Neun Auftritte an einem Tag? An Tagen wie dem 11.11. ist das für kölsche Bands nicht außergewöhnlich, sondern normal. Im Stunden-Takt treten sie auf Partys und Veranstaltungen in der Stadt und zum Teil sogar im Kölner Umland auf. Ein Marathon, der den Bands nicht nur am 11.11., sondern besonders in den Wochen des Sitzungskarnevals alles abverlangt. (Foto: Festkomitee Kölner Karneval)
Aber wie funktioniert das eigentlich? Wie lange im Voraus müssen sich Veranstalter kümmern, wenn sie auf ihren Partys und Sitzungen die großen kölschen Bands auf der Bühne haben wollen? Hinter den Buchungen der Bands für die Session steckt in Köln tatsächlich ein ausgeklügeltes System.
In Köln gibt es 18 Karnevals-Gesellschaften, die dem Literatenstammtisch Köln von 1961 e.V angehören. Der Literatenstammtisch versteht sich als Freundeskreis, in dem Sitzungen des Kölner Karnevals organisiert werden, wie es auf der Homepage heißt.
„Es gibt jährlich drei Buchungsrunden, welche in der Regel im Oktober eines jeden Jahres gemeinsam Ihre Sitzungen für die übernächste Session buchen“ erklärt Mike Schöninger, Literat der Nippeser Bürgerwehr. Als Literat ist er u.a. dafür zuständig, die auftretenden Künstler für die Veranstaltungen der Nippeser Bürgerwehr vorzuschlagen und auszuwählen.
Während in Köln also gerade die Session für 2024 anläuft, sind die Buchungen für die Session 2025 bereits fix.
„Literatenstammtisch“ bucht Bands lange im Voraus
Die Buchungen laufen nach einem festen Prinzip: „An drei frühzeitig festgelegten Terminen sitzen die Literaten der jeweiligen Gesellschaften zusammen und reichen die Wünsche der an den Tag zu buchenden Künstler ein“, erklärt Schöninger. Am Folgetag erfolgen dann die Zu- oder Absagen für die Wunschtermine von den Agenturen der Künstler.
Diese Regelung gilt nur für die Mitglieder der „Literaten Mafia“, wie der Literatenstammtisch auch liebevoll genannt wird. Alle anderen Karnevalsgesellschaften können ihre Künstler eigenständig anfragen.
Anzeige:Die Regelung dient dazu, dass Terminkollisionen möglichst vermieden werden – zum Wohl der Gesellschaften und der Künstler. „Bands, Redner, Tanzgruppen oder weitere Solisten, welche nicht Teil dieser Buchungsrunden sind, werden von uns auch außerhalb der festgelegten Termine gebucht“, erklärt Mike Schöninger weiter.
Planungssicherheit für Bands
Besonders für die Bands bedeuten die frühzeitigen Buchungen auch ein Stück Planungssicherheit. Im Vergleich zu eigenen Touren sind sie hier nicht von Ticket-Verkäufen abhängig. Wir erinnern uns: Nach dem Stadionkonzert 2022 musste Kasalla seine Tour im Herbst 2022 wegen geringer Ticketverkäufe komplett absagen. Auch Björn Heuser musste ‚Kölle singt‘ 2023 aus dem Stadion zurück in die Lanxess Arena verlegen.
Wer als Gesellschaft einen engeren finanziellen Spielraum muss übrigens nicht zwangsläufig auf beliebte Bands verzichten. Schöninger empfiehlt: „Einfach die gewünschten Künstler bei den jeweiligen Agenturen anfragen und offen und ehrlich kommunizieren wie die finanziellen Möglichkeiten sind. Meine jahrelange Erfahrung aus dem Veedels Karneval hat mir gezeigt, das auch hier – wenn es zeitlich passt – faire Einigungen erfolgen können.“
Die Auftritte auf Sitzungen und Veranstaltungen während der Session dauern in der Regel etwa 25 Minuten. Gesungen wird übrigens live.