Verwahrlosung Köln

Diese Maßnahmen ergreift die Stadt Köln gegen die Verwahrlosung

Mehr Müll, mehr Drogen, mehr Unsicherheit – an vielen öffentlichen Orten in Köln hat sich in den vergangenen Jahren das Bild verändert. Besonders der Neumarkt oder der Ebertplatz werden oft als Orte wahrgenommen, an denen der öffentliche Raum verwahrlost. Besonders das Umfeld am Neumarkt wird von vielen Kölnern längst als hochproblematisch wahrgenommen.

Zwei aktuelle Vorlagen aus dem Gesundheitsausschuss geben nun einen Überblick darüber, mit welchen Maßnahmen die Stadt aktuell versucht, gegenzusteuern. Ob es reicht und hilft? Viele Kölnerinnen und Kölner haben daran aktuell Zweifel und beziehen sich auf das, was sie tagtäglich sehen.

Es bleibt die Frage: Wie kann man den öffentlichen Raum so gestaltet, dass sich alle wohlfühlen? Und mit welchen Maßnahmen? Hier lest ihr, was die Stadt aktuell tut. (Foto: Cecil Bautz)

Vier Plätze im Fokus – mit eigenen Teams und Programmen

Die Stadt hat vier Orte als „Plätze mit besonderem Handlungsbedarf“ identifiziert:
Neumarkt
Wiener Platz
Zülpicher Platz
Ebertplatz

Für jeden dieser Plätze wurde eine eigene Arbeitsgruppe eingerichtet, in der städtische Ämter, Polizei, KVB, AWB, RheinEnergie, die IHK und lokale Initiativen gemeinsam daran arbeiten, die Lage vor Ort zu verbessern. Sie erstellen jeweils eine „Lokale Agenda“ mit konkreten Schritten.

Beispiele für Maßnahmen:
regelmäßige Begehungen und Kontrollen,
bessere Beleuchtung,
Gestaltung des öffentlichen Raums,
der Versuch, die Sauberkeit zu verbessern
Angebote für suchtkranke Menschen.

Koordiniert wird das Ganze vom Zentrum für Kriminalprävention und Sicherheit. Die Federführung hat Stadtdirektorin Andrea Blome.

❤️ Verliebt in Köln ist DIE Gemeinschaft für alle, die das kölsche Jeföhl im Herzen tragen. Sei auch dabei:
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Kümmerer auf dem Neumarkt

Seit Mai 2022 sind auf dem Neumarkt werktags zwei sogenannte Kümmerer im Einsatz. Sie sind vor Ort ansprechbar, helfen bei Problemen, vermitteln Menschen in Not an Hilfsstellen und sind mit vielen Akteuren im Netzwerk verbunden – etwa mit Ordnungsdienst, KVB, Polizei, Streetwork und Suchtberatung.

Dadurch konnte laut Stadt ein engeres Netzwerk von Hilfs- und Ordnungskräften entstehen. Ziel ist es, schneller zu reagieren und sichtbarer präsent zu sein.

Anlaufstelle am Dom

Am Hauptbahnhof hat die Stadt in Zusammenarbeit mit der Polizei eine feste Anlaufstelle eingerichtet. Von hier aus starten Bestreifungen, kleinere Ordnungsverstöße werden direkt geahndet, und die Ansprechbarkeit für Passant:innen ist erhöht. Die Verwaltung bewertet dieses Modell als erfolgreich.

Zwei Drogenkonsumräume in Betrieb, weitere geplant

Um gesundheitliche Risiken beim Drogenkonsum zu reduzieren und Todesfälle zu verhindern, betreibt die Stadt aktuell zwei Drogenkonsumräume:
• am Neumarkt (städtisch)
• am Hauptbahnhof (vom SKM Köln)

Der Raum am Neumarkt bietet Platz für intravenösen und inhalativen Konsum. Nach technischen Problemen steht er seit Anfang 2025 wieder vollständig zur Verfügung. Im März 2025 wurden dort rund 4.000 Konsumvorgänge gezählt.

Aus dem Verliebt in Köln-Shp:

Neue Standorte in Kalk und Porz geplant

In Kalk soll ein dritter Drogenkonsumraum entstehen, betrieben vom Verein Vision e. V.. Die Vorbereitungen laufen. Für Porz wird ebenfalls ein Standort geprüft – derzeit stimmt sich die Stadt dazu mit einem möglichen Träger ab.

Aufenthaltsräume fehlen weiterhin

Ein weiteres Ziel der Stadt ist es, niedrigschwellige Aufenthaltsräume für obdachlose oder drogenkonsumierende Menschen einzurichten. Insbesondere am Neumarkt scheitert das bislang an der Suche nach geeigneten Immobilien, die funktional sind und in der Nachbarschaft akzeptiert werden. Es gibt aktuell keinen solchen Ort, an dem Betroffene sich geschützt aufhalten können, ohne konsumieren zu müssen.

Mobiler Hilfebus außer Betrieb

Ein mobiles Hilfsangebot – ein Bus mit Konsumraum und Beratungsplätzen – steht derzeit still. Der Bus ist nicht einsatzfähig. Die Stadt prüft, ob eine Reparatur sinnvoll ist oder ob alternativ ein fester Standort angemietet werden kann.

Drogenbedingte Todesfälle steigen

Die Zahl der drogenbedingten Todesfälle in Köln ist in den letzten Jahren gestiegen, wie die Stadt nach einer Anfrage der FDP mitteilte.
2020: 50 Todesfälle
2024: 83 Todesfälle (davon 36 Personen über 50 Jahre)

Das bedeutet: Fast jeden vierten Tag gibt es einen Drogentoten in Köln.

Laut Polizei sind vor allem Mischkonsum und neue Konsumformen verantwortlich für den Anstieg. Viele Konsument:innen greifen auf mehrere Substanzen gleichzeitig zurück.

Prävention: Aufklärung, Beratung und frühe Hilfe

Neben den Maßnahmen im öffentlichen Raum gibt es zahlreiche Angebote zur Prävention und Aufklärung, vor allem für Jugendliche:

Suchtpräventionsprogramme an Schulen,
familienorientierte Therapieangebote,
Schulungen für pädagogische Fachkräfte,
Online-Beratung für Jugendliche,
Elterninformationsabende,
Suchtberatung für junge Erwachsene,
der Beratungsbus BOJE rund um den Hauptbahnhof.

Die Trägerschaft übernehmen Organisationen wie SKM Köln, SkF Köln, Drogenhilfe Köln oder Blaukreuz-Zentrum Köln. Die Stadt unterstützt diese Angebote finanziell.

Viele Maßnahmen und viele Arbeitsgruppen. Ob es ausreicht, um den Eindruck der Verwahrlosung spürbar einzudämmen? Viele Kölner haben aktuell Zweifel.

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