Domplatte Wind

Warum ist es auf der Domplatte auch im Sommer so windig

Der ultimative Test für einen Regenschirm ist der Domplatten-Test: Schafft es der Schirm, den Wind auf der Domplatte zu überstehen, ohne kaputt zu gehen, dann ist er tauglich. Vielleicht ist es euch in der warmen Jahreszeit auch schonmal aufgefallen: Obwohl es eigentlich nicht windig ist und obwohl gutes Wetter ist: Auf der Domplatte ist es trotzdem häufig richtig windig. So sehr, dass einige dabei sogar Schwierigkeiten haben, Fahrrad zu fahren. (Foto: Imago / Bonn.digital)

Doch warum ist es auf der Domplatte auch bei gutem Wetter im Sommer windig? Die Antwort ist eine Kombination aus Meteorologie, Stadtklima und Architektur.

Die Kölner Bucht: Ein Windkanal von Natur aus

Köln liegt in der sogenannten Kölner Bucht, einer offenen Landschaft, die nach Westen hin kaum geschützt ist. Von dort ziehen das ganze Jahr über West- bis Südwestwinde über die Stadt. Zusätzlich wirkt der Rhein wie ein natürlicher Luftkanal: Entlang des Flusses strömt besonders nachts kühlere Luft aus dem Siebengebirge Richtung Innenstadt. Diese sogenannten Rheintalwinde tragen regelmäßig zur Luftbewegung in der Kölner Innenstadt bei.

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Auch die Stadt selbst heizt sich tagsüber stärker auf als das Umland. Asphalt, Gebäude und menschliche Aktivität führen zu einer Art „Wärmeinsel“. Diese warme Stadtluft steigt auf – und zieht von außen kühlere Luft nach. Dieser Temperaturunterschied erzeugt zusätzliche Luftströmungen.

Der Kölner Dom: Ein Windbrecher mit Nebenwirkungen

Mit seinen 157 Metern ist der Kölner Dom nicht nur das bekannteste Wahrzeichen der Stadt, sondern ein hohes Bauwerk. Durch seine freistehende Lage fängt der Dom Winde aus allen Richtungen ein. Besonders spannend: An der hohen Fassade prallt der Wind ab und wird nach unten gedrückt – ein Effekt, den man in der Architektur als „Downwash“ kennt.

An den Ecken des Doms entstehen außerdem sogenannte Düseneffekte: Der Wind muss sich um die massiven Türme herumquetschen, beschleunigt dabei und erzeugt starke Luftbewegungen direkt am Boden. Wer an windigen Tagen an der Domtreppe steht, kann das regelrecht spüren.

Die Domplatte: Offen für alles – auch für Wind

Ein weiterer Grund für das ständige Ziehen ist die Gestaltung der Domplatte selbst. Der Platz misst rund 7000 Quadratmeter und ist weitgehend offen und unbebaut. Es gibt kaum Bäume oder etwas, das den Wind abbremsen könnte.

Stattdessen kann die Luft ungehindert über die glatte Granitfläche wehen. Wenn diese sich im Sommer aufheizt, kann das den Windeffekt zusätzlich befeuern, da die warme Luft am Boden dann aufsteigt.

An den Rändern der Domplatte, etwa Richtung Hauptbahnhof oder Roncalliplatz, wird der Wind dann in enge Bereiche geleitet und beschleunigt sich dort noch einmal zusätzlich. Auch Unterführungen wie die Trankgasse fungieren als Windtunnel.

Aus dem Verliebt in Köln-Shp:

Alltagsbeobachtung trifft Wissenschaft

Für viele Kölner ist es gefühlt schon immer so gewesen: Auf der Domplatte ist es windig, Punkt. Aber das Bauchgefühl trügt nicht. Der Mix aus freier Platzgestaltung, exponierter Domlage, nahegelegenem Fluss und klimatischen Besonderheiten sorgt dafür, dass es hier fast immer zieht.

Und manchmal nicht nur ein bisschen: Bei Stürmen wie Orkan „Zeynep“ im Jahr 2022 wurden auf der Domplatte Windgeschwindigkeiten gemessen, die über denen des Flughafens lagen. Kein Wunder also, dass viele das Areal zu bestimmten Zeiten lieber schnell überqueren als dort zu verweilen – auch wenn der Blick auf den Dom natürlich einzigartig bleibt.

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