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Warum in Deutz ein Beton-Bus mit Blick auf den Dom steht

Auf den ersten Blick ist es seit 2012 ein interessanter Ort für ein Foto: Zwischen zwei Betonmauern kann man in einem schmalen Durchgang vor dem Landeshaus des Landschaftsverbands Rheinland direkt auf den Kölner Dom fotografieren. Das Ergebnis ist beeindruckend.

Das „Denkmal der Grauen Busse“, wie die Anlage offiziell heißt, erinnert jedoch eines der dunkelsten Kapitel der deutschen und Kölner Geschichte: Die beiden Betonklötze (70 Tonnen schwer) sind modellgleiche Nachbildungen von Fahrzeugen der so genannten „Gemeinnützigen Krankentransport GmbH“.

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Wohin bringt ihr uns?

Mit ihnen wurden Menschen, die psychisch krank waren oder eine geistige Behinderung hatten, während des dritten Reichs in Tötungsanstalten transportiert. Wer genau hinschaut, entdeckt innerhalb des Denkmales eine Frage eines Patienten, die so überliefert ist: „Wohin bringt ihr uns?“.

„Wohin bringt ihr uns?“ Diese überlieferte Frage steht im Denkmal.

10.000 Tote Menschen im Rheinland

Kurz gesagt: Es war der von Hitler organisierte Massenmord an Menschen, die zu den schwächsten der Gesellschaft gehörten: Durch das Euthanasie-Programm in Deutschland starben wurden während der Nazi-Zeit rund 70.000 Menschen umgebracht – allein im Rheinland und somit auch in Köln waren es rund 10.000 Menschen. Es war die „Aktion T4“, mit der Adolf Hitler mit einem Schreiben am 1. September 1939 den Massenmord in Gang setzte. T4 deshalb, weil sich die Zentrale der Mord-Aktion in der Tiergartenstraße 4 in Berlin befand.

Wie das Informationsblatt des LVR zum Denkmal zu entnehmen ist, lebten im Rheinland 1939 rund 24.000 Menschen in psychiatrischen Einrichtungen. Tausende wurden in der Nazi-Zeit vorsätzlich umgebracht, starben durch Unterernährung oder weil man ihnen falsche Medikamente gab. Kinder mit Behinderung wurden mit Schlafmitteln getötet. Die Sterberate in der heutigen LVR-Klinik in Düsseldorf stieg von 6,6 Prozent auf über 20 Prozent im Jahr 1944.

Ein baugleiches Betonbus-Denkmal der Künstler Horst Hoheisel und Andreas Knitz steht seit 2006 vor der ehemaligen Heilanstalt in Weißenau in Ravensburg (Baden-Württemberg). Mehr seht ihr auf der Homepage des Denkmals.

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Warum steht das Denkmal vor dem LVR in Köln-Deutz?

Der Landschaftsverband ist der Rechtsnachfolger des Provinzialverbandes Rheinland, in dessen Einrichtungen viele Menschen den Tod fanden. So gesehen ist es für den LVR auch ein Stück weit die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte an einem prominenten Standort.

Dass sich dieser Ort gut für Fotos eignet ist in unserer heutigen visuellen Welt darüber hinaus ein großer Vorteil für das Denkmal. Erst so entstehen Bilder, die in sozialen Netzwerken geteilt werden – und somit auch Aufmerksamkeit für das Denkmal und die Geschichte schaffen.

Wo das Denkmal in Köln steht

Das Denkmal der Grauen Busse ist leicht zu finden: Das LVR-Gebäude ist das Gebäude direkt neben dem Hyatt-Hotel rechtsrheinisch an der Hohenzollernbrücke. Wenn ihr zwischen Hyatt und LVR Gebäude einige Meter vom Rhein weggeht, seht ihr den Bus bereits auf der Wiese.

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1 Kommentar

  • Detlef Brenner

    Ihr Bericht bedarf einer unverzichtbaren Ergänzung, denn auch körperliche Behinderungen, z. B. Taubheit, galten gemäß der NS-Idiologie als „unwertes Leben“ und führten zur „Euthanasie“.

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