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Street Angels Cologne

Die Street Angels Cologne helfen denen, um die sich sonst niemand mehr kümmert

Es riecht nach Grillfleisch an diesem Sonntag auf dem Breslauer Platz in Köln. Der sommerlich anmutende Duft kommt nicht etwa von einem der vielen Gastronomien in der Umgebung, sondern vom Buffet der Street Angels Cologne. An den aufgebauten Tischen vorm Musical Dom, gleich vor der Bushaltestelle Breslauer Platz/ Hbf sitzen die Gäste in kleinen Grüppchen zusammen. 

Die Gäste sind hier Bedürftige und wohnungslose Menschen, die in Köln auf der Straße leben oder sehr wenig Geld zur Verfügung haben.

Alle zwei Wochen sind die Street Angels hinter dem Hauptbahnhof vor Ort. Der Verein verteilt Essen, aber auch Bekleidung, Schlafsäcke oder Zelte. Die ehrenamtlichen HelferInnen kümmern sich um die Menschen, um die sich sonst niemand kümmert.

Respekt und Wertschätzung hinter dem Hauptbahnhof

Inga Weber ist 1. Vorsitzende der Street Angels Cologne und organisiert alle zwei Wochen sonntags die Essensausgaben. Was ihr besonders wichtig sei: Wertschätzung und Respekt für ihre Gäste.: „Deswegen sind wir die einzige Gruppe, die Tische aufbaut und Sitzmöglichkeiten und Stehtische bietet.” Die Menschen sollen sich willkommen fühlen.

Alle vier bis sechs Wochen wird das Street Angel-Team von Tierärztin Claudia Münch unterstützt, die sich um die Straßenhunde kümmert und medizinische Versorgung anbietet.

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Weber ist gut vernetzt in der Kölner Musikszene und konnte Musikgruppen für das Sommerfest im vergangenen Jahr gewinnen. „Wir neigen auch ein bisschen zum verrückt sein. Bei uns gibt es ein Sommerfest, wo eine Liveband spielt und ein Eiswagen kommt. Wir grillen auch ganz frisch vor Ort. Heute gab es Schaschlik- und Hähnchenspieße.”

Street Angels finanzieren sich über Spenden

Weber und ihr Team aus ehrenamtlichen HelferInnen wollen wissen, wie es den Menschen geht, was sie aktuell brauchen. Sie sprechen viel mit ihnen. Es ist keine Abfertigung, es ist ein Austauch. Mit Wertschätzung für jeden einzelnen: „Die meisten kennen wir natürlich, die kommen seit Jahren hierher.”

Der Verein finanziert sich über Spenden. Mit einer Spendenbox in der Hand läuft Manni, ein ehrenamtlicher Helfer der Street Angels Cologne, über den Platz. Dort wo die Menschen aus dem Hauptbahnhof strömen und Richtung Musical Dome laufen, scheppert er mit der Dose und macht auf die Aktion aufmerksam. Ein Herr kommentiert nur mit: „Ich spende schon genug – bei mir Zuhause.” Doch Manni lässt sich nicht entmutigen und klirrend lande dann doch ein paar Münzen in der Dose.

Obdachlose in Köln – was ist der richtige Weg?

In Köln werden Obdachlose mittlerweile als Synonym für Verwahrlosung in der Stadt angesehen. Laut Statistik gab es in Köln 2020 über 7000 Obdachlose. 2010 waren es noch knapp über 3000. Inga Weber wünscht sich eine Veränderung im Umgang mit Obdachlosen in Köln, aber auch in der Gesellschaft.

Statt Polizei und Ordnungsamt zu schicken, um für die vermeintliche Sicherheit der BürgerInnen zu sorgen, sollte die Stadt sich um die Menschen kümmern, die in Not sind: „Die Obdachlosen sind definitiv nicht das Problem, sondern eher, wie die Stadt Köln damit umgeht”, sagt sie.

