Winter 1953/54: Dampflokomotiven fahren über die Hohenzollernbrücke, die gerade wiederaufgebaut wurde. Die alten Türme an der Brücke stehen noch, werden kurze Zeit später gesprengt. Und auf dem Rhein treiben dicke Eisschollen.
Wenn Eltern und Großeltern heute davon erzählen, wie der Rhein früher zugefroren war, kann man sich das heute kaum mehr vorstellen. Die Aufnahmen von vor 60 Jahren und früher sind heute beeindruckende Foto-Dokumente: Roland Blaum hat diese Bilder in den Foto-Alben seines Vaters gefunden, in meiner Foto-Gruppe auf Facebook geteilt und erlaubt, dass sie hier noch einmal gezeigt werden.
Unter den Bildern erinnern sich zahlreiche Kölnerinnen und Kölner, wie es früher am gefrorenen Rhein war: „So habe ich es auch noch erlebt 1954 mit 8 Jahren“, schreibt Karin unter die Bilder. Tatsächlich war der Rhein auch in den Nachkriegsjahren noch mehrmals zugefroren, oder aber mit dicken Eisschollen bedeckt.
Im Bild ganz oben sehen wir die Rodenkirchener Brücke im Februar 1954. Die Pfeiler sind nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg wiederhergestellt. Die Fahrbahn in der Mitte fehlt noch. Zehn Monate später, im Dezember 1954, wurde sie wieder eingeweiht. Wo heute die Riviera Rodenkirchen ist, steht im Vordergrund steht ein Mann weit im Rhein auf dem zugefrorenen Rhein. Links im Bild ist Rodenkirchen zu erkennen. Eine beeindruckende Atmosphäre, heute undenkbar.
Anzeige:Letzte Eisschicht auf dem Rhein im Winter 1962/63
Die letzte Eisschicht auf dem Rhein stammt aus dem Winter 1962/63. Damals war der Fluss auf einer Länge von fast 80 Kilometern nördlich von Köln zugefroren. Weil sich an der Loreley das Treibeis damals so stark staute, musste Sprengstoff angewendet werden, damit keine Brücken zu Schaden kamen.
„Mein Großvater ist von Niehl nach Mühlheim über den zugefrorenen Rhein gelaufen. Ich durfte nicht mit, Oma hat es verboten“, erinnert sich Achim unter dem Bild. Ursula erinnert sich: „Ich bin 1951 oder 52 zu Fuss zu meinem Onkel aufs Schiff gegangen. Für uns Kinder ein einmaliges Erlebnis.“
Kann der Rhein nochmal zufrieren?
Mit Blick auf die Wassertemperatur des Rheins (1.238 Kilometer Länge) auch an extrem kalten Tagen wird schnell klar: Mit Schlittschuhfahren auf dem Rhein wird es auch in der Zukunft nichts mehr.
Die Wassertemperatur des Rheins ist heute meist etwas höher, als die Temperatur in der Umgebung. Auch sehr kalten kalten Tagen unter 0 Grad liegt sie noch bei 6 Grad Celsius. Dass das Wasser Werte um den Gefrierpunkt erreicht, ist heute mit einigen extrem kalten Tagen praktisch nicht möglich. Grund sind die Abwässer und die Abwärme der Industrieanlagen entlang des Flusses.
Der Rhein und die Fließgeschwindigkeit
Hinzu kommt: Der Rhein ist eine Bundeswasserstraße und eine wichtige Schifffahrtsverbindung. In den vergangenen 150 Jahren wurde er an vielen Stellen begradigt. Das wiederum erhöht die Fließgeschwindigkeit des Wasser (diese Rechnung zeigt, wie in wie vielen Sekunden der Rhein den Dom komplett mit Wasser fluten könnte). Und die ist aufgrund des hohen Pegels derzeit sowieso so hoch, dass es ausgeschlossen ist, dass sich flächendeckend Eis auf dem Rhein bildet.
Wir sehen also: Schlittschuhlaufen auf dem Rhein vor dem Dom-Panorama ist in Zeiten des Klimawandels auch für die Zukunft praktisch ausgeschlossen.
Hast du ebenfalls noch alte Fotos von damals? Schick mir eine E-Mail.