Wer aktuell in den Tagebau Hambach schaut, der sieht ein riesiges schwarzes Loch. Es ist das größte Loch Europas. Hunderte Meter tief. Ohne Grün, ohne Menschen – nichts. Wenn die Braunkohleförderung in wenigen Jahren endet, soll die Landschaft den Menschen zurückgegeben werden. Ein Mammut-Projekt, für das die Vorbereitungen längst laufen. Wird es gelingen, ein über 10 Kilometer langes Loch wieder zum Leben zu erwecken?
Was heute wie eine Mondlandschaft aussieht, war vorher eine ganz normale Fläche mit Ortschaften (u.a. Etzweiler, Tanneck, Lich-Steinstraß). Doch auch die Mondlandschaft soll irgendwann wieder verschwinden. Im Jahr 2029 endet die Kohleförderung und somit auch der Betrieb des Tagebaus Hambach. Der Tagebau soll sich dann in einen riesigen See verwandeln.
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Ein nun vorgestellter Rahmenplan soll vorgeben, wie das funktionieren soll. Das Ziel: Hier sollen die Themen Städtebau, Biotopverbund, Tourismus, Mobilität, Landwirtschaft und die Produktion erneuerbarer Energien ein produktives Ganzes bilden.
Was bedeutet das genau?
Fest steht: Wo heute das Tagebau-Loch ist, wird in den kommenden Jahrzehnten einer der größten Seen in Deutschland entstehen.
Das Wasser kommt aus dem Rhein
Das Wasser dazu kommt aus dem Rhein. Es wird mit zwei Pipelines in das alte Tagebau-Loch gepumpt. Der See wird nach und nach entstehen. Keine Sache von Monaten, sondern Jahrzehnten. Denn der See wird mehrere hundert Meter tief sein. Die Visualisierung oben zeigt, wie das aussehen soll. Dazu soll es eine Entnahmestelle bei Dormagen am Rhein geben.
Warum ist das nötig? Das Grundwasser im Tagebau wird seit über 40 Jahren abgepumpt („gesümpft“), ansonsten wäre es nicht denkbar ein 400 Meter tiefes Loch zu graben. Brunnen legen den Boden bis zu einer Tiefe von 500 Metern trocken. Die Terrassen würden dem Druck des Wassers nicht standhalten. Umweltorganisationen, wie der BUND, kritisieren die Folgen der Grundwasserabsenkung für die gesamte Region.
Studien haben gezeigt, dass trotz geringerer Pegelstände eine Entnahme möglich sei. Die Menge hängt vom Wasserstand des Rheins ab. Der Rhein-Pegel darf durch die Entnahme maximal um 4 Zentimeter sinken. Der See dürfte dann mehrere hundert Meter tief sein und soll ein Volumen von 4,3 Mrd. m³ haben – nur der Bodensee hat in Deutschland mehr Wasservolumen.
Hier sind drei von mehrere so genannten Fokusräumen, die auf dem Areal entstehen:
Sophienhöhe
Die Sophienhöhe ist heute schon als Ausflugsziel zugänglich. „Das bestehende Wegenetz der größtenteils bewaldeten Sophienhöhe wird für einen naturnahen Tourismus zum Wandern, Reiten und Radfahren ausgebaut“, heißt es in dem Konzept.
Oben auf der Sophienhöhe ist ein Besucherzentrum geplant. Es soll also einer der touristischen Hotspots für Natur und Wandern in der Region werden.
Elsdorfer Ufer
Am Elsforfer Ufer soll man einen Blick darauf bekommen, wie das Rheinwasser in den See fließt. Geplant ist eine Menge von bis zu 18 m3 pro Sekunde. Die Seemulde wird als auch über Jahre ständig ansteigen.
Rad- und Fußwege sollen hier bis ans Seeufer führen, sodass man hier im halbgefüllten Tagebau-Loch stehen kann. Im heutigen Böschungsbereich soll es ein vorgelagertes Plateau geben.
Anzeige:Manheimer Bucht
Wo heute die entweihte Kirche in Manheim alt steht, soll künftig ein neuer Ort für Kultur entstehen. Hintergrund: Der Bereich wird nicht mehr abgebaggert. Die Kirche bleibt also auch stehen.
Die Manheimer Bucht selbst wird trotz ihrer geringen Tiefe erst nach Jahrzehnten mit Wasser gefüllt sein, weshalb sie über längere Zeit temporär für Photovoltaikanlagen und wahrscheinlich auch Windanlagen genutzt wird.
Im Umfeld der Kirche sollen naturnahe Strandbereiche sowie eine ökologisch hochwertige Zwischenlandschaft mit einem temporären Gewässer, dem Manheimer Weiher, mit öffentlichen Zugangs- und Aufenthaltsmöglichkeiten entstehen.
Wann ist das alles fertig?
Bis zum Jahr 2070 soll der See vollständig gefüllt sein. Es ist dann bis zu 365 Meter tief und hat ein Volumen von 4,3 Milliarden Kubikmetern. Wer sich über weitere Details zur Planung informieren möchte, sieht ausführliche Informationen auf der Homepage Neuland Hambach.
Fakten zum Tagebau Hambach:
- Die größte Braunkohlegrube Europas
- Seit 1978 wird gegraben, seit 1984 Kohle abgebaut
- Die abgebaute Kohle wird mit der Hambachbahn zu den nahe gelegenen RWE-Kraftwerken gebracht