Sie sind ein Aushänge-Schild in der Kölner Altstadt. Die bunten historischen „Stapelhäuschen“ direkt am Fischmarkt gehören zu den beliebtesten Foto-Motiven in Köln. Der Blick auf die historischen Häuser ist aber seit Wochen eingetrübt: Vor dem linken Teil der Häuser ist ein ungewöhnliches Gerüst aufgebaut, das so breit wie hoch ist und einen Großteil der Straße blockiert. Sie sind nötig, um zu retten, was noch zu retten ist.
Die beiden linken der historischen Stapelhäuser (das grüne und das orangefarbene Haus) bereiten der Stadt Köln aktuell große Sorgen. Im Zuge von Bauarbeiten an den beiden Häusern wurde entdeckt, dass der Zustand der Häuser bedenklicher ist, als bislang angenommen. Bei der Altersbestimmung wurde deutlich, dass die Fachwerkstruktur weitaus älter ist, als bislang angenommen.
Sie stammt nicht aus der Zeit, als die Kölner Altstadt in den 1930er-Jahren grundlegend saniert wurde. Vielmehr handelt es sich vermutlich um Hölzer aus dem 16. oder 18. Jahrhundert. Eine so alte Bausubstanz an so prominenter Stelle in Köln – das ist eine absolute Rarität.
Was einerseits eine Sensation ist, ist aktuell auch ein Problem. Im Gebäude am Fischmarkt 1-3 ist im Erdgeschoss ein Restaurant untergebracht, darüber befindet sich ein Hotel. Beides ist aktuell auf unbestimmte Zeit geschlossen. Die Eisdiele daneben, sowie das Restaurant „Im Martinswinkel“ sind geöffnet.
Große Teile nicht zu retten
Während die Kölner Altstadt im 2. Weltkrieg weitestgehend zerstört wurde, ist die Struktur dieser bekannten Häuser also noch aus einer Zeit lange davor. Allerdings: Im Zuge der Bauarbeiten wurde auch klar, in was für einem schlechten Zustand die Häuser wirklich sind.
Verantwortlich hierfür sind „konstruktive Fehler“, die im Rahmen der Maßnahmen der 1930er-Jahre gemacht wurden. Die Folge davon: Feuchtigkeit am Holz des Fachwerkes, die zu Pilz- und Insektenbefall führte. Die bittere Nachricht: Große Teile der historischen Bausubstanz werden laut Stadt Köln nicht zu retten sein.
Was man heute kaum noch weiß: Die Nazis haben in den 1930er-Jahren große Teil der historischen Altstadt umgebaut und viele historische Gebäude abgerissen.
Anzeige:Häuser am Fischmarkt: Wie geht es nun weiter?
- Aktuell liegt die Priorität darin, die Standsicherheit des Gebäudes zu gewährleisten. Dazu werden kurzfristig die Gerüste verstärkt. Das führt zu dem ungewöhnlichen Aussehen des Gerüsts aktuell.
- Parallel wird ein Plan ausgearbeitet, wie man die historischen Gemäuer retten kann: „Es müssen alle Möglichkeiten untersucht werden, um den größtmöglichen Teil der besonderen Denkmalsubstanz zu erhalten“, erklärt die Stadt Köln. Der Wiederaufbau soll in gleicher Kubatur und mit gleichen Höhen entstehen, aber auch alle baurechtlichen Anforderungen berücksichtigen.
- Ziel sei es, dass anschließend wieder ein Restaurant im Erdgeschoss und ein Hotel in den oberen Etagen des Hauses beherbergt sein sollen. Aktuell sind noch viele Fragen ungeklärt, sodass ein konkreter Zeitplan für die Sanierung noch nicht vorgelegt werden kann.
Stadt Köln will die Häuser erhalten
Die Stadt Köln erklärt ihren Willen zur Erhaltung der Häuser: „Die Sanierung der Häuser am Fischmarkt 1 bis 3 stellt eine große Herausforderung dar, die Historie und moderne Nutzung vereinen muss. Die Stadt Köln ist bestrebt, das einzigartige Erbe der Kölner Altstadt zu bewahren und die Stapelhäuschen im Zusammenspiel mit der Kirche Groß St. Martin als prägenden Teil der Kölner Stadtsilhouette zu erhalten.“
Auch für das Restaurant „FeinFein“ muss deshalb aktuell geschlossen bleiben: „Es bleibt uns leider nichts anderes übrig, da die Umbauarbeiten im über uns gelegenen Hotel sich deutlich verzögern. Wir sind sehr betrübt über die Länge der Maßnahmen, doch leider sind uns die Hände gebunden“, heißt es auf der Homepage des Restaurants.