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Tribüne Weidenpesch

Vergessene Tribüne: Warum Kölns ältestes Fußballdenkmal verfällt

Kölns Baudenkmal Nr. 4856 im Weidenpescher Sportpark ist einer der geschichtsträchtigsten Kölner Fußball-Orte. Doch seit Jahrzehnten modert der Platz wenige Meter von der Galopprennbahn nur noch vor sich hin. Der Ort, der mittlerweile von Bäumen bewachsen ist, war früher eines der ersten – und zeitweise das größte – Stadion in Deutschland. 16.000 Zuschauer fanden hier kurz nach der Jahrhundertwende statt.

Die Relikte dessen sind heute noch zu erahnen: Es sind die Reste der Fußballtribüne, die zu den ältesten Stadiontribünen in ganz Deutschland gehört. Sie steht seit 1989 unter Denkmalschutz – aber verfällt seit Jahrzehnten, weil sich niemand kümmert. Foto: IMAGO / E. Bopp

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Sportplatz mit Tribüne seit 2002 verlassen

Bis 2002 spielte hier der VfL Köln von 1899 auf einem Ascheplatz vor der historischen Tribüne. Lediglich in der Kreisliga, aber es herrschte Spielbetrieb. Der Verein heißt heute nach einem Zusammenschluss 1. FSV Köln 1899 und ist so gesehen deutlich älter, als der traditionsreiche 1. FC Köln.

Links und rechts neben der Tribünen-Konstruktion aus Stahl gab es jeweils rund 15 Stufen und je einen kleinen Masten für Licht auf jeder Seite. Die Tribüne selbst hatte eine kleine Backsteinmauer, einige Logenplätze und dann mehrere Reihen. Insgesamt 1600 Menschen konnte hier vor knapp 100 Jahren Platz finden. Zweimal fand in diesem Stadion Endspiele um die deutsche Meisterschaft statt (1905 und 1910). Internationale Mannschaften waren hier reihenweise zu Gast. Erst als der Sportpark Müngersdorf in den 1920er-Jahren gebaut wurde, war es nicht mehr das größte Stadion der Stadt.

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Gelände in Weidenpesch mit Tribüne heute umzäunt

Der Ascheplatz ist nach dem Wegzug des VfL Köln vor über 20 Jahren längst nicht mehr in Betrieb. Heute parken LKW einer Spedition auf dem Gelände. Überhaupt ist das Erscheinungsbild traurig: Der Sportplatz und auch die historische Tribüne wurden einfach sich selbst überlassen. Das Dach ist schief, ein notdürftiger Bauzaun um die Tribüne gestellt.

Wer die Tribüne sieht, dem wird schnell klar: Wenn hier nicht bald etwas passiert, bleibt von dem Denkmal nichts mehr übrig. Ein historischer Ort in Köln, um den sich kein Mensch mehr kümmert. Dieses Video zeigt, wie die Anlage bereits im Jahr 2014, also vor 9 Jahren, in einem schlechten Zustand war.

Petition ohne Wirkung auf Stadt Köln und Rennverein

2019 kam die alte Tribüne noch einmal kurzzeitig in die Schlagzeilen. Eine Initiative versuchte mit einer Petition Aufmerksamkeit für die Anlage zu schaffen, sammelte über 1000 Unterschriften. Das Medienecho war groß. Alle Medien berichteten. Doch danach passierte: nichts. Die Stadt Köln ist Besitzer der Anlage und verpachtet die Anlage an den Rennverein. Für die Tribüne fühlt sich niemand zuständig. Nicht die Stadt. Nicht der Rennverein. Ein sinnvolles Nutzungskonzept gibt es ebenfalls nicht.

Drehort für den Film das „Wunder von Bern“

Die Tribüne war 2003 übrigens Drehort von Sönke Wortmanns Film „Das Wunder von Bern“. Hier wurden die Szenen gedreht, als die Spieler aus der Kabine in das Stadion kamen. Dafür wurde die Tribüne noch einmal herausgeputzt. Inzwischen blättern sogar die Graffiti-Schmierereien von den alten Mauern ab. Die ehemals grünen Bänke auf der Tribüne fallen auseinander.

Die Sanierung wurde 2019 auf rund 2,5 Mio. Euro geschätzt. Eine Zahl, die heute kaum zu halten sein dürfte. Zu Vergleich: Die Sanierung der legendären Avus Tribüne in Berlin hat zuletzt 9 Mio. Euro gekostet.

So kann man aktuell einem weiteren historischen Bau in Köln beim Verfall zusehen.

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