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Die Geister-Bahnhöfe der KVB mitten in Köln

Wohl kein Veedel hat so sehr unter dem Bau der Nord-Süd-U-Bahn gelitten, wie das Veedel rund um die Severinstraße. Eigentlich sollte hier längst eine U-Bahn bis in die Innenstadt fahren. Doch das Drama um den Einsturz des Kölner Stadtarchivs mit zwei Toten wirkt bis heute nach.

Unter der Severinstraße gibt es nunmehr aber seit einigen Jahren mächtige Bahnstation mit riesigen Ausmaßen. Wer die kleine Einkaufsstraße überirdisch sieht, kann kaum glauben, dass es direkt unter der Straße eine zweite Welt gibt – die allerdings menschenleer ist. Die KVB-Bahn unterhalb der Severinstraße ist seit Jahren eine Geister-Linie.

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Von der Severinstraße 122 Stufen hinab

Vom Bahnsteig der Station Severinstraße bis nach oben sind es exakt 122 Stufen. Wer an der Nordseite der Station rauf- oder hinabsteigt, fährt mit einer einzigen Rolltreppe hinab, die 40 Meter lang ist. Der Gleis liegt 20 Metern unter der Erde, unter der Rampe zur Severinsbrücke (B55). Der Boden des Bahnsteiges ist hell. Durch das Licht unten wirken auch die Betonpfeiler hell.

Ähnlich ist es an der Station Kartäuserhof, die nur 475 Meter entfernt liegt. Vor dem heutigen ODEON-Kino (früher Theater im Vringsveedel von Trude Herr) führt ein schmaler Abgang hinunter. Überirdisch liegt die Severinstorburg schon in Sichtweite. Wer hier die Treppen hinabsteigt, kommt in die Welt direkt unter der Severinstraße, die man eigentlich als kleine und enge Einkaufsstraße kennt. Hier unten ist es das Gegenteil der kleinen Straße: Die Station ist eine Art Kathedrale auf zwei Ebenen.

Severinstrasse

Perfekte Bahnhöfe – ohne Menschen

Die Ebene sieben Meter unter der Straße hat eine riesige Decke und ist ein großer Durchgang. Von hier aus geht es noch weiter (11 weitere Meter) hinab ins Erdreich mit einer langen Rolltreppe. Dann erreicht man den Bahnsteig.

Beide Stationen sind 2015 eröffnet worden. Die Severinstraße ist aktuell die Endstation für die Linie 17. Wer durch die Stationen geht, sieht perfekte Bahnhofe, saubere Stationen. Beeindruckende Lichttechniken und Dimensionen, die man unter der Severinstraße niemals vermuten würde. Die Stationen sind das Gegenteil von verwinkelten und dunklen Bahnhöfen, in denen man sich unwohl fühlt. Zum Teil fällt sogar Tageslicht ein.

Doch unten an den Bahnsteigen herrscht auch: Stille. Wer einfach mal seine Ruhe haben will, der sollte sich nicht in den Kölner Dom, sondern auf eine Bank auf einem der Bahnsteige setzen.

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So sieht es unter der Severinstraße aus

Inbetriebnahme frühestens 2025

Denn Menschen gibt es in den riesigen Bauwerken fast gar nicht. Kein Laufverkehr, keine Bahnsteige mit wartenden Menschen, keine Läden. Die zusätzlichen Haltestellen Bonner Wall, Chlodwigplatz, Kartäuserhof und Severinstraße enden an der Severinstraße und sind ein Blocker für alle, die Richtung Hauptbahnhof wollen.

Die Linie 17 ging im November 2015 nach elfjähriger Bauzeit zumindest in den Teilbetrieb. Rund 7,5 Mio. Euro hat diese Inbetriebnahme gekostet. Die Alternative wäre gewesen, auf die die Fertigstellung der gesamten Linie 17 zu warten. Das wird aber erst frühestens 2025 passieren. Dann hätte man riesige Geisterbahnhöfe in der Stadt gehabt. So sind es nun leere Kathedralen unter der Erde – und eine Geister-Linie 17.

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