Es steht seit über 30 Jahren auf dem Hohenzollernring zwischen Rudolfplatz und Friesenplatz. Das so genannte Betonauto ist irgendwie schon immer da. Unauffällig, ein Kunstwerk, an dem kaum jemand stehen bleibt, das kein Touristen-Magnet ist. Auf aktuellen Fotos ist es allenfalls zu sehen, wenn auf den Ringen gefeiert wird.
Als der 1. FC Köln etwa 2017 in den Europapokal einzog, standen die Menschen unter anderem auch auf dem Betonauto und zündeten Feuerwerk. Dabei hat der Betonklotz eine interessante Geschichte und eine Botschaft. (Foto: VollwertBIT / CC BY-SA 2.5)
Die Geschichte des Betonautos auf dem Hohenzollernring
Unter dem Beton steht ein echtes Auto, das heute als Oldtimer durchgehen wurde: Im Oktober 1969 hatte der Aktionskünstler Wolf Vostell seinen Opel Kapitän (Baujahr 1960) auf der Domstraße (Parallelstraße der Nord-Süd-Fahrt zwischen Ebertplatz und Hauptbahnhof) in einer Parklücke gestellt.
Das komplett fahrtüchtige Auto ließ er anschließend vor den Augen zahlreicher verdutzter Passanten einbetonieren. Dafür wurde u.a. eine Verschalung aus Holz um das Auto gebaut, ehe ein Betonmischer anrollte.
Anzeige:Wolf Vostells „Ruhender Verkehr“ als Kunstwerk
Die Plastik hat den Titel „Ruhender Verkehr“. Kunst ist immer vielfältig interpretierbar, aber dass es hier einen Zusammenhang zwischen der damals autogerecht gestalteten Stadt Köln nach dem 2. Weltkrieg gab, ist sicher unbestritten – und so gesehen heute vielleicht relevanter denn je, wo darüber diskutiert wird, wie Städte in Zukunft aussehen können.
Themen seiner vielen Kunstwerke waren in den 60er- und 70er-Jahren unter anderem Kapitalismuskritik, Studentenrevolution und das Wirtschaftswunder.
„Meine Plastik soll am besten in einer Parkreihe in Köln oder einer anderen Stadt stehenbleiben. Das wäre die ideale gesellschaftliche Relevanz. Das eingefrorene Auto mitten zwischen anderen noch verkehrstüchtigen Autos“, sagte Vostell in einem Video, das heute noch auf YouTube zu sehen ist und die Aktion dokumentiert.
In dem Video sind auch die Kommentare zahlreicher damals verärgerter Passanten zu hören: „Auf jeden Fall entspringt es keinem normalen Geist“, sagt eine Stimme im Hintergrund. „Ich würde sagen, grober Unfug ist noch zu glimpflich ausgedrückt“, sagte ein anderer.
Die Verbreitung von Vostells einbetonierten Autos in anderen Städten
Das Betonauto vom Hohenzollernring stand in den 1970er-Jahren bereits in Paris und auch vor der Berliner Neuen Nationalgalerie, ehe es 1989 auf den Mittelstreifen des Hohenzollernrings gestellt wurde. Es steht heute also nicht auf einem eigentlichen Parkplatz, wie der Künstler es ursprünglich beabsichtigt hatte.
Auch auf dem Rathenauplatz in Berlin sind zwei einbetonierte Autos von Vostell zu sehen. Hier schauen noch die Reifen raus. Wolf Vostell wurde in Leverkusen geboren und starb 1998 in Berlin. Er ist in Madrid begraben.
So gehts es weiter mit dem Betonauto auf dem Ring
Nach mehr als 30 Jahren auf den Ringen sollte das Betonauto eigentlich 2023 umziehen und tatsächlich in eine Parklücke gestellt werden – wie der Künstler es damals gewollt hat. Das Auto sollte eigentlich auf der Hahnenstraße vor dem Kölnischen Kunstverein stehen. Im November 2023 wurde Beton-Koloss noch renoviert. Der Umzug platzte jedoch, da kein geigneter Parkplatz gefunden wurde.