Stichwort: Housing-First

 „Es muss mehr Wohnraum geschaffen werden – Stichwort Housing First.” In anderen Ländern, beispielsweise in der Schweiz, in Zürich, gäbe es das Modell bereits. Wohnungslosen wird erst eine Wohnung zur Verfügung gestellt, dann werden sie bei der Jobsuche unterstützt. In Deutschland sei es andersherum, hier müssen die Obdachlosen einen Job finden, bei Bedarf einen Entzug machen, erst dann haben sie die Möglichkeit, sich auf eine Wohnung zu bewerben. Inga Weber macht das fassungslos: „Wenn du auf der Straße lebst, wie willst du einen Entzug machen oder einen Job finden?“

Auch hier helfen die Streetangels, wo sie können, ein Beispiel vom vergangenen Jahr: Ein Obdachloser, der eine Stelle im Reitstall angefangen hat und dort auch eine kleine Wohnung beziehen konnte: „Ich kriege immer wieder Nachrichten von ihm, er ist uns so dankbar. Es ist wichtig, dass sie eine Chance bekommen.”

Aus dem Verliebt in Köln-Shp:

Inga Weber sei sich des Rechtsruckes in der Gesellschaft bewusst und betont: „Wir haben sämtliche Nationalitäten und sie dürfen auch alle kommen und wir freuen uns. Vielfältigkeit gehört halt einfach zu Köln dazu.”

Es müsse mehr Unterkünfte geben, nicht nur nachts, sondern auch tagsüber. Mit Betreuungsangeboten und eigenen Zimmern. „In den Flüchtlingsunterkünften funktioniert es bereits besser. Warum nicht auch für Obdachlose?” Inga Weber wünscht sich mehr Unterstützung für ihren Verein, aber auch auf struktureller und politischer Ebene müsse sich einiges ändern.

Einer, der das ändern will: Torsten Burmester (SPD). Er kandidiert für den Posten des Kölner Oberbürgermeisters bei der Kommunalwahl im September 2025. Bei den Street Angels ist er am Sonntag als ehrenamtlicher Helfer mit dabei und unterstützt das Modell des Housing-First:

„Wir haben natürlich Obdachlosenunterkünfte, aber wenn sie um 22 Uhr schließen, wenn dort Hunde nicht reinkommen können und wenn vor allen Dingen nicht das Hab und Gut mit reinkommen darf, dann wird das auch nicht akzeptiert.”

„Wir werden hier nur geduldet“

Er sieht die Verantwortung auch bei der Stadt und sagt: „Wir lassen diese Menschen im Moment alleine.“ Sein Fazit nach der Schicht mit den Street Angels: „Ich bin der Initiative unheimlich dankbar und es hat mir sehr viel Spaß gemacht, die Leute waren so nett. Jedes zweite Wort war „Gott segne dich” oder „Vielen Dank”.”

Gerne würde der Verein auch Duschen anbieten, aber dafür brauche es die Kooperation mit der Stadt und einen Wasserzugang. „Es ist hart, die Stadt macht es uns nicht einfach, wir werden hier nur geduldet”, erzählt Inga. Perspektivisch soll der Platz umgebaut werden, Weber weiß noch nicht, wo ihr Verein dann hin soll.

Über die Street Angels Cologne e. V.

Mission:
Die Street Angels Cologne e. V. setzen sich mit Herz und Tatkraft für obdachlose und bedürftige Menschen in Köln ein. Unter dem Motto #jederkanneinEngelsein bieten sie nicht nur materielle Hilfe, sondern auch menschliche Nähe und Respekt.

Angebote:

  • Essens- und Getränkeverteilungen alle zwei Wochen sonntags um 12 Uhr am Breslauer Platz
  • Verteilung von Kleidung, Hygieneartikeln, Schlafsäcken, Isomatten, Zelten und Rucksäcken
  • Straßenarbeit und persönliche Gespräche
  • Tierärztliche Versorgung für die Vierbeiner der Gäste alle 4–8 Wochen
  • Sonderaktionen wie Weihnachtsessen, Karnevalsverteilungen und Sommerfeste

Mitmachen:
Engagierte HelferInnen sind willkommen – sei es durch aktive Mitarbeit vor Ort oder durch Fördermitgliedschaften. Mit 5 € kann eine warme Mahlzeit ermöglicht werden.

Kontakt:
📍 Breslauer Platz/Busbahnhof, 50668 Köln
📞 0178 / 6022477
📧 streetangels-cologne@gmx.de
🌐 www.streetangelscologne.de

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