ihr Lied Unger’m Adler und beschrieben, wie der steinerne Wächter die Lehren der Vergangenheit trägt:
Doch sulang dä Adler steit op däm Stein,
sulang es et jot,
denn als hä domols floch, jo do
braat hä nur Elend un Nut.
Wenn ich su vür im ston en singem Schatten,
dann denk ich an dich un mich,
un ich han nur dä eine Wunsch,
dat dä Adler nie widder flüch.
Das traurig nachdenkliche Lied ist eine Einladung zu Toleranz und Empathie, die an John Lennons Imagine anknüpft und geht vielen Kölnern bis heute unter die Haut. Es zeigt zugleich, wie sehr die Lieder der Bläck Fööss dazu beigetragen haben, die Erinnerung der Menschen in Köln zu prägen.

Die heutige Nutzung des Friedensparks
Der Friedenspark ist darüber hinaus weit mehr als ein Ort der Erinnerung. Seit 1978 belebt der „Bauspielplatz Friedenspark“ einen Teil des Forts: Ein Kinder- und Jugendzentrum mit Kletterparadies an der Südbrücke, das mit rund 30 Routen (Schwierigkeit 5–9) junge Abenteurer anlockt.
Der Park liegt verkehrsgünstig zwischen Alteburger Straße und Oberländer Wall, Zugänge bieten das Agrippinaufer, der Oberländer Wall und die Alteburger Straße. Nördlich der Titusstraße schließt sich der Römerpark an – gemeinsam bilden sie einen grünen Gürtel mitten im lebhaften Stadtteil.
Wer heute den Friedenspark betritt, spürt das Zusammenspiel von Historie, Natur und Kultur: Die steinernen Mauern, die den Adler umrahmen. Ein stilles Plädoyer dafür, dass aus den Narben der Geschichte ein lebendiger Raum für Frieden und Begegnung erwachsen kann.
1 Kommentar
Werner Tiberi
Nicht zu vergessen findet im Friedenspark heute zum 21sten Mal das Edelweispiraten Festival zu Ehren der wiederständigen Jugend in der Nazizeit statt. Mit 25 Bands.